Nach Streit Eltern ins Pflegeheim abschieben?
Ein Bekannter von mir lebt mit seinen Eltern in einem Haus. Seine Eltern sind schon etwas älter, also 80+, wobei die wohl auch nicht mehr im Alltag klar gekommen sein sollen, aber zu stolz waren, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Jedenfalls soll das Zusammenleben unter einem Dach nicht immer harmonisch abgelaufen sein und vor einigen Monaten soll es wohl richtig gekracht haben, was zur Folge hatte, dass die Eltern überstürzt ins Pflegeheim gezogen sind.
Als Außenstehender kann ich natürlich nicht beurteilen, ob die Eltern jetzt freiwillig "geflohen" sind oder ob die eben ins Pflegeheim "abgeschoben" worden sind. Ich weiß nur, dass mein Bekannter sehr oft über seine Eltern gelästert hat und sich quasi nonstop über sie aufgeregt hat. Da die Eltern sich aber immer gegen ein Pflegeheim gewehrt haben und unabhängig bleiben wollten, kann ich mir nicht vorstellen, dass die freiwillig gegangen sind. Könnt ihr verstehen, wie jemand nach einem Streit seine Eltern ins Pflegeheim "abschiebt"? Was sagt so ein Verhalten über einen Menschen aus?
Du willst nicht urteilen aber andere sollen über diesen Menschen urteilen, den sie nicht kennen? Beziehungen sind nie einfach und wenn es dort schon seit langem immer wieder Zoff gibt, dann sind getrennte Wege nicht immer die schlechteste Lösung. Das Pflegeheim ist dabei doch nur eine untergeordnete Rolle die Eltern hätten sich genauso eine andere Wohnung nehmen können und dort wohnen.
Was sagt das über den Sohn aus? Dieser muss doch nun die Zeche zahlen, denn die Kosten für ein Pflegeheim werden auf die Angehörigen umgelegt wenn es durch die Pflegekasse nicht gedeckelt wird. Bei den Sätzen die dort gezahlt werden, legt man immer drauf und somit ist doch der Sohn der Depp. Erst die Eltern mit ihren Launen dauerhaft aushalten und nun noch finanziell für ihre Flucht aufkommen? Ich meine, du weißt auch nicht sicher ob er sie "abgeschoben" hat. Was ist überhaupt für dich abschieben?
Wenn man nicht mehr Zuhause zurecht kommt mit der Pflege und Betreuung und diese auch nicht sicherstellen kann, dann soll man sich lieber selbst weiter kaputt machen und 24 Stunden für die Eltern parat stehen, kein eigenes Leben mehr haben dürfen nur damit sie ihren Willen bekommen? Sorry, aber ehrlich, ich habe mein eigenes Leben und da habe ich auch noch ein Wort mit dazu zu sprechen und lasse es sicherlich nicht von meinen Eltern bestimmen, die bockig sind und lieber "alleine" wohnen anstatt ins Pflegeheim zu kommen, obwohl sie alleine nichts mehr gebacken bekommen.
Du magst nun sicherlich hören, was für ein schlechter Mensch dieser Bekannte doch sein muss wenn er seine Eltern doch so herzlos abschiebt. Versetze dich mal in seine Lage, er hat auch ein Leben und bekommt das von seinen Eltern diktiert was er wann machen kann, da sie ja unabhängig bleiben wollen aber seine Hilfe dazu brauchen. Es wird selbstverständlich angenommen, dass er sein eigenes Leben zurückstellt nur damit sie ihren Willen haben? Wärst du so selbstlos und opferst dich für deine Eltern auf nur damit sie ihren Willen kriegen und kannst nichts mehr für dich entscheiden?
Ich wäre dazu nicht bereit, dann muss halt eine andere Lösung her und wenn sich niemand bezahlbares finden lässt, der die Pflege Zuhause übernimmt, dann bleibt halt das Pflegeheim immer noch als Option. Zudem viele alte auch falsche Vorstellungen von einem Pflegeheim haben und meinen sie werden dort mit dem Betreten entmündigt, was ein betreutes Wohnen ist wissen nur die wenigsten. Sehen sie sich das mal an, dann finden es viele gar nicht so schlecht und nehmen diese Option dann auch in Anspruch.
