Nasenring für Wildschwein noch artgerecht?
Bekannte von mir haben ein Wildschwein auf ihrem Bauernhof. Das kleine Wildschwein haben sie gefunden, als es noch ganz klein gewesen ist und haben es aufgepäppelt. Inzwischen ist es sehr groß und kommt gut mit den Menschen klar. Deswegen ist es auch schon häufiger im Fernsehen gewesen, wo es andere Menschen bestaunen konnten.
Das Wildschwein hat sei einiger Zeit aber einen Ring in der Nase. Dieser Ring tut wohl weh, wenn das Schwein anfängt irgendwo zu graben und dann hört das Schwein damit auf und die Halter müssen sich keine Sorgen um einen umgegrabenen Garten machen.
Ich habe mich aber dennoch gefragt, in wiefern denn ein solcher Ring noch artgerecht sein kann. Der Ring bewegt sich auch so beim Laufen schon mal hin und her, tut das dem Wildschwein nicht auch schon ein wenig weh?
Abgesehen davon liegt es in der Natur des Wildschweines, dass es wühlen möchte, da hätte man ihm wenigstens einen Abschnitt im Garten geben können, wo er das machen kann. Wie findet ihr es, dass man dem Wildschwein so einen Nasenring verpasst hat? Denkt ihr, dass das Schwein damit glücklich ist?
Ich bin weder auf dem Gebiet der Wildschweinhaltung, noch bezüglich Nasenringen bei Tieren ein Experte, halte es aber für absolut nicht artgerecht, das Graben mittels eines Schmerz erzeugenden Ringes zu unterbinden, wenngleich man natürlich nachvollziehen kann, dass die Leute nicht den ganzen Garten umgegraben sehen möchten.
Ich schaue mir öfter mal die Wildschweine im Wildgehege hier an. Diese Schweine wühlen eigentlich ständig mit der Nase im Boden rum, entsprechend besteht eigentlich das komplette Gehege aus umgegrabener Erde. Wenn ich mir nun vorstelle, dass mein Garten irgendwann so aussehen könnte, dann bin ich höchst bestrebt, Wildschweine aus diesem fernzuhalten.
Was sind denn das für Leute? Vernünftiger Weise hätte man eine Prägung auf den Menschen vermeiden und das Tier wieder auswildern müssen oder zumindest in eine Rotte eingliedern - Schweine sind sozial und sollten nicht alleine in irgendeinem Garten wohnen müssen. Und in der Regel kann man ja nicht einfach so mal ein Wildschwein aufziehen und im Garten halten, sondern muss zumindest eine Haltegenehmigung haben, die aber wiederum eine artgerechte Haltung (oder das, was als solches bezeichnet wird) voraussetzt. Auf einem Bauernhof wäre es doch prinzipiell auch kein großes Thema, wenigstens ein vernünftiges Gehege für das Schwein herzurichten.
Der heimische Garten dürfte den Anforderungen für eine Halteerlaubnis jedenfalls nicht genügen und in Kombination mit einem schmerzhaften Ring, um natürliches Verhalten zu unterbinden, halte ich das Ganze für extremst fragwürdig. Wären das meine Bekannten, würde ich ihnen definitiv mal das Veterinäramt vorbei schicken.
Wildschweine durchwühlen den Boden auf der Suche nach Nahrung. Sie fressen vor allem Insekten, Mäuse und Schnecken. Wahrscheinlich ernähren diese Leute das arme Tier nur vegetarisch mit Küchenabfällen und dann versagen sie ihm auch noch die Möglichkeit, sich tierisches Futter selber zu suchen.
Wenn man nicht die Bedingungen zur Haltung erfüllt, sollte man so ein Tier nicht halten. Ich finde es ja auch nett, dass sie es aufgepäppelt haben. Aber wenn ihnen ihr Garten wichtiger ist, dann passt das Tier halt nicht zu ihnen. Ich hätte ja eher Zäune um mein Gemüse gemacht, als dem Tier ein Ring durch die Nase zu stecken. Besser noch braucht das Tier halt seinen eigenen Garten. Und noch besser braucht es Artgenossen. Das Schwein wäre in einem Wildgehege am besten aufgehoben.
Ob der Ring schon beim Laufen wehtut, kann ich nicht sagen. Wenn es gut verheilt ist, sollte das eigentlich nicht der Fall sein. Nur der Druck beim Wühlen ist dann schmerzhaft. Aber das ist wirklich eine mittelalterliche und egoistische Methode. Und das Fernsehen hält immer mal wieder fröhlich die Kamera drauf und die Leute sitzen in ihren Wohnzimmern und finden das süß.
Nasenkrampen sind immer dann in der Schweinehaltung üblich, wenn der Mensch es einfach haben möchte. In der normalen Bio-Haltung ist das Einziehen von Nasenringen bei Schweinen erlaubt. Das wird besonders gern bei Sauen gemacht, die einerseits der Zucht dienen und andererseits neben dem Hofladen idyllisch auf einer grünen Wiese stehen sollen.
Denn genau das ist der Sinn der Nasenkrampen bei Schweinen. Sie sollen die Tiere über den Schmerz am Wühlen und am Anlegen einer Suhle hindern. Folglich ist das auch ein beliebter Weg, Mini-Schweine und sonstige Schweine, die man sich in den Garten stellen will, davon abzuhalten, sich artgerecht und arttypisch zu verhalten.
Das Einziehen der Nasenkrampe tut extrem weh. Auch bis das ganze vernünftig abgeheilt ist, leidet das Tier unter Schmerzen. Wenn der Nasenring dann später gut sitzt, verursacht keine Schmerzen mehr, wenn das Tier nicht wühlt.
Das ist nicht anders als bei einem Piercing, das verursacht auch keine Schmerzen, wenn niemand kräftig daran reißt. Aber da der Ring das Schwein von seinem natürlich Verhalten abhält, ist er natürlich eine Quälerei. Übrigens verbietet Bioland das Einziehen von Nasenkrampen generell. Wer also beim Fleisch sicher sein möchte, kann nicht auf EG-Bio ausweichen, denn dort ist es erlaubt.
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