Mutterschaft bereuen aber Kind dennoch lieben?
Eine Soziologin hat in einer Studie etwa 23 Mütter aus Israel zwischen Mitte 20 und Mitte 70 interviewt, die aus den unterschiedlichsten Schichten stammen. Dabei kam dann heraus, dass alle Studienteilnehmerinnen die Sache gemeinsam haben, dass sie ihre Kinder zwar lieben, aber sich gleichzeitig wünschen ihre Kinder nie bekommen zu haben.
Ich persönlich finde das ein wenig paradox und auch unlogisch. Ich meine, wie kann man denn gleichzeitig ein Kind lieben und sich dabei wünschen, dass es gar nicht existieren würde? Ich finde das passt nicht so ganz zusammen.
Außerdem meint die Soziologin, dass bedingt durch ihre Studie eben sehr viele Frauen und Mütter so denken würden, aber weil es ein Tabu in der Gesellschaft wäre, würde kaum jemand offen darüber sprechen wollen und es zugeben wollen, welche Gefühle das eigene Kind tatsächlich in einem auslösen würde.
Mich wundert es ehrlich gesagt ein wenig, dass die Studie erstens nur 23 Teilnehmerinnen hat und somit für mich gar nicht wirklich repräsentativ ist. Was meint ihr über diese Studie? Ist ihre These genauso paradox für euch wie für mich? Oder ergibt es für euch sogar einen Sinn, dass man sein Kind lieben aber gleichzeitig will, dass es nicht existiert? Welche Gefühle lösen eure Kinder in euch aus? Gibt es Momente, in denen ihr euch wünscht, dass ihr sie nicht bekommen hättet? In welchen Momenten ist das der Fall und warum?
Ich kann das teilweise nachvollziehen, denke aber, das hat im Grunde nichts mit den Kindern an sich zu tun. Jeder erlebt in seinem Leben mal Momente, in denen er denkt, dies und das hätte auch anders verlaufen können, wenn ich so oder so gehandelt hätte.
Auch ich ertappe mich manchmal bei dem Gedanken, wenn ich nicht Mutter geworden wäre, dann wäre ich unabhängig, hätte einen besseren Job in Vollzeit, könnte einfach Freunde treffen, ohne einen Babysitter zu organisieren etc. Ich liebe meine Kinder abgöttisch und würde sie nie nie wieder hergeben können. Für kein Geld der Welt.
Aber dennoch macht man sich manchmal Gedanken, was aus einem wohl geworden wäre, wenn man (noch) keine Kinder hätte. Die Studie ist wirklich nicht repräsentativ mit nur 23 Teilnehmerinnen, trotzdem bin ich fest davon überzeugt, dass jeder Mensch dieser Welt sich hin und wieder Alternativ-Gegenwarten ausdenkt.
Es geht beim Muttersein übrigens nicht darum, dass man insgeheim den Wunsch hat, dass Kind würde nicht existieren. Zu solchen Gedanken ist eine normale Mutter gar nicht fähig, es geht eben nur darum, dass das Schul- und Berufsleben vor allem, ohne Kinder einfacher wäre.
Weg wünschen tut sich seine Kinder doch niemand. Also ich jedenfalls nicht. Es ist schon wahr, dass man für ein eigenes Kind manchmal große Opfer bringt, aber man bekommt unwahrscheinlich viel zurück und ich bin sogar so frech, zu behaupten, dass diejenigen, die keine Kinder haben, niemals erfahren werden, was wirklich unendliche und bedingungslose Liebe bedeutet, geschweige denn, wie sich diese anfühlt. Das kann man nicht mit der Liebe zu seinem Partner oder seiner Partnerin vergleichen.
Ich stimme meiner Vorrednerin zu. Ich denke auch, dass es einfach daran liegt, dass es manchmal einfacher wäre, wenn man sich nicht darum kümmern müsste, dass die Kinder immer unter Aufsicht sind, immer jemand da ist. Ich merke es ja selbst, wenn ich mal einkaufen möchte. Da muss ich zusätzlich zu den schweren Einkaufstaschen auch noch das Baby tragen und die Windeltasche.
