Nachtragend sein, auch wenn man selbst darunter leidet?

Ich bin selbst nicht besonders nachtragend. Wenn ich mich mit jemandem versöhne oder ausspreche, dann lasse ich die Sache am liebsten auf sich beruhen. Anderenfalls belaste ich mich nur selbst damit und bereite mir unnötig schlechte Laune.

Wenn ich nur an solche negativen Sachen denke, dann bekomme ich selbst einfach schlechte Laune und bin schlecht drauf. Zwar wische ich jemand anderem vielleicht eins aus damit, aber mir geht es ja auch selbst nicht besser dabei, so dass es mir das nicht wert ist.

Eine Freundin von mir hingegen ist extrem nachtragend. Gerade dann, wenn ihr Freund irgendwelche Fehler macht, dann ist sie oft tagelang sauer auf ihn und lässt ihn das auch spüren. Sie meinte, dass sie selbst darunter leiden würde, da sie insgeheim schon lieber hätte, wenn alles gut wäre, aber diesen Triumph würde sie ihm nicht gönnen. Von daher würde sie lieber selbst darunter leiden.

Kennt ihr so ein Verhalten auch von euch, dass ihr nachtragend seid, obwohl ihr selbst an der Situation leidet und euch lieber richtig vertragen würdet, nur um jemandem dafür eines auswischen zu können? Warum schadet man sich denn absichtlich selbst?

Es kommt ganz auf die Situation drauf an und ich manchmal habe ich auch schon Sachen über mehrere Tage oder Wochen nachgetragen. Mit meinem Ex Partner lief es nicht sonderlich gut was die Versorgung vom Kind anbelangt hat und als ich einmal einige Zeit zu einem Termin musste der über einige Tage ging, habe ich es schon genossen, dass er nun einmal merkt wie das ist alleine mit Kind.

Denn er war immer der Meinung, dass das ein chilliger Job ist und man Zuhause das machen kann was man möchte. Entsprechend habe ich mich auch nicht beeilt nach Hause zu kommen sondern bin anschließend noch in die Stadt gegangen auf einen Kaffee und kam 4 Stunden später als Verabredet erst nach Hause. Da war er dann schon sauer und nachtragend, einfach nur aus der puren Überforderung heraus. Aber da hat er erst einmal begriffen, was alles geleistet werden muss mit Kind und es alles andere als chillig ist.

Leider hat er das danach wieder schnell vergessen und es kamen wieder diese dämlichen Unterstellungen, dass ich dann schon sauer geworden bin und das auch über mehrere Monate mit mir herum getragen habe bis die Beziehung dann beendet worden ist. Nicht nur ich fand das sehr belastend komplett alleine stehen gelassen zu werden mit Kind, Haushalt und Vollzeitjob weil er keinen Finger krumm gemacht hat. Selbst wenn man es ihm erklären wollte, ist man nur auf taube Ohren gestoßen.

Geschadet habe ich mir in dieser Situation eher damit, dass ich nicht eher den Schlußstrich gezogen habe und ihn vor die Tür gesetzt. Mir war es eigentlich wichtig, dass das Kind einen Vater und eine richtige Familie hat und nicht nur eine Bezugsperson und daher so lange an diesem Mann festgehalten. Erst seit er weg ist geht es mir auch wieder richtig gut, da ich mich auch nicht damit ärgern muss, dass ich weitere arbeiten einfach hingelegt bekomme oder noch einer mehr in der Wohnung Chaos veranstaltet was ich dann aufräumen und putzen darf.

Ich bin allgemein dann kein nachtragender Mensch, wenn man über etwas reden kann. Wenn ich mich mit jemandem ausspreche und etwas dann geklärt werden kann, dann ist das für mich in Ordnung und dann hake ich so etwas auch schnell ab. Wenn aber keine Aussprache möglich ist, dann finde ich es schwierig und dann denke ich schon oft an die Situation.

Natürlich leide ich dann selber darunter und ich will ja auch gar nicht nachtragend sein, aber ich kann eine Sache für mich einfach erst dann so richtig abhaken, wenn ich mit der betreffenden Person geredet habe und wir uns eben möglichst ausgesprochen haben. Aber einfach so finde ich es ganz schlimm, wenn jemand nachtragend ist und man dann tagelang nicht miteinander redet, obwohl gerade das das Problem aus der Welt schaffen könnte.