Muss man böse Spitznamen der Familie dulden?

Kürzlich hatten wir in einer erlesenen Runde das Gespräch rundum Spitznamen, die uns gegeben wurden. Sei es von der Schwiegermutter, dem Schwiegervater oder den Verwandten des Partners. Dabei kamen in den meisten Fällen positive oder erklärliche Spitznamen zum Vorschein, aber dem war nicht bei allem so.

Zwei Spitznamen, die nie persönlich zur entsprechenden Person, sondern hinterm Rücken familiär umhergehen waren dort „Ersatzteillager + Name der Person“ und „Scheinalibi + Name der Person“. Das sind jetzt wahrlich keine netten Namen, wie ich persönlich finde.

Insbesondere der „Scheinalibi“ Spitznamen ist einer Dame gewidmet, die nicht elitär zur gehobene Familienklasse gehört, aber gilt, solange der Sohn in ihren Augen schlau ist und eine schönere sowie gebildetere Freundin findet. Im Übrigen gilt der Spitzname wohl seit mehr als 14 Jahren.

Das sind beides schon Spitznamen, die ich nicht so witzig finde und mich mit solchen Familienmitgliedern dann auch erst gar nicht zu Festlichkeiten treffen würde. Doch die Damen meinen, dass sie die Namen zu dulden hätten, weil die Partner sonst Probleme mit ihren Verwandten hätten.

Würdet Ihr es dulden, so bezeichnet zu werden und im Wissen dessen, dass man Euch nicht riechen kann? Geht Ihr dann noch zu Festlichkeiten oder sprecht Ihr auch das Thema des Spitznamen an?

Die von dir erwähnten Spitznamen sind ja nun wirklich fies. Ich finde nicht, dass man sie dulden muss, wenn man denn überhaupt als betroffene Person davon erfährt. Das scheint ja aber der Fall zu sein. Ich empfände es als Beleidigung als Ersatzteillager bezeichnet zu werden und würde das auch deutlich ausdrücken.

Eine solche Verwandtschaft könnte mir gestohlen bleiben und ich würde auf Distanz zu solchen Leuten gehen. Falls das nicht geht, würde ich mit meinem Partner oder sonstigen Vertrauten innerhalb der Verwandtschaft darüber reden, damit sie mal ein ernstes Wort mit den Leuten sprechen. Man selber bekommt das ja nicht immer direkt mit, sondern meistens nur hintenherum.

In meinem kleinbürgerlichen Familienumfeld gibt es eigentlich gar keine Spitznahmen. Wir haben alle genug Besseres zu tun, als über die "bucklige Verwandtschaft" abzulästern. Selbst die angeheirateten Schwiegersöhne nebst Anhang wurden zwar nicht gerade mit offenen Armen und Küsschen empfangen, aber zumindest nicht aktiv gedemütigt.

Man muss auch dazu sagen, dass die Anzahl an Menschen, die ich als meine "Familie" ansehe, kaum ein Dutzend Leute umfasst. Die diversen Cousins und Cousinen meiner Generation haben beispielsweise auch bestimmt irgendwann geheiratet und Kinder gekriegt, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich die Namen selbiger zusammenbringen würde! Schon allein deswegen kann es keine Bösartigkeiten geben, weil es außerhalb der allerengsten Familie schlichtweg keinen interessiert, wie die Frau von Cousin Eberhard oder Onkel Erwin nun genau drauf ist.

Ich bin in dieser Hinsicht auch relativ pragmatisch. Wenn besagter Onkel Erwin beispielsweise über meinen nicht ganz biodeutschen Lebensgefährten lästern würde, könnte der gute Mann seinen 70. Geburtstag und alle weiteren gern ohne uns feiern. Zu erben gibt es nichts außer Schulden, und lieber kriege ich "Probleme" mit irgendeinem alten, zufällig blutsverwandten Sack als mit meinem Lebensgefährten, der es immerhin freiwillig mit mir aushält. Manchmal hat es durchaus Vorteile, nichts "Besseres" zu sein und vorne herum Harmonie heucheln zu müssen, damit die Fassade gewahrt bleibt.

Mich würde mal interessieren, wie man auf diese Spitznamen kommt. Warum Ersatzteillager? Und was soll Scheinalibi aussagen? Bevor man darauf kommt, wie böse doch die lästernden Verwandten sind, würde ich erstmal herausfinden wollen, was es mit diesen Bezeichnungen auf sich hat. Kann doch sein, dass die Betreffenden durchaus ein unangenehmes oder negatives Verhalten an den Tag legen und daher die Spitznamen kamen. Da sollte man vielleicht lieber am Verhalten was ändern.

Wie kam es denn überhaupt dazu, dass das jetzt miteinander besprochen wurde? Würde man meinen Partner oder mich selber so bezeichnen, wäre ich aufgestanden und gegangen und das nicht nur für kurze Zeit, sondern für immer. Aber vorher hätte ich klar gemacht, dass weder mein Partner noch ich so einen blöden Namen verdient haben und wenn man den Partner so betitelt, die Person, die ich liebe, dann muss man ja nichts mehr miteinander zu tun haben, weil man seiner Verwandten ja wohl die Liebe gönnen sollte.

Ich kann also nicht verstehen, warum der Partner in dem Fall kein Theater gemacht hat und man dann noch bis zum Schluss dort sitzen musste und warum man selber nicht mal den Mund aufmachen kann. 14 Jahre wird man hinter dem Rücken beleidigt und kommt es dann raus bleibt man gelassen? Das kann ich beim besten Willen nicht verstehen und ich bin auch keine Person, die mit jedem Streit haben muss, aber das geht wirklich zu weit.