Mutter behandelt Sohn wie ein Kleinkind, was soll er tun?

vom 06.01.2016, 06:36 Uhr

Von meiner Bekannten die Mutter scheint ein echtes Problem zu haben. Ein Problem damit, dass sie nicht mehr gebraucht wird und ihrem Sohn nicht mehr unter ihre "Fingerchen" hat. Es ist wirklich grausam anzusehen, weil der Sohn immer mehr zu einem "Bauer sucht Frau" Kandidaten durch ihr Verhalten mutiert. Dabei ist er hübsch und gebildet. Doch leider zu ängstlich, sich gegen Mama aufzulehnen, sodass meine Bekannte nun hofft, eine Lösung zu finden.

Das fängt schon dabei an, was der Sohn alles darf und was nicht. Jetzt kann man sagen, Partys feiern usw. das lässt Mama nie zu und ist vielleicht ein wenig verständlich. Er wohnt ja daheim und da gibt es immerhin Regeln. Doch ihr geht es darum, dass er keine Freunde zu Hause haben soll, weil sie lieber mit ihm Gesellschaftsspiele spielen möchte und TV schauen mag.

Dann beginnt sie seit neustem auch seine Bekleidung zu kaufen. Natürlich nicht das, was bis vor Kurzem im Schrank hing, sondern Oma-Unterhose mit Feinripp, weil Boxershorts ja so doof ausschauen würden. Die macht aus ihn einen kleinen Schäfer Heinrich, wenn ihr den kennt? Oder eine Art Paul Panzer von der Optik her. Meine Bekannte glaubt, dass sie das macht, damit die Mädels nicht auf ihn abfahren.

Er ist eigentlich nicht doof, was Schule usw. angeht, aber schon unselbstständig. Was allerdings der Mama zu zuschreiben ist, weil sie ihn so erzogen hat, dass sie den Haushalt macht, alles für ihn einkauft usw. Eigentlich klingt das so, als habe sie ihn so erzogen, dass er ewig bei ihr abhängt. Enkelkinder will sie eh nicht, auch von ihrer Tochter nicht, sodass sie da auch keinen besonderen Wunsch hegen würde, dass er eine Freundin bekommt.

Meine Bekannte möchte ihren Bruder nun da aus den Fängen holen und weiß nicht so recht, wie sie das anstellen soll. Ich muss allerdings zugeben, dass auch ich nicht richtig weiß, wie man das anstellen kann. Habt Ihr für das Verhalten vielleicht ein paar Tipps und Ideen, wie meine Bekannte vorgehen kann? Was sollte sie ihrer Mutter sagen oder doch lieber mit ihrem Bruder sprechen?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Das erinnert mich so ein bisschen an meine Mutter, wenn ich ehrlich bin, wobei es nicht ganz so extrem war wie du es bei der Mutter mit ihrem Sohn schilderst. Meine Mutter wollte aber auch nicht wirklich, dass ich unabhängig werde und als ich dann wegen der Uni ausgezogen bin, klammerte sie erst Recht und stellte vermehrt Regeln auf, die ich zu befolgen hatte.

So entschied sie beispielsweise, wie oft und wann ich nach Hause zu pendeln hätte. Dass dabei keine Zeit für die Uni war, weil sie am Wochenende genug "Arbeit" für mich hatte, spielte keine Rolle. Auch gefiel ihr das nicht, was ich für Klamotten für mich gekauft habe und hätte am liebsten mich beim Shopping begleitet und mir vorgeschrieben, was ich zu kaufen habe und was nicht. Sogar bei der Wohnungssuche machte sie Vorschriften, bei Versicherungen oder dem Kauf von Autos hätte sie dasselbe gemacht.

Es hatte aber auch "Vorteile", wenn man das so nennen kann. Um mich bei Laune zu halten und damit ich eben nicht versuche aus dem goldenen Käfig auszubrechen, richtete sie sich kulinarisch komplett nach meinen Wünschen. So gab es dann immer die Sachen, auf die ich Hunger hatte und die ich essen wollte, egal was die anderen aus der Familie wollten. Meine jüngeren Geschwister waren schon fast neidisch auf mich, weil sie dachten, Mama würde mich lieber mögen als sie. Was aber kompletter Schwachsinn war. Sie wollte nur nicht, dass ich unabhängig werde.

Es hat viel Kraft gekostet von mir. Als das Fass voll war, habe ich über Monate hinweg rebelliert und mich abgenabelt, was ihr so gar nicht gefallen hat. Sie macht meinen Freund dafür verantwortlich, dass ich eben "abtrünnig" geworden bin und hasst ihn wie die Pest. Dabei wäre die Entwicklung so oder so gekommen, was sie aber nicht einsehen will, weil sie ja perfekt ist und nie Fehler macht.

Also da hilft nur, dass der Sohn selbst sich abnabelt. Wenn seine Schwester oder eine andere Person versucht mit dem Sohn oder der Mutter zu reden bringt das überhaupt nichts. Er muss das aus eigenem Antrieb machen und schaffen, sonst ist alle Mühe vergebens. Wobei ich bei der Mutter das Gefühl habe, als würde sie in ihrem Sohn eine Art Partner-Ersatz sehen, was ich schon bedenklich finde.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Oh das klingt bei deiner Mama auch nicht so besonders toll. Hast Du denn den Kontakt jetzt verloren, weil sie deinen Freund, wie die Pest hast? Also hat das Abnabeln insofern auch Folgen auf Eure jetzige Entwicklung und das Zusammentreffen mit Euch?

