Muss Wahlkampf immer "schmutzig" ausgetragen werden?

Schaut man sich mal den aktuellen US-Wahlkampf an, so werden ja scheinbar keine Möglichkeiten ausgelassen, den politischen Gegner zu beleidigen, zu verunglimpfen oder auch zu diffamieren. Für den morgigen Tag ist ja das zweite TV Duell zwischen Clinton und Trump angesetzt und in den Medien erwartet man schon schlimme verbale Auseinandersetzungen.

Ich persönlich finde ja so eine Streitkultur nur furchtbar und frage mich schon, warum ein Wahlkampf nicht sauber und fair mit reinen Sachargumenten ausgetragen werden kann. Wie empfindet ihr denn derartige und in reine Beschimpfungen ausartende Wahlkämpfe? Meint ihr ein sachlicher Wahlkampf ist heutzutage kaum noch möglich und ein solcher muss ganz einfach "schmutzig" ausgetragen werden? Werden wir solch geführte Wahlkämpfe auch bald in Deutschland erwarten können?

Ich glaube wirklich, dass man die meisten Menschen mit einem sachlichen Wahlkampf überhaupt nicht erreichen kann. Die wären davon ganz schnell gelangweilt, würden das Interesse verlieren oder würden auch einfach gar nicht verstehen um was es da eigentlich geht.

In Deutschland ist das auch nicht anders. Die Akteure sind vielleicht nicht ganz so auf Krawall gebürstet wie in anderen Ländern, aber frage mal einen AfD-Wähler, was denn im Parteiprogramm steht, für was er da eigentlich für ein Weltbild gestimmt hat. Das wissen die genauso wenig wie die Trump Wähler wissen wie "make America great again" in die Tat umgesetzt werden soll.

Ich weiß nicht, ob ein Wahlkampf immer schmutzig laufen muss. Das was Donald Trump macht, hat für mich auch nichts mehr mit schmutzig zu tun, sondern ist es teilweise arg grenzwertig. Hillary Clinton soll Vergewaltigungen ihres Mannes gewusst haben und deckt das? Das sind harte Unterstellungen, die im TV nichts zu suchen haben. Wenn das stimmen sollte, er hat 3 Leute da hingestellt, die von Bill Clinton missbraucht worden sein sollen, dann muss er das rechtlich irgendwie regeln.

Wobei ich nicht sagen möchte, dass aufgrund seiner sexistischen Äußerungen sich die Dame Clinton zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Denn Monika Levinski ist jedem noch ein Begriff, wo der Herr Ex-Präsident seine schwachen Momente ja öffentlich bekannt hat, seine Gattin betrogen hat und sie doof wie sie ist, noch bei ihm ist. Obwohl man sie vor ganz Amerika zum "Idioten" damit gemacht hat. Man sollte also auch vorsichtig sein, wie formell man Donald Trump im aktuellen Fall angreift, wenn er mit bösartigen Gegenargumenten kommen kann.

Ansonsten gehe ich schon davon aus, dass es sicherlich auch eine Oktave sauberer gehen muss oder? Wenn das nicht möglich ist wie armselig ist das? Frau Merkel bleibt immer sauber, das muss ich ihr lassen und ein Fan von ihr bin ich bekanntermaßen nicht. Herr De Maiziere ist auch recht freundlich. Herr Lindner ist gut, aber auch direkt, was mir sehr gefällt.

Einzig die AFD wird bei uns natürlich immer mal schmutzig, aber auch das finde ich Okay. In vielen Aussagen stecken absolute Wahrheiten drin, die auch anderweitig nur anders verschönt ausgesagt wurden. Deswegen finde ich es ruhig mal klasse, wenn eine Partei klare Kante zeigt, dem Bürger, der sie wählt, auch ebenbürtig gegenüber tritt.

Es sollte jedoch nicht zu schmutzig sein. Das was in den USA abgeht bezeichnen mir befreundete Amerikaner bereits als Zirkus. Sie sind empört wie asozial es derzeit umher geht. Sie glauben trotz zweimaligen Gewinnen in den TV-Duellen aber noch immer, dass Trump das Rennen macht. Ich bin wirklich gespannt. Gewinnt er, wissen wir, dass es wohl schmutziger nicht mehr gehen kann.

Ein Wahlkampf muss nicht schmutzig ausgetragen werden. Dies sollten wir uns vor allem in Deutschland zu Herzen nehmen. Eine Demokratie sollte jede Meinung aushalten und diese akzeptieren. Denn nur mit einem gemeinsamen und vernünftigen Konsens können wir dafür sorgen, dass Deutschland weiter eine Wirtschaftsmacht bleibt.