Nach zwei Tagen aus Langeweile Studium abbrechen?
Ich sah vor kurzem eine sehr interessante Dokumentation über Elon Musk gesehen. Er hat damals Paypal gegründet und ist CEO des Elektroautoherstellers Tesla. Es wurde dann auch gesagt, dass er eigentlich vor gehabt hätte zu studieren und dass er deswegen an die Universität gegangen ist. An der Uni war es ihm jedoch so langweilig, dass er das Studium nach zwei Tagen (!) abgebrochen hat und dann sein eigenes Ding durchgezogen hat.
Im Endeffekt kann ja natürlich jeder tun und lassen was er möchte, solange er damit glücklich ist. Ich finde es aber befremdlich, wie man schon nach zwei Tagen wissen möchte, ob das Studium langweilig ist oder nicht. Ich habe selbst studiert und gerade in der ersten Woche ist in der Regel wenig los. Da werden organisatorische Angelegenheiten besprochen wie Anwesenheitspflicht, Prüfungsleistung, eventuelle Praktika, Exkursionen oder Hausarbeiten bzw. Referatsthemen besprochen und verteilt. Es wird studienbegleitende Literatur empfohlen und ein grober Übersicht über den Inhalt des Kurses oder der Vorlesung gegeben (wenn die Zeit dazu ist in der ersten Stunde).
Ich finde die erste Woche im Studium grundsätzlich eher uninteressant, bis eben der ganze Organisations-Kram abgehakt ist. Erst danach geht es richtig los. Ich finde erst in der zweiten Woche kann man wirklich sagen, ob das Studium langweilig ist und einen unterfordert oder nicht, aber nicht deutlich früher. Könnt ihr verstehen, wie jemand nach zwei Tagen das Studium aus Langeweile abbricht?
Du hast es ja schon gut begründet, warum das blöd ist. Man hat noch nicht viel mitbekommen und es sind noch Erstitage, also eher Informationsveranstaltungen und das ist dann schon langweilig, aber sagt wenig über das Studium aus. Man hat natürlich Glück, wenn man sehr intelligent ist und es trotzdem schafft, aber das dürfte in den meisten Fällen nicht so sein und deswegen sollte man sich solche Entscheidungen gut überlegen.
Ich glaube, hier geht es weniger um die Beurteilung eines Universitätsstudium, sondern eher um die Imagepflege des besagten Herrn, der ja schließlich kein unbekannter kleiner Verlierertyp ist, sondern ein hoch erfolgreicher und stinkend reicher Unternehmer. Was er hier sagt, bedeutet eher: "Schaut her, ihr Fußvolk, ich bin so ein verdammtes Genie und ein schwerreicher Philanthrop, Investor und Playboy, ich muss mich mit derart plebejischen Versuchen wie einem Uni-Studium nicht abplagen! Ich bin von Natur aus so toll, ich kann machen, was ich will!" Wer mit 12 Jahren sein erstes Videospiel entwickelt und vermarktet und seitdem nicht mehr aufgehört hat, mit unerhörten Projekten für Furore zu sorgen, kann sich so ein Gebaren natürlich leisten.
Sprich, den genauen Wahrheitsgehalt muss man bei derlei Aussagen wohl nicht auf die Goldwaage legen. Jedenfalls kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand mit einer solchen Biographie wirklich brav die ersten zwei Tage Einführungsveranstaltung für die "Erstis" abgesessen und sich abends noch mal die Informationsmaterialien durchgelesen hat, um dann den Krempel als langweilig abzutun. Zumal da der Typ zu dem Zeitpunkt schon ein Studium abgeschlossen hatte.
Ich denke eher, dass er sich schon länger mit den unterschiedlichsten Projekten befasst hat und sein Entschluss, als Unternehmer und Investor weiterzumachen eben zufällig mit dem Semesteranfang zusammengefallen ist. Nicht jeder ist dafür geschaffen, an der Uni herumzugammeln, wenn es genügend Alternativen gibt, und für Elon Musk gab es sie wohl .
Ich denke auch, dass dieser Herr sich einfach gut darstellen möchte, indem solche Dinge über ihn berichtet werden. Ich denke eigentlich auch, dass man es nach zwei Tagen noch nicht richtig beurteilen kann, wie spannend oder langweilig ein Studium werden wird. Dazu muss man doch zumindest mal in die Themen hinein schnuppern, was nach zwei Tagen noch nicht passiert sein kann.
Ich würde auch sagen, dass man ja gar nicht weiß, wie das wirklich war und ob das nicht nur so gesagt wird, weil es einfach toll klingt, wenn man nach zwei Tagen das Studium als langweilig abgestempelt hat und etwas viel tolleres auf die Beine stellt, was dann so einen großartigen Erfolg hat wie Paypal. Damit möchte er wohl einfach zeigen, dass er zu genial für das Studium war.
Nach zwei Tagen ist es eigentlich noch unmöglich, sich ein wirklich detailliertes und realitätsnahes Bild von einem Studiengang zu machen. Zum einen reicht diese Zeit maximal für das Hereinschnuppern in einen Bruchteil der zu belegenden Kurse aus, und zum anderen hat man oftmals in den ersten Wochen und teilweise sogar bis in höhere Semester hinein lediglich mit Grundlagen und Auffrischung von Schulwissen zu tun, was mit der eigentlichen Fachkenntnis des späteren Berufs kaum etwas zu tun hat. Viele Medizinstudenten sehen beispielsweise - abgesehen von verpflichtenden Praktika, die bereits vorher zu absolvieren sind - im Studium zum ersten Mal im 5. Semester ein Krankenhaus von innen. Davor wird erstmal bis zum Physikum Latein, Chemie, Biologie und Physik gepaukt. Wer den Beruf des Arztes an diesen Maßstäben misst, der irrt sich gewaltig.
In meinem Studiengang gab es auch viele Frühabbrecher. Die meisten haben irgendwann aufgegeben, weil ihnen die Grundlagen zu trocken, die Vorlesungspläne zu voll oder die Klausuren zu eng getaktet waren. Allerdings stiegen sogar die ersten unter den Abbrechern frühestens nach ein paar Wochen und nicht schon nach wenigen Tagen aus. Immerhin haben die meisten ja auch einige Umstände in Kauf genommen, um ihr Studium anzutreten: finanzielle Investitionen, Umzüge und dergleichen. So etwas wirft man nicht mal einfach so mir nichts, dir nichts nach zwei Tagen über Bord, um dann mit einem Haufen Schulden und ohne Zukunftspläne dazustehen.
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