Nach Einzug über Bäckerei über Geruch klagen?

Ich habe kürzlich von einem sehr seltsamen Fall gelesen. Es ging um eine Traditionsbäckerei aus Oberbayern. Ein Ehepaar hatte eine Wohnung über dieser Bäckerei bezogen, genau genommen im zweiten Stock. Nach dem Einzug wurde die Bäckerei jedoch wegen Geruchsbelästigung verklagt. Man könne nicht einmal nachts lüften ohne von diesem Geruch gestört zu werden und der Anwalt legt der Bäckerei nahe, Abluftventilatoren einbauen zu lassen, um dieses Problem zu beseitigen.

Laut Aussage der Bäckerei soll sich noch nie ein Mieter über den Geruch beschwert und dadurch gestört gefühlt haben. Daher könne man diese Reaktion nicht wirklich nachvollziehen. Die Bäckerei soll wohl schon 90 Jahre in diesem Gebäude existieren. Es ist mir ein Rätsel, wie man eine Wohnung beziehen kann in dem Wissen, dass der Geruch eben vorhanden sein wird um sich hinterher dann zu beschweren und dagegen zu klagen. So gesehen weiß man doch vorher, worauf man sich einlässt oder nicht? Könnt ihr die Reaktion des Ehepaares nachvollziehen und hättet ihr vielleicht genauso gehandelt?

Bevor ich in eine neue Wohnung einziehe, die sich über einem Laden befindet, der Essen zubereitet, würde ich mir schon vorher Gedanken darüber machen, ob man da nicht mit Essensgerüchen rechnen muss. Eine Bäckerei klingt jetzt nicht so schlimm wie ein Dönerladen, der ständig Gerüche nach Fleisch und starken Gewürzen nach oben schickt. Ich stelle mir den Geruch ja eher lecker vor. Aber ich verstehe auch, dass man selbst Backwaren nicht ständig riechen mag.

Wenn sich aber sonst noch nie jemand in dem Gebäude beschwert hat, fragt man sich schon, ob der Geruch wirklich so deutlich bemerkbar ist. Falls nur diese eine Wohnung betroffen ist, liegt das Problem vielleicht auch nur bei dieser.

Das erinnert mich an frühere Nachbarn in der alten Wohnung, die ja offensichtlich gegenüber eines Fußballvereins war. Da haben sich die Leute auch erst nach dem Einzug aufgeregt, dass mehrmals die Woche am Abend Training war und am Wochenende auch noch Spiele dort stattfanden.

Wenn ich also über eine Bäckerei ziehe, dann muss mir doch auch vorher klar sein, dass dies nicht ohne Geruch vor sich geht. Und selbst Lüfter würden die Düfte aus der Backstube nicht zu 100% verhindern.

Ich kann die Reaktion des Ehepaares nicht verstehen, wie auch? Die beiden werden sich die Wohnung vorher angesehen haben und da kann man dann auch riechen wie es in der Bäckerei abläuft. Das ist ja nichts, was plötzlich auftritt und was man sich auch vorher nicht vorstellen konnte. In Deutschland wird sicherlich gerne mal geklagt und das ist ein Fall davon, für mich völlig unnötig und die Nachbarschaft wird so auch nicht besser.

Ich denke auch, dass es doch absehbar ist, dass die Wohnung auch Gerüche von der Bäckerei aufnimmt oder wenn dort ein Imbiss oder ähnliches unten im Haus ist. Da finde ich es auch irgendwo albern, die Vermieter zu verklagen, weil einen der Geruch dann stört. Da sollte man sich schon vor dem Einzug Gedanken machen, ob man eben damit leben kann oder nicht und wenn es doch schlimmer ist als angenommen, dann muss man sich eben eine neue Wohnung suchen.

Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Geruch von einer Bäckerei eigentlich ganz angenehm sein kann. Ein Imbiss stelle ich mir da eher nicht so toll vor, wenn es schon morgens nach Frittenfett und Frikadellen riecht.

Natürlich war in diesem Fall eigentlich von vornherein klar, dass mit Gerüchen und Geräuschen der Bäckereiproduktion zu rechnen sein müsste. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass man das Ausmaß der "Belästigung" dadurch allein durch einen Besichtigungstermin nicht vollständig erfassen kann. Ich persönlich finde den Geruch von frisch gebackenem Brot toll - aber wer weiß, wie sich meine Einstellung diesbezüglich ändern würde, wenn ich tagtäglich rund um die Uhr die volle Dröhnung davon abbekäme.

Einerseits kann ich also nachvollziehen, dass Erwartungen und Realität der neuen Wohnungsbesitzer hier etwas auseinander gedriftet sind, aber eine handfeste Grundlage für eine Klage stellt das für mich trotzdem nicht dar. Die Bäckerei hat schließlich das Recht darauf, ihren Betrieb zu führen, und gegen die Gerüche kann sie nun wirklich nichts unternehmen. Wenn das Ehepaar so empfindlich darauf reagiert, hätte es sich vielleicht lieber gleich eine andere Wohnung aussuchen sollen.

Bei einer privaten Bäckerei hat man doch nicht Rund um die Uhr die Produktion laufen. Ich weiß zwar nicht genau, wann da in der Nacht begonnen zu arbeiten. Aber der reine Backvorgang ist in einer überschaubaren Zeitspanne erledigt und man kann sich durchaus damit arrangieren.

Und selbst wenn man es bei der Besichtigung nicht bemerkt haben sollte, dass der Backvorgang auch mit Geruch verbunden ist, sollte man doch so viel Verstand bei einem potentiellen Mieter voraussetzen können.