Nach verstorbenen Partnertier das Tier alleine halten

vom 30.11.2017, 11:37 Uhr

Ich höre immer wieder, dass man ein Tier, welches einen sozialen Artgenossen braucht alleine gehalten wird, wenn das Partnertier gestorben ist. Dann wird oft davon gesprochen, dass man ja nicht weiß, ob ein neues Tier dann zu dem Tier passt. Dabei wissen auch die wenigsten, dass einige Notfallvermittler auch mit schauen, welches Tier passen könnte und gegebenenfalls auch Tiere wieder zurück nehmen, wenn es überhaupt nicht klappen will. Außerdem kann man ja dem Alter entsprechendes Tier zu sich nehmen. Wenn dann ein Tier wieder versterben sollte, dann ist das andere Tier nicht mehr so lange alleine oder man nimmt wieder gleichaltrige Tiere zu sich.

Wir hatten auch soziale Tiere, die Artgenossen brauchten und als wir beschlossen haben keine weiteren Tiere aufzunehmen, weil es ein Fass ohne Boden ist, haben wir versucht das übrig gebliebene Meerschweinchen und den übrig gebliebenen Degu zu vermitteln. Denn wir wollten, dass sie noch einen Artgenossen bis zu Tod haben. Leider ist dann, weil das Meerschweinchen und auch der Degu schon alt waren, beide kurz vor der erfolgreichen Vermittlung auch verstorben. Aber wir hätten uns lieber von dem Tier getrennt, als dass wir es lange hätten alleine gelassen.

Warum halten so viele Menschen soziale Tiere alleine obwohl sie eigentlich einen Artgenossen brauchen, nur weil der Artgenosse gestorben ist? Ist es nur eine Ausrede weil man sich die Arbeit mit Vergesellschaftung nicht antun will oder weil man sich von dem letzten Tier nicht trennen will? Ist das nicht egoistisch?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich denke, dass immer auf die Umstände drauf ankommt. Bei meinen Meerschweinchen ging es auch plötzlich sehr schnell und keines blieb dann noch übrig. Die Tiere waren auch alle alt. Da war dann auch gut so, da ich auch keins hätte abgeben können, da sie alle mit einer Krankheit infiziert waren, die durch Meerschweinchen eines anderen Stalles bekommen hatte. Das hätte sich dann nur immer weiter verbreitet.

Bei Kleintieren wie Kaninchen, Meerschweinchen und derart, finde ich es auch besser, wenn diese wieder einen neuen Partner bekommen oder eben abgegeben werden. Ich habe so einen Fall allerdings gerade bei unseren Kater. Da ist die Katze gestorben und er nun mit den Hunden alleine. Er kannte es auch vor der Katze, nur mit einem Hund zusammenzuleben. Er macht sich auch wohl eher was aus den Hunden, aber dennoch überlegt man natürlich, ob man einen neuen Partner anschaffen sollte. Er ist zum Glück nicht viel alleine und bisher geht es so ganz gut. Dazu kommt, dass der Kater nun auch alt ist. Das spielt eben alles eine Rolle. Ich glaube, dass er totunglücklich wäre, wenn wir ihn nun abgeben würden. Daher käme das auf keinen Fall in Frage.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich denke schon, dass ein gewisser Egoismus oder falsch verstandene Tierliebe bei sowas eine Rolle spielen. Ich glaube, viele Leute wollen die Tierhaltung künftig aufgeben und holen deswegen kein neues Tier dazu. Aus dem Gedanken heraus, dass man damit einen ewigen Kreislauf am leben hält, das Tier aber zu lieb gewonnen hat, um es an eine andere Stelle zu vermitteln.

Das kann ja unter Umständen auch gar nicht so falsch sein. Etwa bei Katzen ist ein Umzug in ein neues Zuhause zu neuen Menschen meist ziemlich schwierig und je nach Alter der übrig gebliebenen Katze sollte man da gut abwägen, ob das Leben ohne Artgenossen wirklich schlimmer ist als das Weggeben, denn je nach Charakter und Umfeld ist der Verlust des Artgenossen kein so riesiges Drama. Da muss man eben gut beobachten und das Tier verstehen lernen, um die richtige Entscheidung zu treffen.

