Nach potentiellem Chef bei Facebook geschaut und Schock
Eine Bekannte von mir sucht dringend einen Job. Nun hat sie schon das Internet durchstöbert und ist bei einer sehr interessanten Stelle angekommen. Es ist eine private Telefonnummer angegeben. Ein Versicherungsunternehmer sucht eine Telefonistin. Die Rückwärtssuche im Telefonbuch hat den Namen und die Adresse ausgespuckt. Nun hat meine Bekannte bei Facebook geschaut und sie hat dort einen Mann gesehen, der ein sehr unangenehmes Äußere hat.
Einige Bilder sprechen da Bände. Dieser Mann hat auch auf der Seite angegeben für welche Versicherung er arbeitet, in welcher Stadt und bei einigen Bildunterzeilen steht "nach einer durchzechten Nacht" und "Der Kater ist nicht zu übersehen" usw.
Seriös ist was anderes und meine Bekannte hadert nun auch mit sich, ob sie sich dort melden soll. Sie ist ein sehr zurückhaltender Mensch, der aber ihren Job sehr ernst nimmt. Wenn die Versicherungsagentur in den eigenen 4 Wänden des Versicherungsunternehmers ist, dann hat sie schon ein komisches Gefühl. Sicher kann das Gefühl täuschen.
Habt ihr schon mal nach der Person und nicht nach dem Unternehmen gegoogelt und bei Facebook geschaut? Wart ihr da auch unangenehm überrascht? Würde für euch das Äußere eines Menschen und Kommentare unter einem Bild einen Einfluss haben, ob man sich bewirbt?
Durchaus habe ich schon mal nach Personen im Unternehmen in Facebook geschaut. Meistens wenn bei uns neue Auszubildende kommen schaue ich gerne mal dort nach, allerdings nur aus Interesse. Ich finde, dass Bildunterschriften oder Fotos allgemein in Facebook nicht unbedingt etwas über diese Person aussagen, was das berufliche angeht.
Bei Facebook sind ja meistens private Aufnahmen und was jeder in seiner Freizeit macht kann ja anderen egal sein. Das sagt meiner Meinung nach dann auch nichts darüber aus wie die Person auf der Arbeit so ist.
Man sollte private Dinge und berufliche Dinge nicht vermischen. Was jemand in seiner Freizeit macht, sollte nicht Maßstab für die berufliche Tätigkeit sein. Ausnahme ist natürlich, wenn man stark in der Öffentlichkeit steht. Man möge sich mal vorstellen, der Bundespräsident postet irgendwelche Fotos von durchzechten Nächten. Klar wäre das auch noch seine Sache, aber doch irgendwie was anderes als in der von dir beschriebenen Stellenanzeige.
Ich habe auch schon ein paar Mal nach Leuten bei Facebook gesucht. Die Aussagekraft solcher Suchergebnisse ist aber relativ gering, weil es eben nichts über den Menschen im Beruf aussagt. Deswegen wäre ich da vorsichtig mit Vorurteilen.
Professionelle ist es sicherlich nicht solche Bilder auf Facebook zu posten. Allerdings sind wir alle ja nur Menschen. Ich denke, dass ich trotzdem wegen des Jobs machen anfragen würde. Man kann sich dann ja selbst ein Bild machen und schauen, ob man vom Äußeren des Chefs dann noch immer so geschockt ist.
Ich wäre aber doch generell eher vorsichtig mit Bildern auf Facebook. Immerhin kann es ja jeder Zeit sein, dass ein Arbeitgeber oder Nehmer diese zu sehen bekommt und sich dadurch ein Bild von der Person macht. Aber davor wird ja nicht erst seit gestern gewarnt und darauf hingewiesen.
In einem anderen Thread habe ich bereits meine Meinung über Facebook geäußert. Damals ging es darum, ob man die Chefin im Facebook zu den Freunden hinzu fügen sollte und ich finde einfach, dass jeder Mensch ein Recht auf Privatsphäre hat. So verhält es sich auch umgekehrt.
Ich selber möchte wirklich nicht, dass jemand, der mir nicht nahe steht, über meine privaten Dinge Bescheid weiß. Genau so wollte ich das als Chefin auch nicht. Darum finde ich, sollte man sich auf Facebook einen privaten Account und einen Firmenaccount zulegen. Den privaten Account kann man ja so einstellen, dass beispielsweise nur Freunde von Freunden das Profil anschauen können und Anfragen schicken.
Natürlich kann man Privatsphäre und Beruf nicht in einen Topf werfen. Die meisten Leute spielen natürlich ein Doppelleben. Sie sind im Beruf sehr angepasst und vielleicht auch sehr engagiert und ehrgeizig und lassen aber am Wochenende auch privat einmal die Sau heraus.
Wenn man aber wirklich ein negatives Gefühl bei einem Chef oder einer Chefin hat, dann würde ich darauf hören und mich nicht bei dem Job bewerben, außer natürlich, ich wäre gerade wirklich darauf angewiesen. Heute ist es ja oft so, dass man es sich nicht mehr großartig aussuchen kann, wo man arbeitet und man froh um einen Job sein muss.
Ich denke die meisten Menschen können Privatleben und Arbeit gut voneinander trennen. Deswegen würde ich mir über Partybilder keine Gedanken machen und den Chef deswegen nicht als unseriös einstufen. Jeder besucht doch mal eine Feier und sicherlich ist es etwas komisch, dass man das einfach so schnell finden kann, aber sicherlich auch kein Weltuntergang. Er genießt das Leben, ist das wirklich so schlimm?
Ich würde deswegen nicht sagen, dass er ein schlechter Chef ist, selbst wenn die Arbeit bei ihm zu Hause stattfindet und nicht umsonst gibt es eine Probezeit. Man kann dann ja immer noch entscheiden, ob man mit diesem Chef leben kann oder nicht.
Es spricht allerdings nicht sehr für eine digitale Kompetenz dieses Mannes und solche Bilder überhaupt einsehen zu können, ist ja doch ein eher seltenes Ereignis. Und die Kunden können es ja auch finden, das ist sicher das größte Problem und wie man es dreht und wendet auf keinen Fall geschäftsfördernd.
Heutzutage weiß eigentlich jedes Kind, dass man derartige Dinge, bzw. seine kompletten Inhalte, nur für Freunde sichtbar machen sollte. Selbst die Kommentare zum öffentlichen Profilfoto kann man ja ausblenden. Menschen, die so etwas heute nicht tun, wollen entweder bewusst eine öffentliche Seite betreiben (bei den Inhalten, zumal berufsfremd, aber unwahrscheinlich) oder sind schlichtweg zu doof für die Grundeinstellungen. Und das würde mir bei einem zukünftigen Arbeitgeber viel eher zu denken geben, als das Äußere oder die Inhalte.
Eigentlich finde ich das gerade sympathisch - das scheint ein Mensch zu sein, der eben nicht alles so ernst nimmt und das finde ich wesentlich besser als Personen, die zum Lachen in den Keller gehen. Geschäftsschädigend finde ich das auch keineswegs. Warum denn? Die meisten Männer trinken mal ein Bier zu viel oder man geht mal auf eine Feier etc. Zu sehen, dass auch der Dienstleister, an den man sich wendet, ein ganz normaler Mensch ist, ist doch eher vertrauenerweckend, dass da kein anonymer Roboter vor einem steht, sondern ein Mensch wie du und ich.
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