Man kann auch nicht einfach spontan mal sagen: "Ich fahre kurz in den Supermarkt und kaufe Kaffee, weil der ja leer ist." Das geht dann nur mit Kind oder wenn jemand zuhause bleibt, der darauf aufpasst. Wenn man dann aber das Kind mitnimmt, muss man ja dafür sorgen, dass es dem Wetter angepasst angezogen ist, nicht hungrig aus dem Haus geht, dass es sich wahrscheinlich auch langweilen wird.
Dann kommt ja noch die Sache mit dem Beruf. Arbeiten mit kleinen Kindern, die noch Betreuung brauchen, geht ja schlecht, wenn man nicht gerade Heimarbeit hat. Da braucht man dann definitiv eine Betreuung. Man muss also dafür sorgen, dass die Kinder in den Kindergarten kommen oder zur Oma oder Tagesmutter, und dass man sie dann auch pünktlich wieder abholt, das heißt dann auch, pünktlich Feierabend macht.
Da kann ich solche Gedanken schon verstehen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass man sein Kind nicht liebt. Ich würde es so ausdrücken, dass ein Kind die Bewältigung des Alltags einfach verkompliziert, wo man es vorher ja viel einfacher hatte. Großartige Beachtung würde ich solchen Aussagen aber nicht schenken, weil jede normale Mutter ihr Kind dennoch liebt. Ich würde mein Kind auch nicht hergeben, nur weil ich es eben ständig beim Einkaufen mitschleppen muss. Ich liebe es ja trotzdem.
Ich kann das durchaus verstehen. Auch, wenn man sein Kind liebt: ein Kind bedeutet Einschränkung, Belastung, Stress usw. Kinder kosten unheimlich viel Kraft und verändern das Leben gravierend. Vieles ist mit Kind einfach um ein Vielfaches schwieriger als ohne.
Ich habe vor kurzem gelesen, dass in einer Umfrage zur Zufriedenheit mit ihrem Leben die Frauen, die Mütter waren, relativ schlecht abgeschnitten haben. Insgeheim empfinden sich viele davon benachteiligt gegenüber Frauen ohne Kinder. Diese sind frei, unabhängig, haben beruflich oft besser Chancen.
Können sich allein auf sich selbst bzw. ggf. den Partner konzentrieren, im Job durchstarten, abends etwas unternehmen ohne Babysitter usw. Wenn ich von mir selbst ausgehen, geht es mir ähnlich wie den Frauen in dieser Umfrage. Ich liebe mein Kind. Aber die Mutterschaft an sich hat mich doch ernüchtert und enttäuscht.
Meistens empfinde ich das Mutter-Sein als Stress, Belastung und Einschränkung, nur sehr selten als Genuss oder Bereicherung. Ich denke oft, ich bin nicht zur Mutter gemacht und hätte deshalb nie Mutter werden sollen. Deshalb: würde ich die Zeit zurückdrehen können, ich hätte vermutlich kein Kind mehr. Auch, wenn es hart klingt!
Ich finde das überhaupt nicht paradox oder unlogisch, sondern absolut nachvollziehbar. Wie ist es denn, bevor man das erste Kind bekommt? Man malt sich seine Zukunft in den schönsten Farben aus: wenn das Kind erstmal da ist, wird alles toll! Man wird glücklicher sein als je zuvor, es auf dem Arm halten und das Fläschchen füttern, abends am Bettchen sitzen und Lieder singen, es niedlich anziehen etc. Alles rosig und toll. Und wenn das Kind dann da ist? Schlaflose Nächte, vollgekotze Klamotten, ein schreiendes und von Koliken geplagtes Baby, Beziehungsstress, Chaos in der Wohnung, keine Zeit mehr für Freunde etc.
Die Realität holt einen meistens sehr schnell ein, wenn man erstmal Mutter geworden ist und man überlegt sich schon hin und wieder, wie es eigentlich ohne Kinder wäre und was man alles schönes machen könnte, wenn man jetzt nicht ans Haus gefesselt wäre, weil das Kind mit Fieber den ganzen Tag zu Hause ist, man sich deswegen einen Tag frei nehmen musste und man auf der Arbeit wiedermal nicht voran kommt, weil man zu Hause Kinderkotze wegwischen muss und sich von einem quakenden Kleinkind tyrannisieren lässt.
