Muss man eurer Meinung nach auf den Friedhof gehen?
Ich gehe eigentlich nur zu Beerdigungen auf den Friedhof und das auch nur, weil es meine Familie so möchte. Ich würde sonst wahrscheinlich nicht mal dazu dahin gehen. Ein Friedhof hat für mich so einen beklemmenden Beigeschmack und wird den Menschen nicht gerecht. Ein paar Steine umgeben von ein paar Bäumen, ein bisschen Grün auf den Gräbern, aber allzu viel Buntes gibt es nicht. Zudem bin ich der Meinung, dass man im Leben zeigen muss, dass man einen Menschen mag oder liebt und nicht erst, wenn dieser tot ist.
So gehe ich nach dem Ableben nicht mehr zu den Gräbern meiner Lieben. Das weiß auch jeder von mir und so ärgert es keinen. Bisher war es auch den Verstorbenen immer egal, ob nach dem Tod einer kommt, weil sie dies auch vorher geäußert haben. Es gibt nun mal auch immer Problemchen bei der Grabpflege, weil kaum einer das wirklich gerne macht bei uns. Muss man aber eurer Meinung nach einen verstorbenen Verwandten, Bekannten oder Freund nach dem Ableben auf dem Friedhof besuchen und ihn so ehren oder kann man das auch zu Hause im Herzen machen?
Ich war bisher auch bei noch keinem Grab meiner Freunde und Verwandten, die ich bisher verloren habe. Ich brauche diese Art von Trauer einfach nicht. Ich denke lieber an sie, wenn ich nicht gerade in der Öffentlichkeit bin und drei Gräber weiter eine Witwe heult.
Die Verstorbenen sind tot. Es stört sie nicht mehr. Auch wenn ich mal annehme, dass meine Großeltern sich darüber gefreut hätten. Aber der Ort, um an meine Großmutter zu denken, ist definitiv die Küche. Wenn ich Bratkartoffeln nach ihrem Rezept koche oder Kakao aus der alten Dose nehme, in der auch sie schon Kakao aufbewahrt und damit den Lieblingskuchen ihrer Enkel gebacken hat. Wie kann das von einem Grabstein übertroffen werden?
Wenn ein Friedhof Beklemmungen bei dir hervorruft, dann geh einfach nicht mehr hin, auch nicht zu Beerdigungen. Wenn du deinen Verwandten das richtig erklärst, schon im Vorfeld und nicht erst dann, wenn jemand aus diesem Kreis stirbt, wird es jeder versuchen zu verstehen, wenn auch mit schwerem Herzen. Deine Einstellung gegenüber Lebenden ist richtig und gut. Auch wenn man einen Menschen richtig gern hat, ihn sogar liebt und ihm das auch zeigt, heißt es aber nicht, dass man ihn vergessen sollte oder kann, wenn er stirbt.
Natürlich kann man auch zu Hause an eine liebe, verstorbene Person denken. Dazu muss man nicht auf den Friedhof gehen. Nur, weil deine Familie es möchte, musst du nicht auf den Friedhof gehen. Erkläre es ihnen richtig und bitte sie, dich zu verstehen.
Wie müsste denn ein Friedhof aussehen, der den Menschen, die dort zur letzten Ruhe beigesetzt sind, gerecht wird. Hast du da eine ungefähre Vorstellung? Die lebenden Verwandten bemühen sich ja sehr, die letzte Ruhestätte freundlich und im Sinne des dort Begrabenen zu gestalten. Sie pflanzen Grün an, pflanzen Blumen, manche haben einen Grabstein mit dem Namen des Verstorbenen. Es werden Büsche oder auch ein Baum gepflanzt, der Schatten spenden soll. Sie bringen ein Licht zum Grab und halten es sauber. Die dort Ruhenden kann man natürlich nicht wieder lebendig machen, auch wenn die Grabstätte noch so gepflegt wird.
Vielleicht gelingt es dir später einmal, dem Friedhof andere Gefühle entgegen zu bringen. Aber vorläufig solltest du ganz einfach darüber sprechen, dass du deinen Fuß nicht auf den Friedhof setzen kannst, weil es beklemmend für dich ist.
Die Pflege des Grabes kostet natürlich Geld und ist viel Arbeit. Wenn es Querelen gibt, wer es macht, dann müssen sich alle Beteiligten mal zusammen setzen. Findet sich niemand, der es übernimmt, dann gebt das Grab in Pflege bei einem Friedhofsgärtner und teilt euch die Kosten. Vorsicht bei Abschluss eines mehrjährigen Vertrages und Zahlung des Geldes für die gesamte Laufzeit. Wir sind da betrogen worden und müssen nun nochmals zahlen.
