Mutter an Heiligabend alleine lassen herzlos?

Frau S. ist 65 Jahre alt, hat zwar viele Freunde, aber nur eine einzige Verwandte, nämlich ihre Tochter. Die Tochter war bislang alleinstehend und da beide Frauen im selben kleinen Ort wohnen haben sie Weihnachten immer zusammen verbracht, da ihre Freunde Weihnachten eben mit der eigenen Familie feiern.

Dieses Jahr hat die Tochter nun eine feste Beziehung und möchte daher Weihnachten mit ihrem Partner verbringen. Die Mutter möchte sie nicht einladen, da sie lieber alleine mit ihrem Freund ist und meint, dass das Weihnachtsfest mit ihrer Mutter nicht besinnlich wäre.

Frau S. muss daher dieses Jahr Weihnachten alleine verbringen, worüber sie sehr verärgert und traurig ist, da sie auch immer sehr viel für ihre Tochter getan hat, diese hat finanzielle Probleme und Frau S hat ihr immer sehr geholfen. Sie fühlt sich nun einsam an Weihnachten.

Die Tochter meint aber, dass es eben ihre erste Beziehung ist und sie Weihnachten daher lieber mit dem Freund alleine ist anstatt ihre Mutter dabei zu haben. Findet ihr das Vorgehen der Tochter herzlos oder könnt ihr verstehen, dass man Weihnachten lieber nur mit dem Partner zusammen verbringen möchte und nicht mit den Eltern?

Ohne die genauen Hintergründe zu kennen, finde ich es ziemlich schwierig, auf die Frage zu antworten. Sicher ist es hart für Frau S., wenn sie dann ganz alleine den Heiligabend verbringen muss, wenn sie vielleicht auch fest damit gerechnet hat, dass sie diesen Tag wieder wie in den Jahren zuvor mit ihrer Tochter verbringen wird.

Aber die Tochter kann man auch verstehen, dass sie sich an diesem Tag ganz ihrem neuen Freund widmen möchte, denn es wird doch ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest und das ist doch schon etwas besonderes.

Wenn die Tochter sagt, dass das Fest mit ihrer Mutter nicht besinnlich wird, dann klingt das für mich schon etwas komisch, als ob da vielleicht auch etwas vorgefallen ist, weswegen die Mutter lieber nicht eingeladen wird. Oder vielleicht fürchtet die Tochter auch, dass die Mutter sie mit irgendwelchen Geschichten, vielleicht aus der Kindheit, vor dem neuen Freund blamiert.

Somit verstehe ich schon beide Seiten und denke, dass ein Kompromiss die beste Lösung wäre. Man kann es ja so einrichten, dass die Tochter Heiligabend mit ihrem neuen Freund alleine feiert und dafür an einem der Feiertage die Mutter zu sich einlädt oder diese besucht.

Ich sehe das so wie Barbara Ann und verstehe das Problem nicht. Weihnachten ist doch auch nicht an einem Tag direkt zu Ende. Warum kombiniert man das nicht einfach? Bei uns ist es so, dass wir an einem der drei Tage zu zweit zu Hause bleiben, an einem anderen Tag fahren wir zu einer Familie und an wieder einem anderen Tag fahren wir zur anderen Familie. So hat man alle drei Optionen kombiniert und jeder hat was er wollte. Warum andere Menschen nicht ebenfalls auf solche Ideen kommen ist mir ein Rätsel. Das liegt doch nahe und ist die beste Kompromisslösung für alle.

Ich finde es ehrlich gesagt schade, wenn sich manche Menschen so auf ihre erwachsenen Kinder zu Weihnachten versteifen. Diese haben doch auch eigene Familien, Beziehungen oder sind einfach weit weg. Man kann doch nicht erwarten, dass diese dann auch jedes Mal kommen und brav das liebe Kind spielen. Natürlich ist es blöd, wenn man alleine ist, aber wenn das Kind das vorher ankündigt kann man sich ja auch eine Beschäftigung suchen und muss nicht alleine sein.

Ich finde auch nicht, dass man das als Kind zwingend an den anderen beiden Tagen nachholen muss. Wenn man keine Lust hat, es unpassend ist und so weiter, dann muss man das auch nicht. Eltern müssen dann auch mal eine eigene Beschäftigung finden. Man ist nun mal nicht immer nur Kind, sondern hat auch ein eigenes Leben.