Das hört sich vielleicht etwas drastisch an und ich habe auch absichtlich etwas übertrieben. Ich denke aber, dass viele Frauen keine Kinder bekommen hätten, wenn sie im Vorfeld ganz genau wüssten, was da auf sie zukommt, wie sie sich durch die Kinder im Leben einschränkten müssen und wie viel von ihrer Freiheit sie aufgeben - ganz abgesehen von den Kosten, die durch ein Kind entstehen.
Am Wochenende mal in Ruhe auf dem Sofa liegen und ein Buch lesen? Abends in eine Cocktailbar gehen? Im Urlaub gemütlich am Strand in der Sonne liegen? Ist alles nicht mehr drin! Zumindest nicht, so lange die Kinder noch klein sind.
Jede Mutter, oder sagen wir mal fast jede Mutter wird ihre Kinder abgöttisch lieben. Man würde kein Kind wieder abgeben wollen und eine Mutter würde daran zerbrechen, wenn man ihr ein Kind wegnehmen würde, egal, wie anstrengend es ist. Dennoch gibt es immer wieder Momente, in denen man sich Gedanken darüber macht, was ohne Kinder wohl anders verlaufen wäre. Und wenn man sich ohne Kind einfach nur für ein weißes Sofa und für eine Dachterrasse in der Stadt entschieden hätte, anstatt für ein braunes, pflegeleichtes Ledersofa und für einen großen Garten auf dem Land.
Ich glaube, du drückst es falsch aus. Diese Mütter bereuen die Mutterschaft. Sie wünschen sich nicht, dass ihr Kind nicht existiert. Der Unterschied klingt wirklich nur nach dem Wortlaut, aber wenn man da ein wenig darüber nachdenkt, klingt es auch logisch.
Es ist eine Sache, sein Kind zu lieben. Das tun (fast) alle Menschen automatisch. Es ist einfach in den Genen drin, dass wir unsere Kinder einfach beschützen und pflegen und nur das Beste für es wollen.
Aber die andere Seite ist eben, dass ein Kind wahnsinnig viel Arbeit macht. Man opfert für ein kleines Leben oder für ein paar kleine Leben sein eigenes. Als Mutter steckt man wirklich sehr viel Herzblut in die Erziehung seiner Kinder und seine eigenen Wünsche stehen da eher hinten an. Man erfüllt da eher den kleinen lieben Kinderäuglein ihre Sehnsucht als die eigene.
Ich denke, dass sich es sich darauf bezieht, dass einige Mütter ihre Mutterschaft bereuen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass keine Mutter sein Kind mal eben eintauschen würde. Aber diese ganze Arbeit und wenig Freizeit für sich selbst beraubt einem wahnsinnig viel an Lebensqualität. Sie haben einen 24 Stunden Job. Diese Frauen können nicht mal eben sagen, dass sie heute keine Lust auf Erziehung haben und sich dann mit irgendwelchen Freundinnen treffen.
Die Anzahl der Teilnehmer finde ich schon ein wenig wenig, um wirklich Aussagekräftig zu sein. Aber ich könnte mir schon vorstellen, das es, wenn es auf eine größere Masse ausgeweitet wird, dass das Ergebnis gar nicht so weit entfernt sein wird, wie dieses.
In meinem Bekanntenkreis bekommen die Leute gerade alle Kinder oder haben schon welche und das mit ihren 20+ Jahren. Ich finde, dass das einfach viel zu früh ist.
Zwar habe ich auch schon darüber nachgedacht, aber ich bin mir im klaren dadrüber, dass ein Kind das komplette Leben verändert. Daher werde ich mit dem Kinder kriegen so lange warten, bis ich auch wirklich bereit dazu bin. Ich möchte nicht, dass ich zu früh ein Kind bekomme und es dann zu spüren bekommt, dass es mir einfach zu sehr zu schaffen macht.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben? 653mal aufgerufen · 5 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Unangenehm, wenn Chips Knoblauch-Aroma haben?
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1237mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 552mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1124mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1175mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?