Gerade bei Kleintieren ist es aber leider so, dass ihnen ja oft ohnehin schon weniger Wert zugesprochen wird als größeren Haustieren. Da wird sich oft gar nicht so bemüht, das Tier zu lesen und so kann es dann auch sein Befinden schlechter zum Ausdruck bringen als es ein Hund, Papagei oder eine Katze tun können.

Ich hatte früher eine Voliere mit Wellensittichen. Irgendwann waren noch 2 Vögel übrig, wovon einer wesentlich jünger war als der andere. Der Kleine kam damals aus einer großen Voliere, hat dann bei mir in einem Schwarm gelebt und war seinem letzten gebliebenen Artgenossen gegenüber sehr anhänglich.

Ich wusste, dass ich in Zukunft keine Voliere mehr haben wollte und könnte. Als dann der ältere Vogel gestorben ist, wusste ich aber auch, dass der Kleine todunglücklich sein würde, wenn ich ihn alleine ließe. Leider ist es nicht so einfach, einen nicht einmal wirklich zahmen Sittich zu vermitteln und der Gedanke, ihn wegzugeben, brach mir das Herz. Letztlich fand ich den Gedanken, dass er alleine verkümmern würde, aber schlimmer und konnte ihn dann zu einer Bekannten geben, die eine Voliere mit 3 Sittichen hatte. Der Kleine lebte noch einmal richtig auf und lebte weitere 5 Jahre dort.

Das gehört dann eben auch zur Verantwortung, die man dem Tier gegenüber hat - die richtige Entscheidung zu treffen, auch wenn sie weh tut.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde eine Zwangs-Zusammenführung um jeden Preis nun auch nicht gut. Mir sind im November 2 Ratten gestorben und seitdem habe ich nur noch eine 3,5 Jahre alte Ratte. Im Umkreis von 100km habe ich nirgends in den Tierheimen oder bei den Kleinanzeigen passende Ratten in seinem Alter gefunden - so alt wird ja auch kaum eine Ratte. Da er aber bestimmt 23 Stunden am Tag schläft und ziemlich klapprig auf den Beinen ist hat er sicher auch keine Lust mehr auf eine Zusammenführung mit jüngeren Tieren. Dann müsste er auch umziehen in einen anderen Käfig, weil sein Gehege für jede halbwegs fitte Ratte nicht sicher ist. Das wäre wieder Stress.

Auch eine Vermittlung gestaltet sich da als sehr schwierig. Erstmal möchte ich mich nicht von einem alten Tier trennen, dass ich so lange hatte und zweitens muss man auch erstmal wieder jemanden finden der alte Ratten hat und bereit ist ihn aufzunehmen. Und dann besteht ja auch die Möglichkeit, dass er stirbt bevor er erfolgreich vergesellschaftet werden konnte. Dann hat man ihm umsonst den Stress mit Umzug, neuen Haltern und neuen Artgenossen angetan.

Bei meinen Vielzitzenmäusen sieht es auch nicht besser aus. Die sterben so langsam altersbedingt aus und irgendwann wird wohl auch nur noch eine Maus übrig sein, aber es gibt in Deutschland nur sehr wenige Vielzitzenmaus-Halter, sodass man diese Mäuse so gut wie nie in Tierheimen oder bei Privatpersonen findet. Ich werde auch bestimmt keine 500km zu irgendeinem großen Tierheim fahren. Sie werden meistens nur als Schlangenfutter gezüchtet, aber das halte ich auch für falsch da einen Futtertierzüchter zu unterstützen, der seine Mäuse ja auch meistens nicht nach Geschlechtern trennt.

Und gerade wenn das letzte übrige Tier alt und krank ist findet sich eben auch nicht immer jemand der bereit ist das Tier aufzunehmen. Ich war jetzt seit August mit meinem alten Kaninchen 25 Mal beim Tierarzt und krank ist er immer noch, er hat auch eine ansteckende Krankheit. Kein Mensch würde so ein Tier aufnehmen.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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