Nachbarschaftsvorsitz - sich den Forderungen beugen?

Nachbarschaftskomitees gibt es vermutlich nur in schlechten Filmen, das denkt man zumindest. In der Straße wo meine Eltern wohnen gab es vor einiger Zeit eine verkommene Villa mit einem sehr großen Grundstück. Rund herum gab es schöne Häuser. Jemand hat die Villa dann gekauft und sie abreißen lassen. Auf dem Grundstück wurden sehr schicke Reihenhäuser gebaut, die auch nicht besonders günstig waren. Wer auf die Idee gekommen ist weiß ich nicht, auf jeden Fall aber gab es dann ein Nachbarschaftskomitee. Die Gegend sieht sehr gepflegt aus und viele Häuser sind sehr schön und edel. Die Reihenhäuser sehen auch sehr schön aus und das wollte man so beibehalten. Deswegen wurde geregelt, in welcher Farbe die Häuser zu streichen sind, man einigte sich sogar auf einen bestimmten Hersteller für Farbe, da auch Weißtöne voneinander abweichen können.

Die Gärten waren auch geplant. Der erste und der zweite Vorgarten haben jeweils einen rund geschnittenen großen Strauch an der Ecke stehen, so dass die Reihenhäuser einheitlich wirken und man nicht das Gefühl hat, dass jede Familie etwas für sich macht. Insgesamt sind es sechs Reihenhäuser. Die beiden inneren haben Steingärten mit Bächen die dann zu dem zweiten und fünften Haus auslaufen und die Gärten sind schon sehr ähnlich gestaltet, wenn auch nicht identisch. Man sieht aber auf jeden Fall auf den ersten Blick, dass es so geplant ist. Auch die Gärten hinter den Häusern sind zumindest äußerlich ähnlich gestaltet da die gleichen Hecken verwendet werden und sich über alle sechs Gärten hinweg Weinreben ranken.

Vor kurzem ist ein Paar aus einem der Reihenhäuser ausgezogen und ein neues Paar ist eingezogen. Die beiden sind Spanier und sprechen nicht besonders gut Deutsch, obwohl der Mann Leiter eines Unternehmens bei uns in der Stadt ist. Auf jeden Fall aber haben die beiden nicht lange nach ihrem Einzug Renovierungsarbeiten vorgenommen, die den anderen Nachbarn gegen den Strich gehen. Das Haus wurde cremefarben gestrichen und die Marmortreppe vor dem Haus wurde durch eine aus Granit ersetzt. Nun passt sie optisch nicht mehr zu den Eingangstreppen der anderen Häuser.

Natürlich haben die Nachbarn sich sehr darüber aufgeregt und meine Mutter kennt zufällig eine Dame aus einem der äußeren Reihenhäuser. Diese war sehr wütend über die Aktion des Spaniers, da sie die Familie vorher darüber aufgeklärt hatte, dass Renovierungsarbeiten und die Umgestaltung des Gartens vorher abgesprochen werden muss. Leider gibt es hierzu aber keine bindenden Regelungen im Kaufvertrag, es beruht lediglich auf einer mündlichen Vereinbarung der Nachbarn.

Meine Mutter meint, dass die Spanier möglicherweise doch noch etwas ändern werden, zumindest die Farbe des Hauses. Die Treppe können sie sicherlich nicht mehr umtauschen. Aber man möchte ja auch nicht einziehen und direkt Krieg mit den anderen Nachbarn haben. Ich selbst würde mich den Vereinbarungen wahrscheinlich fügen, denn man sieht bereits beim Einzug, dass die Reihenhäuser eine Einheit bilden und warum sollte ich dann mein Haus absichtlich hervorheben? Wie würdet ihr es machen? Würdet ihr euch den Nachbarn anschließen, auch wenn euch die Gestaltung nicht gefällt? Wie würdet ihr anstelle der Nachbarn reagieren?

Die Begriffe Nachbarschaftsvorsitz und Nachbarschaftskomitees sagen mir jetzt nicht besonders viel, aber ich kenne den Begriff der Eigentümerversammlung. Diese tagen ja auch immer in regelmäßigen Abständen und dort sollten doch dann wohl auch solche Baumaßnahmen besprochen werden.

Wenn es sich um eine Reihenhaussiedlung handelt, sollte ja bestimmt auch eine Art Satzung bestehen und dort sollten die Möglichkeiten baulicher Veränderungen auch verankert sein. So pauschal kann man den geschilderten Fall nicht beurteilen, aber wenn alles rechtskonform abgelaufen ist, würde mich die Meinung der Nachbarn wohl eher weniger interessieren.