Muss man sich Neid erst verdienen?

vom 01.08.2017, 06:03 Uhr

Meine Bekannte meinte neulich, dass man sich jeden Neid von anderen Menschen erst einmal selbst verdienen und erarbeiten müsste. Ich glaube nicht, dass ich das einfach so unterschreiben kann. Für mich klingt dieser Satz so, als würde man es eben darauf anlegen, den Neid und Missgunst der Mitmenschen zu provozieren. Es gibt aber sicherlich auch Menschen, die ohne große Anstrengung neidisch sind, warum auch immer.

Wie seht ihr das? Muss man sich den Neid anderer Menschen erst einmal erarbeiten und verdienen? Oder gibt es den quasi gratis dazu? Stimmt ihr meiner Bekannten in ihrer Aussage zu oder seht ihr das etwas differenzierter und kritischer? In welchen Situationen würde man denn "unverdient" Neid ernten?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Kommt doch ganz darauf an, es gibt Menschen die sind auf alles direkt neidisch nur weil sie es nicht haben. Da brauchst du dir rein gar nichts verdienen und erarbeiten, dass kommt von ganz alleine und auch wenn es dafür keinen Grund gibt, finden diese Menschen immer einen damit es ihnen auch beliebt.

Bei anderen sieht es wieder anders aus und ich habe auch gemerkt, dass manch einer erst neidisch geworden ist als ich mir mein eigenes Haus gekauft habe und das dann zum Tragen gekommen ist. Auch als die eigene Firma gelaufen ist, das Einkommen hier gestimmt hat und mehr war als bei anderen wurde es mehr. Damit fällt das dann schon eher in den Bereich, dass man sich diese Form von Neid dann auch verdient hat.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Ich kenne in diesem Zusammenhang das Sprichwort: "Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich verdienen", aber ich kann diese Aussage eigentlich nicht pauschal unterschreiben. Viele Leute werden beispielsweise beneidet, weil sie jung und/oder hübsch und/oder reich sind, obwohl sie absolut nichts dazu getan haben. Nicht jeder, der mit Geld um sich wirft und einen Lebensstil pflegt, der die Mitmenschen gelb anlaufen lässt vor Neid, hat auch nur einen Handschlag dazu getan, um diesen auch zu "verdienen".

Und umgekehrt habe ich auch oft genug den Eindruck, dass Menschen, die sich beispielsweise wirklich abrackern für ihren materiellen Wohlstand, weniger beneidet werden als Leute, denen man ihr Wohlleben einfach in den Schoß geworfen hat. Von daher denke ich, dass man sich den Neid seiner Umgebung durchaus verdienen kann, aber dass hier kein unmittelbarer Kausalzusammenhang besteht. Man kann auch an sich beeindruckende Leistungen vollbringen, ohne dass auch nur ein Krümel Neid auf einen gerichtet wird, weil diese entweder niemanden interessieren, weniger attraktiv sind als Geld und Schönheit oder weil das Umfeld generell nicht zu Neid neigt oder weiß, welche Opfer dafür nötig waren und einem den Erfolg daher durchaus gönnt und zugesteht.

Für mich persönlich habe ich gar kein Bedürfnis danach, meine Mitmenschen auf welche Art auch immer zum Neid anzustacheln. Die Leute, die dazu neigen, beneiden mich auch so, von mir aus auch für meine Augenfarbe oder was auch immer. Und die Leute, die über solchen Kinkerlitzchen stehen, wissen, dass Neid niemandem etwas bringt, und dass jeder entweder sein Päckchen zu tragen hat oder spätestens dann nicht mehr zu beneiden ist, wenn der Geldregen versiegt, die Quelle abkratzt oder die Jugend auch mit Gewalt nicht mehr zum Bleiben zu bewegen ist.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich kann dieser Aussage nun nicht so viel abgewinnen, auch wenn sie sicher einen wahren Kern hat. Manchmal wird es auch so sein, wenn man zum Beispiel ein tolles Haus gekauft oder gebaut hat und die Menschen darum neidisch sind. Dann würde ich schon sagen, dass man sich diesen Neid der anderen Menschen gewissermaßen verdient hat.

