Muslimische Speisevorschriften in gemischter Partnerschaft

vom 06.11.2017, 12:55 Uhr

Meine Arbeitskollegin betreut Nachmittags gelegentlich ein paar Kinder aus der Nachbarschaft. Seit ein paar Wochen ist ein kleiner Junge dabei, der süße drei Jahre alt ist. Der Vater des Jungen ist Moslem und die Mutter ist Christin. Beide Elternteile leben ihren Glauben aber nicht wirklich. Die Mutter geht selten zur Kirche und der Vater trinkt auch gerne mal Alkohol, isst Gummibärchen und geht nie in die örtliche Moschee.

Die Frau kocht daheim ohne Schweinefleisch. Sachen wie Schweineschnitzel oder Schweinebraten gibt es dort nie zum Essen. Sachen, die Teile von Schweinen enthalten könnten, wie eben Gummibärchen, in denen ja Schweinegelatine enthalten ist, findet man dort aber mehr oder weniger regelmäßig.

Der Junge ist nicht getauft. Er soll sich später mal selbst aussuchen dürfen, welcher Religionsgemeinschaft er angehören möchte oder ob er überhaupt einer Religionsgemeinschaft angehören möchte. Er lernt allerdings die christlichen Feste durchaus kennen. In Deutschland dürfte es auch schwer sein, Ostern und Weihnachten unter den Tisch fallen zu lassen.

Der Vater besteht aber darauf, dass sein Sohn kein Schweinefleisch isst. Die Mutter würde das lockerer sehen. Daheim würde sie weiter kein Schweinefleisch zubereiten, aber warum soll der Junge nicht auch mal irgendwo eine Bratwurst oder ein Mettbrötchen essen. Der Vater aber sagt, Schweinefleisch sei eklig und sein Sohn soll, aus Rücksicht auf die Religion des Vaters, kein Schweinefleisch essen.

Die Mutter ist damit gerade ein wenig überfordert, da ihr Partner nur auf dem Papier Moslem ist. Immerhin besucht er keine Moschee, isst Gummibärchen und trinkt Alkohol. Aber sie will an sich auch keinen Ärger mit ihrem Partner haben, der ziemlich uneinsichtig zu sein scheint. Als Mutter hat sie aber gerade wenig Lust, überall darauf hinzuweisen, dass ihr Sohn kein Schweinefleisch essen soll. Vor allem fällt ihr keine passende Begründung ein.

Meine Kollegin und ich finden das Verhalten des Vaters sehr widersprüchlich. Wenn ein Kind schon irgendwann frei entscheiden soll, ob und welcher Glaubensgemeinschaft es angehören möchte, kann es doch auch alles aus beiden Kulturen kennenlernen. Wie eben auch Schweinefleisch essen. Oder sehen meine Kollegin und ich das einfach zu eng? Dem Kind einfach Schweinefleisch hinzustellen, würde meine Kollegin allerdings als respektlos empfinden.

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin da auch gerade etwas irritiert. Ich weiß nicht in wie weit es wirklich viele gläubige Moslems gibt, aber ich glaube, dass es halt auch die weniger gläubigen gibt, die aber eben kein Schweinefleisch essen, weil sie es nicht kennen. Für diese hat es aber eher einen traditionellen Zusammenhang als einen religiösen.

So wie es halt andere Menschen gibt, die kein Pferdefleisch, kein Kaninchen oder kein Schaf essen wollen oder das einfach nicht durch den Hals kriegen, weil es sie ekelt. Ich denke mal, dass man mit Religion noch argumentieren könnte. Aber nur wegen eigenen Befindlichkeiten würde ich mein Kind nicht einschränken wollen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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