Muss man immer an "besonderen" Veranstaltungen dabei sein?

Ich will mich nicht als Einzelgänger betiteln, der es hasst unter Leuten zu sein. Jedenfalls bin ich jemand, der nicht so gerne zu gewissen Veranstaltungen geht, die für andere Selbstverständlich sind.

Ein Beispiel wäre die Abitur Abschlussfeier mit Übergabe des Abiturzeugnisses. Ich bin da einfach nicht hingegangen und das war schon zu Beginn des letzen Schuljahres klar für mich. Ich wollte nicht meinen Samstag darein investieren nur um ein Stück Papier ausgehändigt zu bekommen (außerdem kenne ich das schon von der Realschule).

Der ganze Kurs inklusive Lehrer fanden das aber mehr als merkwürdig, ich musste mir vorher und nachher die ganze Zeit anhören wie wichtig es doch sei und dass man es verdient hat auf der Bühne zu stehen nach so langer Schullaufbahn und so weiter.

Ich persönlich finde es schon nicht mehr normal immer überall dabei sein zu müssen, vor allem wenn man kein Interesse oder keine Lust hat und nur aus gesellschaftlichem Druck anwesend zu sein.

In dem Alter ist eine "kein Bock" Haltung wahrscheinlich noch normal. Ich hätte damals wohl auch lieber den Samstag Abend in einem Club mit meinen Leuten und meiner Musik verbracht anstatt mir in der Schule Reden in der Aula anzuhören und anschließend eine eher formale Feier mit Eltern, Lehrern, Vertretern der Partnerschule, Bürgermeister und so weiter über mich ergehen zu lassen.

Im Nachhinein fände ich es wohl Schade, wenn ich das nicht mitgemacht hätte. Feiern gehen kann man schließlich jedes Wochenende oder auch zu Hause vor dem Computer hocken oder was auch immer du statt dessen gemacht hast, aber sein Abitur macht man halt nur einmal. Auch wenn so eine Abschlussfeier nicht wirklich cool ist, sie markiert einen Lebensabschnitt.

Ja, genau das war ein bekannter Satz der mir eben nicht eingefallen ist, und zwar dass man sein Abitur nur einmal im Leben macht. Für mich ist das keine Begründung finde ich trotzdem da mit zumachen. Selbst beim Abigag (wo nochmal aufm Putz gehauen wird in der Schule) war ich nicht dabei, einfach keine Lust gehabt, obwohl sich die ganze Stufe so dermaßen darauf gefreut hat. Naja ich bin da wohl anders getrimmt.

Ich bin keine Spaßbremse, im Gegenteil, mit mir kann man viel Spaß haben und verrückte Dinge tun. Ich kann jeden zum lachen bringen, aber andersrum reizt mich gar nichts und bringt mich auch nichts wirklich zum lachen. Ich finde die wenigsten Sachen interessant, dass einzige was ich mitgemacht habe an das ich mich erinnern kann waren Klassen- und Kursfahrten. In andere Länder zu reisen finde ich sollte man sich schon gönnen, nicht zuletzt da mir das finanziell bezahlt ist. Ohnehin ist Pflicht in der Schule, hätte mich eh nicht drücken könne, selbst wenn ich wollte.

Ich bin mittlerweile doppelt so alt wie zur Zeit meines Abiturs, aber meine "Null Bock"-Haltung ist ausgeprägter denn je, danke der Nachfrage! Im Augenblick boykottiere ich gerade Sylvester, und selbst als ich noch jünger war und noch mehr Energie hatte, musste ich nicht bei jedem Anlass vorne mit dabei und das Herz der Party sein.

Um auf das Abitur zurück zu kommen: Bei der Zeugnisvergabe war ich brav dabei, aber das ganze sonstige Brimborium vom Autocorso bis hin zum offiziellen Abschlussball hat mich einfach nicht interessiert. Es wäre ja auch schade, wenn das Ende meiner Schullaufbahn wirklich den Höhepunkt meiner menschlichen Entwicklung darstellen würde.

Ich hätte also höchstens aus Gruppenzwang teilgenommen, und mir war schon als Teenager ziemlich klar, dass niemand etwas davon hat, wenn ich mit Leichenbittermiene am Rand stehe und man mir überdeutlich anmerkt, dass ich am liebsten abhauen würde. So funktioniert das eben, wenn man ein introvertierter Mensch ist. Man muss sich seine öffentlichen Auftritte sorgfältig einteilen.

Ich habe schon lange aufgehört, deswegen ein schlechtes Gewissen zu haben oder mich von irgendwelchen wohlmeinenden Leuten nerven zu lassen, die meinen, ich hätte ein miserables Leben, wenn ich nicht um Mitternacht bei Minusgraden zum Geld Verbrennen vor die Tür gehe oder ähnliches. Ich weiß schon, was ich tue, und beschränke meine soziale Energie darauf, Zeit mit Leuten zu verbringen, die mir etwas bedeuten, und nicht in der grölenden Masse mitzuschwimmen.

Ich finde, dass man immer selber entscheiden sollte was man machen möchte und was nicht. Wenn man keine Lust auf so eine Veranstaltung hat und einem dadurch kein Nachteil entsteht, kann man fern bleiben. Das ist doch in Ordnung so. Gerade als Einzelgänger findet man die Nähe von so vielen Menschen auch unangenehm und deswegen kann ich die Haltung schon verstehen, dass man sich solche Veranstaltungen spart.

Ich kenne "kein Bockphasen" durchaus auch von meiner Teenagerzeit und da habe ich auch nicht an jeder Veranstaltung teilgenommen. Wozu auch? Letztendlich bringt es auch niemanden etwas, wenn man dann hingeht und schlechte Laune hat, weil man keine Lust darauf hatte.

Es wird immer Dinge geben, die dir nicht gefallen und du keinen Bock darauf hast. Aussuchen kann man es sich nicht immer, denn wie schaut es denn aus, wenn du von einem Geschäftsessen fern bleibst weil du keinen Bock hast? Die Zeit geht ebenfalls vorbei und man muss auch nicht die ganze Zeit bleiben wenn man darauf keine Lust hat, aber wenigstens einmal sehen lassen gehört mit zum guten Ton.

Zudem das auch keine Veranstaltungen sind, die man jede Woche macht. Der Abi Ball ist einmalig im Leben wie auch die Zeugnisübergabe und entsprechend kann man sich die paar Stunden dann schon zusammen reißen und auch mal etwas machen, wenn es einem nicht in den Kram passt.

Mit den besuchen bei Verwandten ist es etwas anderes oder auch die Veranstaltungen wie Hochzeit und Co. Das sind Dinge, die passieren immer mal wieder und kann man durchaus auch mal sausen lassen wenn man keine Lust darauf hat. Das sehe ich jedenfalls als weniger notwendig an, da diese häufiger stattfinden und nicht nur einmalig im Leben sind. So habe ich auch schon Hochzeiten sausen lassen wie auch runde Geburtstage, einfach weil ich keine Lust auf die Personen hatte. 10 Jahre später gab es den nächsten runden Geburtstag und auch eine erneute Hochzeitsfeier, nachdem die erste Ehe in die Brüche gegangen ist.