Nachhilfe ein Indikator für schlechte Bildungsqualität?

vom 12.04.2017, 16:05 Uhr

Ein Bekannter von mir ist der Ansicht, dass das deutsche Bildungssystem immer schlechter und schlechter wird und dass Abschlüsse und Qualifikationen im Prinzip nichts mehr Wert wären. Er begründet das mit der Nachhilfe. Seiner Meinung nach kann ein Bildungssystem nur schlecht sein, wenn sich gleichzeitig ein Milliardenmarkt für Nachhilfe sämtlicher Art auftut. Wenn das Bildungssystem seiner Ansicht nach gut wäre, dann hätte man grundsätzlich keine Nachhilfe mehr nötig.

Ich finde, dass er da ein wenig übertreibt. Denn es wird immer gute und schlechtere Schüler geben, egal wie gut das Bildungssystem ist. Ich finde daher, dass er es sich mit seinem schwarz-weiß-Denken irgendwie zu leicht macht. Kann Nachhilfe tatsächlich ein Indikator für schlechte Bildungsqualität sein oder ist das eindeutig zu kurz gedacht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde das ein wenig kurz Gedacht. Nur weil Nachhilfe angeboten wird, muss es noch lange nicht heißen das nur schlechte das in Anspruch nehmen. Manche gute nehmen das ebenfalls in Anspruch, damit sie das Wissen vertiefen können, mehr erfahren als im eigentlichen Unterricht oder auch ihre Zensuren nach oben hin weiter steigern und höhere Ziele haben. Sind dies dann vergleichbar mit denen, die es mit Ach und Krach so schaffen und zu dumm sind die einfachsten Dinge zu verstehen?

Leider ist es inzwischen so, dass immer mehr Stoff auf weniger Zeit kommt. Schaue dir mal das G8 an was nun wieder abgeschafft wird. Da hast du für den gleichen Stoff ein Jahr weniger Zeit und hast auch nicht die Zeit das entsprechend lange zu behandeln mit einem Thema oder auf die Schwachen Rücksicht zu nehmen. Das muss weiter gehen und wer nicht mitkommt, der muss sich das Wissen selbst aneignen oder mit Nachhilfe da er ansonsten abgehängt wird. Selbststudium basiert darauf ebenfalls aber auch das bekommen viele nicht mehr hin, da zu viel Ablenkung geschaffen ist und noch mehr dazu kommt

Welches Kind sitzt heute noch Nachmittags an den Büchern und hat nicht nebenbei den Fernseher laufen oder das Smartphone da liegen? Das ist dann interessanter als der Stoff und somit wird weniger aufgenommen wenn alles nur nebenbei gemacht wird, dass es dann ebenfalls schlechter wird mit der Bildung muss einen auch nicht wundern.

Nun wird gefordert, dass die Schüler noch auf den Alltag vorbereitet werden mit solchen Dingen wie Versicherungen usw. das ist ja alles nett aber wann bitte? Die Zeit ist voll, mehr geht bei vielen gar nicht mehr von dem was erlaubt ist im Bundesland und wo soll man dann noch mehr Stoff unterbringen, wenn man den jetzigen schon nicht unter bekommt und alles schnell schnell abhandeln muss.

Dass man da nicht mehr mitkommt verwundert mich nicht, da auch nicht jeden Tag gleich gut aufgenommen und gelernt wird aber das wird erwartet das man wie ein Trichter im Unterricht sitzt und alles aufsaugt wie ein Schwamm. Das das nicht jeder kann ist nun einmal so, aber es muss sich an mehreren Seiten dazu etwas ändern von der Zeit und gefordertem Stoff.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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