Motiviert fühlen, wenn YouTuber in Videos aufräumen?
Ich habe vor kurzem ein Video auf YouTube gesehen, wo eine junge Frau einfach in ihrem Haus aufgeräumt und sauber gemacht hat. Ganz am Anfang des Videos sagte sie, dass viele Menschen ihr geschrieben hätten, dass sie so ein Video noch einmal machen soll, da sich die Zuschauer dadurch dann motiviert fühlen würden, selber auch mal wieder die Wohnung zu putzen und aufzuräumen. Ich muss sagen, dass ich das schon ein Stück weit nachvollziehen kann, dass man dann vielleicht sieht, dass auch die Menschen, die tolle Videos drehen, genauso aufräumen und putzen müssen.
Außerdem fühlt man sich vielleicht dadurch unwohl, wenn man selber aufräumen müsste und dann zusieht, wie jemand anders aufräumt und produktiv ist. Ich bin mir aber nicht sicher, ob mir solche Videos helfen können. Ich hatte nicht plötzlich die Motivation, nun aufzuräumen, als ich das Video gesehen habe. Aber das ist vielleicht auch einfach unterschiedlich. Wie ist das bei euch? Fühlt ihr euch motivierter, wenn ihr solche Videos seht und möchtet dann auch selber aufräumen und putzen? Warum ist das so? Oder haben solche Videos keinen wirklichen Effekt auf eure Motivation?
Ich persönlich könnte keine Motivation daraus ziehen, einer YouTuberin beim Aufräumen zuzuschauen bzw. generell wenn ich anderen beim Putzen und Aufräumen zuschaue. Da nutze ich diese Zeit lieber für andere Dinge. Ich weiß auch so, dass ich nicht der einzige Mensch auf der Welt bin, der sich keine persönliche Reinigungskraft leisten kann.
Meine Motivation die Wohnung sauber zu halten ist mein eigener Wohlfühlfaktor. Sauberkeit liegt ja immer im Auge des Betrachters. Für mich zum Beispiel müssen die Fenster nicht immer glasklar sein. Da wir an einer stark befahrenen Straße wohnen müsste ich sonst jede Woche Fenster putzen. Aber wenn ich mich selbst nicht mehr in meinem Wohn- und Lebensraum wohl fühle, dann muss ich nun mal etwas tun. Deswegen vergleiche ich mich da auch nicht mit anderen Haushalten.
Das klingt eher nach Ersatzhandlung, wie man es auch von Kochsendungen oder Fitness Videos kennt. Man schaut sich das Video an anstatt selber zu kochen oder Sport zu machen und fühlt sich danach dann trotzdem als hätte man irgendwas geschafft.
Ich habe täglich zehn Minuten eingeplant, in denen ich mir einen bestimmten Bereich vornehme in dem ich sauber mache und aufräume und das reicht mir tatsächlich völlig aus. Bei mir hat alles seinen Platz und wird wieder zurück gestellt wenn ich es nicht mehr brauche und ich trenne mich zeitnah von Dingen, die ich nicht mehr benötige.
Von daher brauche ich kein Video in dem gezeigt wird, wie jemand zum Beispiel ihre Make-up Sammlung aufräumt. Das mache ich eh alle paar Wochen und wenn irgendwas aufgebraucht ist oder wenn ich es nicht mehr benutzen möchte fliegt es direkt raus.
Es ist ja ein bekannter, billiger Trick, dass es für das Belohnungzentrum im Gehirn gar keinen so großen Unterschied macht, ob man etwas tut oder es sich nur vorstellt bzw. in die Lage einer Person versetzt, die, wie schon erwähnt, kocht oder aufräumt oder gärtnert oder was auch immer. In meinen Augen ist das ein Hauptgrund für den Erfolg vieler Medienformate - Menschen schauen gerne anderen zu, wie sie etwas leisten, weil etwas von dem Gefühl des Erfolgs auf sie abfärbt.
Ich selber halte nicht viel von extrinsischer "Motivation" aller Art. Statt dessen gestehe ich mir lieber ein, dass viele Alltagspflichten einfach nur lästig und langweilig sind, und trotzdem gemacht werden müssen. Aufräumen und entrümpeln ist ein schönes Beispiel - ganze Buch- und Fernsehserien zu dem Thema finden reißenden Absatz, weil die Konsumenten hoffen, ein Rezept zu finden, das Putzen und Waschen weniger nervig und lästig macht, sprich, der Motivation dient.
Aber dass sie in der Zeit, in der sie Marie Kondo dabei zuschauen, wie sie mit ihren Handtaschen spricht, lässig sämtliche Fußbodenleisten abgewischt, die Lampenschirme entstaubt und die Kratzer im Parkett neu versiegelt hätten, kommt dabei nicht wirklich zur Sprache. Ich finde, Motivation im Alltag ist generell überbewertet. Wenn man irgendein Riesenprojekt am Laufen hat, bei dem man erst nach Monaten Ergebnisse sieht, schön und gut. Aber aufräumen muss bei mir leider auch ganz ohne Motivation von außen klappen, weil mir sonst die Staubmäuse an den Beinen hochkriechen.
Ich kenne das tatsächlich auch von mir. Ich habe mir eine Zeit lang sogar sehr gerne Videos auf YuTube zu den Themen Aufräumen, ausmisten und alles was damit zu tun hat, angesehen. Ich bin da irgendwie zufällig drauf gestoßen, wobei Minimalismus ja bis heute noch ein großer Trend ist. Und dabei habe ich dann selbst große Lust bekommen, aufzuräumen.
Je mehr Videos ich geschaut habe, desto mehr Lust hatte ich dann auch, selbst anzupacken. Das ist aber eher dann so, wenn man anderen nicht nur dabei zusieht, wie sie aufräumen, ausmisten und putzen, sondern wenn sie auch tolle Tipps geben, die man noch nicht kennt. So geht es mir zumindest. Ich will die Tipps dann auch selbst ausprobieren und umsetzen und möchte direkt loslegen.
Allerdings ist das bei mir nur dann so, wenn ich mir ohnehin vorgenommen habe, aufzuräumen oder irgendwas im Haushalt zu machen. Wenn es aufgeräumt ist und ich auch nicht vorhatte, noch irgendetwas zu machen, werde ich die Wohnung nicht auf den Kopf stellen, um noch einmal von vorne anzufangen, nur weil ich mir ein solches Video anschaue. Da habe ich in meiner Freizeit dann doch Besseres zu tun, zumal ich es nicht besonders gerne mag, zu putzen und aufzuräumen.
Ich würde mir so ein Video ja schon mal gar nicht ansehen, denn ich sehe es nicht als sinnvoll an anderen Leuten beim Putzen über die Schulter zu sehen, aber ich bin auch niemand der Motivation für die Reinigung braucht. Was gemacht werden muss, muss gemacht werden und da muss ich mir nicht vorher irgendein Video ansehen.
Psychologisch gesehen kann das aber natürlich einen Effekt auf den Zuschauer haben und wenn er die Person vielleicht häufiger beobachtet bei anderen Dingen ist dieser auch positiver gestimmt, wenn es um das Aufräumen geht und will dann vielleicht auch etwas nachmachen, was er gesehen hat von der Dekoration oder was auch immer.
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