Mutter sorgt sich um chronisch krankes erwachsenes Kind
Meine ältere Schwester hat Epilepsie. Sie nimmt Medikamente, aber sie hat ab und zu Anfälle. Nicht mehr die typischen Anfälle mit Zuckungen, bei denen man aufpassen muss, dass sie ihre Zunge nicht verschluckt. Es ist vielmehr so, dass sie manchmal sehr verwirrt ist oder dass ihr Körper starr wird.
Einen dieser Anfälle hatte sie wohl, als sie gerade am Steuer saß. Sie hat das aber gar nicht mitbekommen, auch nicht als sie an der Mittelleitplanke langgeschrammt ist. Als die Polizei sie anhielt, hat sie sich gewundert, warum ihre Tür nicht aufging. Sie wurde aber infolgedessen nicht mal aufgefordert, ihren Führerschein abzugeben. Sie hat sich ganz allein dazu entschlossen, sich nie wieder ans Steuer zu setzen. Das ist knapp 20 Jahre her.
Also ja, es ist gefährlich. Ihr könnte jederzeit etwas passieren. Aber meiner Meinung nach geht sie verantwortungsvoll damit um. Sie ist in ständiger Behandlung, probiert seit einiger Zeit eine neue Technologie aus, ist damals mit ihrem Freund zusammengezogen, damit er auf sie aufpassen kann.
Nun hatte ich aber ein Gespräch mit meiner Mutter, in dem sie sagte, wie viel Sorgen sie sich mache. Jedes Mal, wenn meine Schwester in den Urlaub fährt (nie allein), jedes Mal, wenn meine Schwester auf dem See ein Stück rausschwimmt. Sie würde sich ständig Sorgen machen, dass ihr etwas passiert.
Ich denke, mit mir geht es ihr da nicht anders. Mein Mann und ich halten Bienen, aber ich habe eine Bienengiftallergie. Allerdings habe ich die ebenso unter Kontrolle und ich nehme das auch nicht auf die leichte Schulter. Ich trage immer meinen Anzug, ich gehe zu jedem Arzttermin, ich habe immer meine Notfallmedikamente dabei. Aber ich habe mich dagegen entschieden, dass wir die Bienen abgeben. Aber so wie sie immer wieder nachfragt, ob ich auch wirklich immer meine Medikamente mitnehme etc. Da merke ich ja, dass sie glaubt, mir wäre das egal oder ich wäre erst 15.
Ich weiß natürlich, dass es normal für eine Mutter ist, sich Sorgen zu machen. Und dass die Kinder immer ihre Kinder bleiben werden, egal wie alt sie sind. Aber ich finde, sie übertreibt ein wenig. Weder meine Schwester noch ich sind wirklich lebensgefährlich krank. Wir sind vielleicht in gewissen Situationen etwas gefährdeter als andere, aber wir stehen nicht mit einem Bein im Grab. Wir gehen beide verantwortungsvoll damit um und haben Partner, die das ebenfalls tun.
Wie seht ihr das? Sollte eine Mutter da ein wenig relaxter sein und ihren Kindern mehr vertrauen? Oder sollte sie auch bei erwachsenen Kindern die jeweilige Krankheit voll "mitleben", sich immer Sorgen machen, ständig nachfragen etc.?
Ich bin selbst Mutter. Meine Kinder sind erwachsen und meine Tochter regt sich immer drüber auf, wenn sie merkt, dass ich mir Sorgen mache. Wenn sie hier wegfährt, sage ich grundsätzlich "Fahr vorsichtig" oder "Pass auf dich auf" und sie meint dann immer, dass sie kein Baby mehr ist und dass ich diesen Satz auch sein lassen soll. Ich mache mir immer Sorgen, wenn ich weiß, dass sie unterwegs ist. Ich mache mir Sorgen, wenn ich weiß, dass es bei der Arbeit bei ihr Probleme gibt. Es ist doch völlig normal, dass eine Mutter sich sorgt. Selbst um die Kinder, mit denen eine Mutter keinen Kontakt hat oder wenig Kontakt hat, sorgt sich eine Mutter.
Ich habe selbst keine Kinder, aber ich denke, dass es schon verständlich ist, sich da dann Sorgen zu machen. Immerhin ist einem dieser Mensch ja wichtig, und gerade als Elternteil hat man dann ja auch eine ganze Menge Zeit damit verbracht, sich um das Wohlergehen des Kindes zu kümmern und eben auch dafür zu sorgen, dass es sicher ist. Da finde ich es nur natürlich, wenn man nicht plötzlich aufhört, sich Sorgen zu machen, nur weil das Kind jetzt plötzlich 18 ist.
Ich bin bei meinen Freunden da sogar recht ähnlich, wenn ich zum Beispiel irgendwas höre, dass es denen nicht gut geht. Und das, obwohl wir nur ein paar Monate auseinander sind und logischerweise auch nie ein Mutter-Kind-Verhältnis hatten. Man selbst ist da denke ich entspannter, auch weil man eben relativ genau weiß, wie man damit umgehen muss und wie man dabei sicher bleibt, während man als Außenstehende nicht sicher weiß, ob jetzt beispielsweise an alles gedacht wurde. Oder auch, ob nicht vielleicht runtergespielt wurde, wie gefährlich es ist, um der anderen Person keine Sorgen zu bereiten, usw.
Ich finde es schon ein wenig übertrieben, wenn man quasi das komplette Leben mitleiden muss und dauerhaft sich einen Kopf macht, ob das Kind nun den nächsten Anfall hat und sich dazu verschiedene Szenarien im Kopf durchspielt die so vielleicht gar nicht eintreffen. Damit macht man sich nur selbst verrückt und finde ich definitiv zu viel, auch als Mutter. Sicherlich hat man als Mutter die "Grundsorge" die immer mit dabei ist, aber man kann es auch übertreiben.
Mein Kind hat auch chronische Dinge schon in seinem jungen Leben, aber es ist nicht so, dass ich dauerhaft und jede Minute daran denke und mir die wildesten Dinge ausmale wenn ich mal von ihm getrennt bin. Denn dauerhaft tritt das auch nicht ein, er ist soweit gut eingestellt und wenn sich an die Vorgaben gehalten wird, dann besteht auch kein Grund zur erhöhten Sorge für mich.
Das kommt nur dann vor, wenn er in einer neuen Einrichtung gelassen wird oder bei Leuten die noch nicht so vertraut mit dem Umgang damit sind, dann schon mal eher. Aber ansonsten weniger, denn das schränkt auch ein Kind ein wenn die Mutter dauerhaft sich übermäßige Sorgen macht und das Kind am liebsten in Watte packen will und dann in einer Gummizelle einsperren, damit auch bloß nichts passiert.
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