Ich würde meine Eltern auch ohne Streit aus meinem Haus werfen. Ob sie sich dann eine Wohnung suchen oder ins Pflegeheim ziehen wäre mir egal.
Was sagt so ein Verhalten über einen Menschen aus?
In meinen Augen ein unselbstständiges Muttersöhnchen, wenn man so lange mit seinen Eltern unter einem Dach wohnt. Aber gleichzeitig dürfte er auch sehr wohlhabend sein, wenn man sich sowas leisten kann.
Ich kenne die beteiligten Personen nicht, weswegen ein Urteil schwerfällt. Ich möchte mich deswegen ganz allgemein zu dieser Situation äußern und meine generelle Meinung mitteilen. Ich habe bereits im Altenheim gearbeitet, zwar nur in der Küche auf der Station, aber man bekommt doch einiges mit und hilft ja durchaus dennoch bei kleineren Arbeiten in der Pflege.
Ich habe verschiedene Familien erlebt und auch wie diese mit den zu pflegenden Familienmitgliedern umgegangen sind. Nur die wenigsten alten Menschen sind dort wirklich von sich aus hingegangen. Leider ist es oft so, dass gekämpft wird bis die Leute es einsehen ins Heim zu müssen oder sie von Verwandten dort hingebracht werden, die nicht mehr können.
Es gibt immer wieder Verwandte, die pflegen oder sich damit versuchen, dafür wenig Geld bekommen und nebenbei noch versuchen zu arbeiten und ihr Leben halten zu können. Letztendlich ist das aber meistens nicht schaffbar, weil es schlimmer wird, die Pflege mehr Zeit braucht und auch Nerven kostet. Diese Kraft hat nicht jeder und man sollte definitiv auch nicht bis zum Letzten darum kämpfen jemanden zu Hause zu lassen. Man kann das irgendwann auch nicht mehr schaffen und selber machen.
Ich habe sehr großen Respekt vor Leuten, die das wirklich schaffen, aber es sind nur die Wenigsten und das kann man dem Rest auch nicht vorwerfen. Ich finde, dass man sich von außen da auch gar nicht so einmischen sollte oder jemanden als böse oder gemein bezeichnen darf. Der Sohn wird das schon richtig entschieden haben, auch wenn es scheinbar im Streit geendet hat. Von außen lässt sich das immer schwer beurteilen.
Natürlich sollte man niemanden in ein Heim stecken, der das nicht nötig hat und keine Hilfe braucht oder auch nur wenig Hilfe braucht. Dann ist betreutes Wohnen beispielsweise die bessere Wahl und man lässt einer Person den Platz, die den Platz auch braucht. Wenn es aber nötig ist und die Eltern es nur nicht einsehen, dann kommt es eben auch manchmal zum Streit, endet auch im Heim, aber ist letztendlich die richtige Wahl.
Ich könnte mich immer wieder darüber aufregen, wenn es heißt, irgendwelche alten Leute würden ins Pflegeheim "abgeschoben". Es erscheint mir gerade von Außenstehenden schon extrem naiv und weltfremd zu glauben, man (in 90 Prozent aller Fälle eher "frau") könne mal eben so neben Beruf, eigener Familie und, ich weiß nicht, zumindest Spuren von einem selbstbestimmten Privatleben noch Oma und Opa pflegen, die früher oder später vielleicht dement werden bis zum Geht-nicht-mehr oder gar nicht mehr alleine aufs Klo gehen können. Nicht umsonst ist Pflegekraft ein qualifizierter Beruf, den man auch nicht jedem zumuten würde und kann.
