Müssen Männer über die Menstruation Bescheid wissen?
Ich schaue gerade Hirschhausens Quiz des Menschen und hierbei wurden Fragen zur weiblichen Menstruation an Männer gestellt, die recht wenig wussten. Als sie beispielsweise abschätzen sollten, wie viel Blut eine Frau während der Menstruation verliert, überschätzten sie das deutlich und auch als sie verschiedene Hygiene-Utensilien beschreiben sollten, wirkte es schon komisch.
Auf der anderen Seite denke ich mir aber, dass es für Männer ja eigentlich keinen Grund dafür gibt, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, denn beispielsweise setze ich mich ja auch nicht mit der Funktion des männlichen Uro-Genitalsystems auseinander. Ich würde nicht erwarten, dass ein Mann sich nun mit weiblicher Menstruation auskennen muss. Ich rede da mit meinem Partner auch nicht drüber, weil ich denke, das braucht er ja nicht wissen. Ich will das auch nicht wissen, sollte er gerade Prostata-Beschwerden haben oder was auch immer bei Männern da so abgehen kann.
Nun ist Hirschhausens Quiz ja mehr oder weniger eine Comedy-Sendung, in der es ganz lustig ist, Männer mit ihnen unangenehmen Themen zu konfrontieren. Aber würdet ihr im realen Leben erwarten, dass ein Mann oder insbesondere eurer Partner sich mit der weiblichen Menstruation auskennt und etwa weiß, was eine Menstruationstasse ist? Oder ist das für euch kein Thema?
Selbstverständlich müssen Männer über die Menstruation Bescheid wissen, weil sie eine wichtige Rolle im Leben einer Frau spielt. Mich interessieren auch die Anatomie und die Probleme der Männlichkeit. Wie sollen Männer Verständnis für das prämenstruelle Syndrom haben, das manche Frauen quält, wenn sie nicht wissen, welche körperlichen Vorgänge in einer Frau stattfinden. So viel gibt es ja da auch nicht zu lernen, dass das für die Männer eine Zumutung wäre, sich damit zu beschäftigen.
Es soll ja tatsächlich noch Männer geben, die nicht wissen, dass der Urin bei Frauen nicht aus der Scheide kommt oder sich wundern, dass eine Frau das Blut nicht aufhalten kann, wo sie doch auch den Toilettengang aufhalten kann - habe ich neulich gelesen. Ich frage mich, was da der Biologieunterricht in der Schule leistet beziehungsweise nicht leistet.
Aber auch viele Frauen kennen ihren eigenen Körper nicht. Sie wissen zum Beispiel nicht, wie man die fruchtbaren Tage bestimmt oder wie sich der Ausfluss im Laufe des Zyklus verändert. So findet man zum Beispiel immer noch viele Abbildungen im Internet, selbst bei Netdoktor, die den Eindruck erwecken, dass die Klitoris nur aus einer kleinen Kugel besteht, obwohl sie 10 cm im Schnitt lang ist, oder sie ganz weglässt.
Das ist so als ob man den Penis ganz weglässt oder nur als kleinen Punkt darstellt. Wenn ein Mann mit der Länge seines Penis prahlt, kann man als Frau durchaus behaupten, dass man wahrscheinlich einen längeren hat, den man aber leider nicht sieht, weil er im Körper ist.
Ich finde, dass gerade bei alltäglichen Themen wie Menstruation sinnvolles und faktisch korrektes Wissen immer besser ist als Ignoranz und Dummheit. Zumindest ich mag meine Männer lieber informiert und gebildet als "Höhöhöh, blutige Pussy, höhöhöh!".
Natürlich kann man Männer nach wie vor gut in den Medien vorführen, weil die heutigen Erwachsenen eben eher mit "Höhöhöh" und keuschen Beschreibungen von Hormonen im Bio-Unterricht groß geworden sind. Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht, wie man eine Menstruationstasse genau bedient, aber für mich funktionieren eben andere Lösungen, und auch im Bereich Gesundheit gibt es bekanntlich unterschiedliche Trends.
Generell bin ich der Meinung, dass Menstruation und alles, was dazu gehört, kein Tabuthema (mehr) sein sollte, weil, wie gesagt, mehr sachliche Informationen immer besser sind als weniger. Dann gibt es irgendwann auch weniger junge Mädchen, die völlig unaufgeklärt ganz entsetzt sind, wieso sie auf einmal Bluten, weniger Frauen, die sich jahrelang mit gesundheitlichen Problemen herumschlagen, weil über die "Tage" eben nicht gesprochen wird und vielleicht sogar weniger Männer, die glauben, wir machten das alles nur, um ihnen das Leben schwer zu machen.
Umgekehrt wäre es für mich ja auch selbstverständlich, wenn es ein "Gesundheitsding" gäbe, das so wiederkehrend und einerseits unübersehbar, andererseits so vielschichtig ist und nur Männer betrifft. Da würde ich vielleicht nicht jedes Detail, aber zumindest die grundlegende Mechanik wissen wollen, um mein Verhalten entsprechend anzupassen. Aber viele Männer haben das eben nicht nötig und sind damit zufrieden, "Die hat wohl ihre Tage!" zu grunzen, wenn frau mal nicht mit einem Lächeln ihre Arbeit macht.