Ich gehe auch seit Jahren nur zu Beerdigungen auf den Friedhof. Meinen Vater, der vor Jahren verstorben ist, habe ich bestimmt schon zehn Jahre lang nicht mehr besucht. An dem Grab meiner Schwägerin, sie verstarb dieses Jahr, war ich auch noch nicht einmal. Ich nehme es mir zwar immer wieder einmal vor, dort vorbei zu fahren, mache es dann aber doch nicht.
Ich gehöre auch zu den Menschen, denen ein solcher Friedhofsbesuch nicht unbedingt Freude bereitet, ganz im Gegensatz zu meiner Großmutter, die stundenlang über Friedhöfe laufen kann und einfach alles anschaut und genau durchliest. Sie ist da in einer ganz anderen Welt und genießt auch irgendwo die Ruhe und der Frieden der dort herrscht.
Meine Friedhofsbesuche beschränken sich auch fast nur auf Beerdigungen, was ich aber als wichtig empfinde und auch keine Beerdigung versäumen würde, weil es für mich wie eine letzte Ehre ist, die man dem Verstorbenen erweisen sollte. Das dies nicht jeder so sieht, kann ich absolut verstehen und akzeptiere es auch, da jeder anders mit dem Tod und dem Ableben der geliebten Menschen umgeht.
Des Weiteren gehe ich auch auf den Friedhof an ehemaligen Geburtstagen und dem Sterbedatum meiner Oma. Da sie bisher die einzige ist, die mir wirklich so nahe stand, dass ich es als notwendig empfinde, stört mich der Zeitaufwand auch nicht und so schenke ich ihr meine volle Aufmerksamkeit in unserer schnelllebigen Zeit.
Wie gesagt, jeder kann das mit den Friedhofsbesuchen anders handhaben und das ist auch völlig in Ordnung so. Da gibt es wohl kein richtig und falsch.
Wir sind doch alles mündige Bürger und so sollte man auch jedem Individuum zugestehen seine eigene Meinung zum Thema „Friedhofsbesuche“ zu haben und zu pflegen. Friedhöfe sind immer gruselig weil man dort ständig an die eigene Vergänglichkeit erinnert wird, einer steckt das besser weg und ein anderer vielleicht gar nicht. Wenn ich auf dem Friedhof bin um mich um das Grab meiner Großeltern zu kümmern dann finde ich es auch nicht gerade lustig dass sich ausgerechnet links und rechts daneben zwei verstorbene Schulkameraden befinden. Beide haben sich totgesoffen, beziehungsweise einer ist total betrunken in einer flachen Pfütze ertrunken. Selber Schuld, aber total unnötig.
Ich komme damit ganz gut klar, aber trotzdem gehe ich über das Jahr betrachtet nicht sehr oft die Gräber zu besuchen. Meistens muss ich sie pflegen oder im Sommer mal gießen und da sehe ich auch zu dass ich so schnell wie möglich damit fertig bin. Ich verharre auch nicht sehr oft voller Andacht, da denke ich auch lieber zu Hause in einer stillen Minute oder bei bestimmten Situationen an sie. Deshalb kann ich dich da sehr gut verstehen. Die Toten haben nüchtern betrachtet eh nichts davon und was die liebe Verwandtschaft darüber denkt ist doch eigentlich auch egal. Außerdem hat so jeder seine Macken und Eigenheiten so dass ein Fernbleiben vom Friedhof durchaus zu einem tolerierbaren Verhalten gehören kann.
Ich bin mir ziemlich sicher dass unser Sohn dass da auch kein großes Interesse zeigen wird falls es bei mir mal soweit ist. Ich denke darüber nicht weiter nach weil ich es eben auch nicht für sehr wichtig halte. Freuen würde ich mich dagegen wenn ich öfters Gesprächsthema bei den ganz alltäglichen Situationen wäre über Dinge die ich getan oder gesagt habe.
Übrigens geht der Trend immer mehr zu anonymen Bestattungen wo man gar nicht mehr genau weiß wo denn nun die Asche des Verstorbenen liegt, so habe ich das zumindest gelesen. Damit erübrigt sich für mich als nüchtern denkender Mensch auch der Besuch des Friedhofes um jemanden zu gedenken.
Meine Meinung dazu ist: einen Menschen, der einem etwas bedeutet hat, findet man im Herzen und nicht da, wo seine körperlichen Überreste vergraben wurden. Ob man ein Grab pflegt oder nicht, sagt nichts darüber aus, ob man diesen Menschen geliebt hat oder ob man es im Grunde nur macht, um vor den anderen gut dazustehen. Ich war nach den Beerdigungen auch nicht mehr am Grab meiner Großeltern, aber das heißt nicht, dass ich sie vergessen habe. Meine anderen Angehörigen würde ich, soweit mir die Entscheidung darüber obliegt, einäschern lassen, damit ich eben kein Grab zu betreuen habe.
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