Und bevor man sich selber aufopfert bis zum psychischen und physischen Zusammenbruch oder Oma/Opa im Wahn die Bude ansteckt oder sich den Oberschenkel bricht, weil man eben nicht 24 Stunden am Tag auf sie aufpassen kann, muss eben oft eine alternative Lösung her. Diese ist auch nicht immer optimal, aber Altwerden ist nun mal nicht besonders lustig.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass nur weil jemand Kinder hat, er dennoch ein unerträglicher Mensch sein kann, mit dem kaum jemand etwas zu tun haben möchte. Und wenn man den Nachwuchs lang genug schlecht genug behandelt, geht man eben das Risiko ein, mit 80+ alleine da zu stehen. Diese Konsequenzen muss man sich überlegen, solange man noch in Saft und Kraft steht und entsprechend finanziell und organisatorisch vorsorgen, falls man sich mit dem Nachwuchs zerstreitet. Jedenfalls bin ich nicht der Meinung, dass irgendjemand ein Recht darauf hat, dass sich die eigenen Kinder im Alter persönlich um einen kümmern, egal, ob man sich zerstritten hat oder ganz gut auskommt.
Sorae hat geschrieben:Was sagt das über den Sohn aus? Dieser muss doch nun die Zeche zahlen, denn die Kosten für ein Pflegeheim werden auf die Angehörigen umgelegt wenn es durch die Pflegekasse nicht gedeckelt wird.
Der Sohn müsste für die Pflegekosten gar nicht aufkommen, weil er finanziell total schlecht dasteht. Er hat aber genug Geschwister, die das übernehmen müssen. So gesehen hat er durch den Auszug der Eltern nicht die geringsten Nachteile.
Sorae hat geschrieben:Versetze dich mal in seine Lage, er hat auch ein Leben und bekommt das von seinen Eltern diktiert was er wann machen kann, da sie ja unabhängig bleiben wollen aber seine Hilfe dazu brauchen. Es wird selbstverständlich angenommen, dass er sein eigenes Leben zurückstellt nur damit sie ihren Willen haben?
Warum gehst du davon aus, dass ich keine Ahnung habe von der Familiendynamik? Ich habe Jahre lang in diesem Haus gelebt unter demselben Dach mit dem Sohn und mit seinen Eltern. Von "Aufopferung" war da nichts zu sehen, nur Egoismus und Ignoranz. Daher kann ich auch nicht behaupten, dass der Sohn sein Leben irgendwie den eigenen Eltern unterordnet. Die beiden haben eher nebeneinander existiert und solange der Sohn die Kohle bekommen hat für die Miete, war dem alles andere egal. Sogar wenn Schimmel in der Wohnung der Eltern sich breit gemacht hat, war ihm das egal und er hat sich nicht darum gekümmert. Geld einnehmen ist für ihn in Ordnung, aber es wieder investieren müssen, dass seine Eltern es besser haben, war die Katastrophe.
Hier habe ich mal in einem anderen Beitrag über diesen Sohn geschrieben, der mal mein ehemaliger Vermieter war. Es ist dieselbe Person. Da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es ständig Krach gab, wenn die Eltern wegen dem Schimmel Verbesserung sehen wollen und der Sohn wollte aber nicht obwohl es seine Pflicht als Vermieter gewesen wäre und es gab ständig Krach. Du stellst es übrigens so hin, als ob die Eltern die "schwierigen Charaktere" wären, ich sage dir aber, es ist der Sohn. Denn interessanterweise will dessen Sohn auch nichts mit ihm zu tun haben und hat sich abgewendet und seine Geschwister ebenfalls und dann sind die Eltern Schuld, wenn das Zusammenleben nicht klappt?
Täubchen hat geschrieben:Du stellst es übrigens so hin, als ob die Eltern die "schwierigen Charaktere" wären, ich sage dir aber, es ist der Sohn. Denn interessanterweise will dessen Sohn auch nichts mit ihm zu tun haben und hat sich abgewendet und seine Geschwister ebenfalls und dann sind die Eltern Schuld, wenn das Zusammenleben nicht klappt?
Zu einem harmonischen Zusammenleben gehören nicht nur die Eltern, dass ist wohl richtig. Aber dennoch kann es mit zusammenleben nicht klappen auch wenn man sich ansonsten noch normal unterhalten kann, dass eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Du schiebst nun die Schuld alleine dem Sohn zu und sagst er ist der schwierige Teil und daher wenden sich alle von ihm ab. Woher nimmst du diese Weisheit, dass das auch die Gründe sind? Warum sich Familie von einem Abwendet kann auch ganz andere Gründe haben als nur ein schwieriger Charakter und warum man mit ihnen nichts zu tun haben möchte.
