Muss euch potentielles Lieblingslied von Anfang an packen?

Ich habe festgestellt, dass mich ein Lied normalerweise von Anfang an und schon beim ersten Mal hören begeistern muss, damit es mein Lieblingslied werden kann. Es muss mich schon von Anfang an fesseln, damit ich überhaupt Interesse daran habe, es mir richtig anzuhören. Lieder, die mir anfangs nämlich nicht besonders gefallen, schalte ich dann ganz schnell nach kurzer Zeit schon weg.

Einige Male war es aber auch schon so, dass mir Lieder anfangs gar nicht gefallen haben, sie dann aber nach einigen Wochen zu meinen Lieblingsliedern wurden, nachdem ich sie oft genug gehört habe.

Muss euch ein bestimmtes Lied von Anfang an packen und fesseln, damit es überhaupt das Potential hat, euer Lieblingslied zu werden?

[Gio]

Meistens ist bei mir eher das Gegenteil der Fall. Wenn mir ein Lied vom ersten Hören an richtig gut gefällt, finde ich es eine Woche später wieder langweilig. Das ist meistens bei den Liedern von Deichkind der Fall. Jedes Mal, wenn die Band ein neues Lied herausbringt wie "leider geil" oder "so ne Musik", geht das bei mir sofort ins Ohr und ich kann das Lied tagelang rauf und runter hören. Danach gefällt es mir aber nicht mehr und klingt nur noch nervig.

Die meisten meiner Lieblingslieder haben mich anfangs nicht so gepackt. Ich musste sie erst mehrmals im Radio hören bis sie anfingen mir zu gefallen, aber dafür kann ich sie Jahre später immer noch hören.

Nein, muss ich nicht. Bei mir ist da eigentlich alles möglich. Manchmal höre ich beim ersten Mal gar nicht richtig zu und merke daher gar nicht, wie gut ein Lied ist. Dann gab es auch schon Fälle, wo ich ein Lied am Anfang einfach nur nervig fand, bis ich es irgendwann plötzlich doch mochte. Und mache mag ich eben auch gleich von Anfang an, das ist immer unterschiedlich.

Kann ich so jetzt nicht sagen, da lege ich mich nicht darauf fest. Allerdings ist es meistens so, dass mich ein Lied bereits am Anfang packt und es dadurch eben zu meinem Lieblingslied wird. Und meistens bleibt es dann auch mein Lieblingslied für eine Zeit lang.

Andersrum kann es aber auch sein, dass ich ein Lied anfangs nicht besonders spannend finde, es aber im nachhinein dann toll finde. Dies kann zum einen daran liegen, dass ich mir die Liedtexte angucke und dann merke, dass der Text wirklich tiefgründig ist, und das Lied dann doch gar nicht so schlecht ist.

Es gibt solche und solche Fälle, aber meistens ist es bei mir auch eher der Fall, dass mich die Lieder, die später zu meinen absoluten Lieblingen geworden sind, anfangs gar nicht so sehr begeistert haben. Cappuccino hat eigentlich ganz gut beschrieben, wie es mir mit sofortigen Ohrwürmern geht: ich finde sie vom ersten Moment an genial, höre sie eine Zeit gefühlt in der Dauerschleife und habe dann aber auch relativ schnell genug davon, zumal sehr erfolgreiche Hits auch immer wieder im Radio tot gespielt werden, bis sie wirklich niemand mehr hören kann.

Meine Dauerfavoriten sind eigentlich fast alle Lieder, die nie als Singles veröffentlicht wurden und die ich nur dadurch entdeckt habe, dass ich mir die CDs von Künstlern gekauft habe, die einen Ohrwurm-Hit bei mir gelandet haben. Nachdem ich die Songs, die mich initial zum Kauf bewegt haben, irgendwann langweilig fand, habe ich mir den Rest des Albums dann genauer angehört und festgestellt, dass sich unter den weniger bekannten Tracks oftmals richtige Perlen befunden haben, die ich zuvor nur am Rande wahrgenommen habe.

Nicht selten waren das Lieder, die ich beim allerersten Anhören sogar ziemlich uninteressant fand oder sogar übersprungen habe, und die erst ihre richtige Wirkung auf mich entfaltet haben, nachdem ich sie vier, fünf, sechs mal gehört und mich genauer mit dem Konzept und den Lyrics auseinandergesetzt habe.