In einer Partnerschaft sollte das zumindest kein Tabuthema sein und ich finde es recht befremdlich wenn Frau sagt, dass es den Mann nichts angeht und dabei auch kein Interesse an seinen gesundheitlichen Belangen zeigt. Die Periode einer Frau gehört nun mal zum regelmäßigen Alltag, wenn man sie nicht gerade mit Hormonzugaben unterdrückt. Genauso wie diverse Probleme beim Mann in einer Partnerschaft nicht tot geschwiegen werden sollten.
Daher sehe ich es auch als normal an, dass Männer auch ein Grundwissen über die Möglichkeiten der Monatshygiene besitzen sollten. Immerhin könnten sie mal in die Verlegenheit kommen, dass sie es auch kaufen müssen. Da sollten sie dann schon Binden von Tampons unterscheiden können.
Im Gegensatz Frau Jahnke halte ich meine Männer ja ganzjährig indoor und nicht im Sommer draußen. Und dann teile ich auch noch das Bett mit denen. Das bisher bei jedem so und natürlich auch seit Jahrzehnten mit dem Ehegespons. Und, oh Wunder, trotz ewig langer Bekanntheit haben wir auch immer noch ein Liebesleben.
Da wäre es mit absolut zu anstrengend, die natürlichen körperlichen Vorgänge bei Frauen ständig zu kaschieren, beschönigen oder sonst wie "geheimnisvoll" zu halten. Ich erwarte auf männlicher Seite da schon grundlegende Kenntnisse. Schließlich geht es ihn auch was an.
Und mit jemandem, der von Jungfräulichkeit fantasiert, die Anatomie nicht kennt, oder vor plötzlichen Veränderungen geschützt werden muss, weil er sonst ein Trauma bekommt, möchte ich mein Leben nicht verbringen. Was bei Frau so passiert, wie es mit körperliche Nähe nach einer Geburt steht und all solche Dinge sollte Mann als beteiligter schon wissen. Schließlich bin ich bei seinen Belangen ebenso eigenständig informiert. Und es geht ja auch nicht um geheimes, magisches Wissen, sondern schlichtweg die Fakten aus dem Schulunterricht.
Außerdem war es bisher in jeder meiner Partnerschaften üblich, dass der der einkaufen geht, alles mitbringt, was gerade gebraucht wird. Bisher hatte kein Partner Probleme Tampons oder Binden zu kaufen und ich versinke nun auch nicht im Boden, wenn ich Kondome kaufe.
Ich finde schon, dass man sich auch mal darüber unterhalten kann. Das ist sicherlich kein Thema für das erste Date, aber danach redet man doch darüber, was mit einem los ist, was man macht und so weiter. Außerdem sollte man in einem gewissen Alter auch davon ausgehen können, dass man als Mann auch so ein Wissen hat. So kauft man da vielleicht mal etwas für die Freundin oder Frau ein und bei vielen Frauen ist das ja auch mit schlechter Laune verbunden, weswegen das dann schon auch ein Thema sein kann.
Ich bin der Meinung man sollte sich in einer Beziehung nicht egal sein und deswegen auch über medizinische Dinge reden, wenn man dafür den Bedarf sieht und auch mal nachfragen. Das ist ja auch nicht weiter wild. Eine Menstruationstasse habe ich auch erst vor ein paar Jahren kennengelernt und wusste auch nicht, dass es das gibt, also selbst als Frau weiß man nicht immer alles, aber das macht den Austausch, auch über solche Dinge ja auch wichtig.
Vielleicht habe ich mich da etwas falsch ausgedrückt. Ich meine jetzt nicht, dass man als Frau gar nicht über die Menstruation redet oder das verschweigt, wenn die Tage da sind. Aber ich würde trotzdem nicht erwarten, dass der Mann genau weiß, wie viel Blut die Frau da verliert oder wie man die Menstrautionsprodute korrekt anwendet. Das sind meiner Erinnerungen nach ja keine Themen, die man damals im Schulunterricht behandelt hat und ich frage mich auch, was mir als Frau das bringt, wenn der Mann weiß, wie eine Menstruationstasse funktioniert.
Ob ich jetzt meinen Freund Binden kaufen schicken würde, na ja, eher nicht, das wäre mir selbst unangenehm. Aber das entscheidet jeder für sich, ob man das macht oder nicht. Schon weil die Gefahr zu groß wäre, dass er das Falsche mitbringt. Aber ich wöllte umgekehrt auch keine Unterwäsche für ihn kaufen, das kann er schön selbst machen. Schlechte Laune habe ich an den Tagen übrigens nicht und das ist auch ein Punkt, den ich nicht so nachvollziehbar finde. Manchmal habe ich Bauchschmerzen oder bin müde, aber launisch werde ich nicht und das kenne ich auch von anderen nicht.
Also bei uns gehörte es definitiv zum Unterricht, wie viel Flüssigkeit es gibt und wie welche Produkte da helfen. Das haben die Jungs genauso gelernt und Produkte bestaunt, wie auch die Mädchen Kondome über Holzstrappen gerollt haben.
Das gehörte genauso zum Programm wie, was mit der Klitoris auf sich hat, wie eine Beschneidung Hygiene und Sensibilität beim Mann beeinflussen oder was PMS ist. In Nordrhein-Westfalen kaut man das alles schließlich in der Grundschule und dann noch zweimal bis zur Klasse 10 durch.
Und da Mann in den meisten Fällen eben auch ganz real Kontakt mit den Abläufen des Frauseins kommt, ist Wissen echt nicht verkehrt. Das nimmt der holden Männlichkeit schließlich auch Ängste, wenn er weiß, dass keine Fluten zu erwarten sind.
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