Ich denke auch nicht, dass die Eltern so ohne jede Schuld sind und die armen hilflosen Opfer, genauso wenig wie der eigene Sohn und die Geschwister. Wie sieht es denn oftmals aus? Jemanden aus der Familie passt etwas nicht und man sucht sich Verbündete, am Ende steht eine Wand Familie vor dir, meint alles zu wissen und fordert. Dass das zu einem schwierigen Verhältnis wird sollte vorher schon klar sein.
Tatsache ist jedenfalls, niemand kennt ihn hier, du kennst auch nicht alle Familiendetails oder warst du immer daneben gestanden und hast alles mitbekommen um was es dort ging und wie es soweit gekommen ist? Ich denke mal nicht, wie keiner von uns hier. Auch ob jemand "schwierig" ist oder nicht, dass empfindet jeder als anders und unterschiedlich, mir wurde auch schon gesagt Person X ist schwierig, dabei fand ich das gar nicht da ich die Ansichten geteilt habe. Teilt man das nicht, dann ist es schon wieder etwas anderes wenn der andere nur auf seine Meinung besteht und sich nichts anderes anhört.
Wenn das wirklich so schlimm sein sollte, dann frage ich mich ohnehin wieso die Eltern das so lange ertragen haben und mitmachen. Sie hätten sich eine andere Wohnung suchen, Mietzahlungen einstellen usw. Sie haben dabei gleiche rechte wie jeder andere Mieter auch der keine familiären Bindungen hat. Wer sich das gefallen lässt ist selbst Schuld. Aber wenn er sich einen Scheissdreck um sie gekümmert hat, wieso sollte er dann auf einmal anfangen und ihnen einen Pflegeplatz suchen und sie abschieben?
Macht keinen Sinn, denn dann hätte er alles so belassen können wie vorher auch, Miete kassieren, nicht kümmern und fertig. Weniger Aufwand wäre das für ihn jedenfalls. Von der Beschreibung her hört sich das eher nach einer Flucht der Eltern an, und sicherlich nicht nach einer Abschiebung gegen den Willen der Eltern.
Wir kennen doch die Umstände nun gar nicht. Mir ist auch die Art des Zusammenlebens nicht ganz klar. Hilft der Sohn den Eltern und pflegt sie? Wohnen die in zwei vollkommen abgetrennten Parteien oder wirklich zusammen? Was war Anlass des Streites?
Man müsste da ganz wild spekulieren. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass man seinen Eltern gegenüber auch eine gewisse Verantwortung hat. Sie waren, im Idealfall, zeitlebens für einen da, also muss man ihnen im Alter auch helfen. Da kommt es dann darauf an, ob die Eltern wirklich da waren oder nicht. Ich persönlich würde mich um niemanden kümmern, der das nicht andersherum auch für mich getan hat.
Zum anderen kommt es ein bisschen darauf an, wie hoch die Pflegebedürftigkeit ist und ob es Sinn ergibt, die Eltern zu pflegen. Sind beide dement, müsste man schnell einsehen, dass das mit Job schlecht vereinbar ist und dann wiederum muss man abwägen, ob man seine eigene Familie im Stich lässt (man ist ja auf Geld angewiesen). Handelt es sich hingegen darum, immer mal mit den Eltern einkaufen zu fahren, ihnen im Haushalt zu helfen oder dergleichen, dann sollte man das machen.
Unter Umständen sind sie im Pflegeheim zu zweit auch besser aufgehoben, vielleicht aber auch nicht. Grundsätzlich kann ich sagen, dass ich mich um meine Mutter kümmern würde (von Demenz mal abgesehen) und ich wüsste, wie schlimm eine Pflegeheim für sie wäre, deswegen wäre das keine Option, wenn sie einfach nur unter Alterserscheinungen zu leiden hat.
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