Aber es gibt auch Menschen, die sind auf Dinge ihrer Mitmenschen neidisch, für die diese nicht wirklich arbeiten müssen. Wenn jemand zum Beispiel auf mich neidisch ist, weil ich essen kann was ich möchte und dabei nicht wirklich zunehme, dann ist das ja nichts, was ich mir irgendwie verdient hätte. Das ist einfach so bei mir und damit hat es sich.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich kenne diese Aussage auch und kann sie schon teilen. Denn eigentlich bin ich die Sorte Mensch, die für andere nicht viel übrig hat. Das heißt nicht, dass ich unhöflich zu denen sei, aber sie sind mir auch alle scheißegal, wenn sie nicht zu meinem Freundeskreis, Bekannten-, Verwandten- und Kollegenkreis gehören. Wenn diese Leute glauben, ich sei neidisch, weil sie als Beispiel ein Auto haben, ein Haus und mehr, dann irren sie sich.

Bei mir wurde auch mal behauptet, dass ich auf eine gute Bekannte neidisch sei, weil sie selbstständig ist, gutes Geld nach Hause bringt, weniger arbeiten muss usw. Ich musste herzhaft lachen, weil ich keinen Grund sah, darauf neidisch zu sein, sondern war es mir auch egal. Was sollte ich anderes dazu sagen und ich wollte das auch nicht ständig zum Alltagsthema haben, aber die Leute eben. Deswegen hieß es am Ende, du bist neidisch Kätzchen.

Meine Antwort war "Neid muss man sich verdienen". Ich bin gleichgültig allem gegenüber, das ist etwas ganz anderes, als neid. Mir ist egal, wer wie viel Geld für weniger Arbeitsleistung hat, mir ist egal, welche Beziehung besser läuft usw. Es interessiert mich nicht. Weil mir die Vorteile eines anderen Menschen anhand solcher Beispiel aber schnurzegal sind, wurde ich öfters als "Neiderin" betitelt, dabei war mir das egal.

Ich messe Menschen nach Charakter und wer damit prahlt, geht mir auf die Nülle. Das muss ich nicht haben und hat nichts mit Neid zu tun. Den muss man sich verdienen und das ist nun einmal so. Neidisch bin ich aber im Allgemeinen sowieso nie. Ich kann mich an keiner Situation erinnern, wo ich neidisch war und neidisch bin. Das wird wohl auch noch lange auf sich warten, ehe ich das mal mitkriege.

Der Spruch ist aber eher eine abwertende Haltung gegenüber "Neid". Man möchte damit wohl sagen, dass selbst der Neid verdient sein muss und du XY hast nichts, was mich neidisch macht. Das ist wohl eher die Bedeutung und genau so sehe ich das in vielen Belangen auch, aber ich posaune es nicht raus.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Mal davon abgesehen, dass Neid nicht unbedingt erstrebenswert ist, wie ich finde, halte ich diese Aussage für nicht allgemein gültig.

Es gibt durchaus Dinge, auf die andere Menschen neidisch sind, wenn man sie hat, aber die man nicht erst erarbeiten muss. Ein Beispiel wäre hier Intelligenz oder Schönheit. Man kann auch reich geboren sein, worauf andere neidisch sein können, was man sich aber auch nicht erarbeiten musste.

Man könnte sagen, dass es schon Dinge gibt, die man sich hart erarbeiten muss. Auf diese Dinge sind dann eventuell andere neidisch. In diesem Kontext wäre die Aussage also schon passend. Warum man wollen sollte, dass andere einem etwas neiden, ist mir aber dennoch ein Rätsel. :think:

» anno1990 » Beiträge: 30 » Talkpoints: 7,60 »


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