Manchmal kommt es aber durchaus auch vor, dass ein Superhit oder ein erstmals gehörter anderer Song einfach absolut meinen Geschmack trifft und für längere Zeit einer meiner Favoriten bleibt. Das ist einfach immer abhängig von der Band, meinem momentanen Musikgeschmack und der Stimmung, in der ich ein Lied zum ersten Mal höre.

Ich habe festgestellt, dass die Lieder die mich von Anfang an fesseln meistens eher kurzzeitige Lieblingslieder sind, die nach einer Weile dann in Vergessenheit geraten. Potential zum dauerhaften Lieblingslied haben bei mir immer die, die ich erst häufiger hören müsste, bis sie mich richtig begeistert haben. Aber natürlich gibt es auch hier Ausnahmen von der Regel.

Bei mir gibt es da kein Muster. Es gibt auch Lieder, die haben mich nicht von Anfang an gepackt, sondern die fand ich am Anfang eher schrecklich und erst mit der Zeit habe ich dann Gefallen daran gefunden. Pauschal kann man das also nicht sagen. Es gibt bei mir solche und solche Lieder. Es gibt aber auch welche, da weiß man direkt, dass man sich nie mit ihnen anfreunden wird, so schrecklich klingen sie. Das Gesamtpaket spielt eine Rolle.

Muss euch ein bestimmtes Lied von Anfang an packen und fesseln, damit es überhaupt das Potential hat, euer Lieblingslied zu werden?

Bei mir ist es so, dass ich viele meiner jetzigen Lieblingsmusikstücke am Anfang nicht mochte bzw. ich damit nichts anfangen konnte. Im Lauf der Zeit, nach mehreren Wiederholungen, hat sich dann doch etwas bei mir ins Ohr geschlichen, und irgendwann hat es mir dann immer besser gefallen.

Beispielsweise konnte ich früher mit brasilianischem Bossa Nova eigentlich nicht viel anfangen, aber im Rahmen einer Brasilienreise habe ich mich auch mit der Musik und Sprache beschäftigt, und im Lauf der Zeit haben mir die Stücke und Lieder immer besser gefallen.

Es gibt nur wenige Lieder, die mir von Anfang an gefallen. Meist deswegen, weil sie in einer bestimmten Umgebung oder mit anderen Menschen zusammen, etwa im Urlaub, gespielt werden. Auch Lieder, zu denen ich gleichzeitig ein Video sehe, gefallen mir eher von Anfang an. Wichtig ist auf jeden Fall eine Stimmung, die zu diesem Lied passt, damit es mir sofort gefällt. Zum Beispiel ist Hurt, gecovert von Johnny Cash, ursprünglich von Nine Inch Nails, sofort ins emotionale Zentrum meines Gehirns gewandert.

Aber meistens gefallen mir Lieder erst nach mehrmaligem Hören. Wenn ich Lieder zum ersten Mal höre, gefallen sie mir selten von Anfang an. Vielleicht muss ich sie innerlich mitsingen und das kann ich ja nicht beim ersten Mal.

Früher war das bei mir nicht so, weil ich kein Lied von Anfang an gut gefunden habe. Ich habe das immer gar nicht verstanden, wenn Menschen sich ein neues Lied anhören konnten und sofort ein Gefühl oder eine Meinung dazu hatten. Ein gutes Zeichen war es einfach, wenn mir der Song nicht ad hoc auf die Nerven gegangen ist, dann standen die Chancen ganz gut, dass das mit mir und dem Lied noch etwas werden könnte.

Interessanterweise hat sich das die letzten Jahre etwas geändert. Vielleicht liegt es daran, dass ich selten neue, unbekannte Lieder höre, die für mich infrage kommen, weil mich das meiste aus dem Radio per se schon nicht sonderlich interessiert bzw. über die Maßen langweilt. Wenn ich also jetzt mal ein Lied entdecke, dass mich überzeugt, hat es oft nur eine einzige Chance, weil ich es sonst nicht noch einmal höre. Meistens geschieht das durch Zufall in einer Sendung.

Vielleicht haben sich über die Jahrzehnte aber auch die entsprechenden Synapsen so tief verschaltet, dass mein Hirn jetzt schneller filtern kann, was meinen Geschmack treffen wird und was nicht. Ansonsten finde ich neue Lieblingslieder eher darüber, dass ich mich an alte Songs von früher erinnere, die ich damals banal fand, die mir jetzt aber plötzlich doch gefallen.