Davor scheint der Sohn nämlich besonders Angst zu haben, dass wenn er sich aufbäumt, er seine Mama verlieren wird. Was womöglich im ersten Augenblick auch zweifelsfrei passiert, weil so heftig wie es wohl schon ist, kann ich mir das jedenfalls sehr gut vorstellen.

Ich finde das Verhalten schon wirklich krankhaft. Mama scheint nicht alleine sein zu wollen, aber der Papa ist da wohl offensichtlich sehr locker. Der sagt immer "Mutter, der muss leben und Frauen kennenlernen". Um Himmels Willen da dreht die am Rad, weil Frauen könnten ihrem armen Hasilein ja wehtun usw. Ich finde das schon arg heftig!

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Kätzchen14 hat geschrieben:Oh das klingt bei deiner Mama auch nicht so besonders toll. Hast Du denn den Kontakt jetzt verloren, weil sie deinen Freund, wie die Pest hast?

Es hat sich bei mir eine Zeit lang überschnitten. Meine Mutter sorgte immer dafür, dass ich sowohl finanziell (als Student) und emotional von ihr abhängig bleibe, sodass das Abnabeln sehr schwer gefallen ist. Ich habe zwar immer wieder aufgemuckt von Zeit zu Zeit, aber so wirklich hat mir die Kraft gefehlt. Denn wenn ich mich emanzipieren wollte, drohte sie immer damit, den Geldhahn zuzudrehen, was mich in eine ziemlich bescheidene Lage gebracht hat, um es vorsichtig zu formulieren.

Dann lernte ich meinen Freund kennen, wobei sie ihn auch versucht hat in die emotionale Abhängigkeit zu manövrieren. Aber da er nicht das Leistungsprinzip verfolgt wie meine Mutter ("Du bist nur wertvoll und liebenswert, wenn du genau das machst was ich will") habe ich durch ihn ein neues Selbstwertgefühl erlangen können, sodass ich da erst so wirklich die Kraft hatte, mich zu emanzipieren. Das passte ihr natürlich gar nicht und sie fing an, gegen ihn zu intrigieren.

Am Anfang hatte ich noch Kontakt zu ihr, wobei ihr da immer weniger gefiel, dass ich nicht mehr gesprungen bin, wenn sie gepfiffen hat. Sie gab meinem Freund die Schuld und suchte sie nicht bei sich selbst und ihrem Verhalten. Dass ein "Kind" mit 23 abgenabelt sein möchte, ist in dem Alter doch mehr als überfällig, aber sie sieht das nicht ein. Ihrer Meinung nach muss man solange an Mamas Rockzipfel hängen, bis man verheiratet ist.

Sie intrigierte also gegen meinen Freund und hat mich versucht gegen ihn aufzuhetzen und redete ihn ständig vor mir schlecht. Als Gehirnwäsche quasi. Als sie das nicht nach mehrmaliger Aufforderung unterließ, brach ich den Kontakt ab, sodass sie mittlerweile meinen Vater und meine Geschwister gegen mich aufgehetzt hat aus Rache.

Also es ist hart, einfach ist das Abnabeln bei so einer Mutter bestimmt nicht. Aber unmöglich ist es auch nicht, wenn man genug Unterstützung und Halt hat.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



An der Stelle deiner Bekannten würde ich ganz klar meine Gedanken aussprechen und ihm verbal klar machen, dass er sich so keinen Gefallen tut. Er ist ja in der Lage zu verstehen um was es geht und manchmal braucht man vielleicht auch mal eine Meinung von außen um selber zu begreifen, was da los ist.

Allgemein muss er selber den Schritt machen und man kann ihn diesen nicht abnehmen. Er muss begreifen, dass es so nicht geht und dann danach handeln. Von außen kann man immer nur gut zureden, aber man kann ihm den eigentlichen Schritt nicht abnehmen. Ich finde aber auch, dass das Verhalten der Mutter so überhaupt nicht geht und sie sich einfach zurücknehmen muss. Vielleicht sollte man auch mal mit ihr reden, dass sie zu weit geht.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Wie alt ist denn der Bruder deiner Bekannten? Geht er noch zur Schule oder hat er schon einen Job oder Ausbildungsplatz? Wenn er noch zur Schule geht, dann ist es sicher nicht so einfach, weil er ja dann auch noch auf das Geld der Mutter angewiesen ist. Aber trotzdem klingt das schon ziemlich heftig, was die Mutter da macht, nur wenn der Bruder deiner Bekannten das auch so mit sich machen lässt und nicht mal zur Mutter sagt, dass der die Unterwäsche nicht verwendet oder so, dann ist das auch nicht einfach, da raus zu kommen.

Ich verstehe es ja, dass er Angst davor zu haben scheint, dass er die Mutter verliert, wenn er sich dagegen auflehnt und mal selber etwas macht, was sie nicht gut findet. Aber so ist es doch auch kein Leben, wenn er nur alles so macht, um es der Mutter recht zu machen und dann nichts mit den Kumpels unternimmt, sondern mit der Mutter zu Hause bleibt und Gesellschaftsspiele spielt. Sicher ist das in dem Moment nicht leicht, aber so kann es doch auch nicht weiter gehen.

Ich finde es gut von deiner Bekannten, dass sie ihrem Bruder helfen möchte, aber ich fürchte, dass sie so richtig viel auch nicht machen können wird. Sie wird ihre Mutter nicht ändern können. So kann sie ihrem Bruder nur immer wieder sagen, dass er etwas machen soll und dass er auch ihre Unterstützung hat, wenn er mal mit der Mutter reden möchte und möchte, dass sie dabei ist oder so.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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