Motivationen von Veganern

vom 02.04.2017, 14:07 Uhr

Vielleicht kennt der ein oder andere von euch einen oder mehrere Veganer, oder ist sogar selbst einer. Ich persönlich habe eine Freundin, einen Kumpel und eine Bekannte, die sich vegan ernähren. Und ihre Motivation bezüglich dieser Umstellung könnte nicht unterschiedlicher sein:

Meine Freundin hatte lange Zeit einen sehr schmerzhaften Hautausschlag und weder mehrere Allergietests, noch etliche Besuche bei Hautärzten haben ihr dabei helfen können, den Ausschlag los zu werden. Schließlich hat ihr eine Bekannte vorgeschlagen, es mal für ein paar Wochen mit einer veganen Ernährung zu versuchen und voila, der Ausschlag war weg.

Bis heute hat sie zwar immer noch keine Ahnung, was jetzt genau den Ausschlag verursacht hat, aber sie hat es auch gut hinbekommen, sich auf eine vegane Ernährung einzustellen. Sie fällt damit keinem zur Last, sondern hat sich Zuhause selber was gekocht, und was ich bei ihr am besten finde: Sie versucht nicht, andere zu "bekehren". Zwar hat sie mir bezüglich ein paar Lebensmitteln ein par "kuriose" Geschichten erzählt, doch hat sie bei Partys oder Festen auch jedes Mal dafür gesorgt, dass es auch Essen für die Nicht-Veganer gab. Ihre Motivation ist also einfach ihre eigene Gesundheit und deshalb respektiere ich ihre Art zu Leben.

Mein Kumpel hingegen hat einfach irgendwann, ganz plötzlich gesagt: "Man, ich glaube, es wäre ganz cool, sich vegan zu ernähren und die Tiere damit zu retten." Natürlich ist es nicht schön, wenn Tiere leiden müssen, aber statt sich Vegan zu ernähren, könnte man auch einfach Produkte kaufen, bei denen man weiß, wo sie her kommen, oder, wenn man die Möglichkeit hat, Wurst und Fleisch direkt beim Metzger seines Vertrauens kaufen. Alternativ könnte man sich aber auch einfach vegetarisch ernähren. Ich finde einfach, wenn man sich nur auf das "Tier-Argument" beruft und nicht auf die möglicherweise gesundheitlichen Vorteile eingeht, dann hat der vegane Lebensstil meines Erachtens nach weder Hand noch Fuß, sondern ist einfach nur eine "Modeerscheinung" der man folgen will.

Meine Bekannte hat ähnliche Motivationen, wie mein Kumpel, allerdings ist sie sogar noch einen Schritt weiter gegangen, um meine Achtung bezüglich ihrer Lebensweise zu senken: Sie hat zwei Kinder, die beide noch recht jung sind (keine Babys oder Kleinkinder, aber auch noch keine 15) und die beiden müssen sich quasi zwangsweise einfach auch vegan ernähren, weil sie keine Tierprodukte ins Haus lässt. Das erste jedoch, was man lernt, wenn man sich über eine vegane Lebensweise informiert, ist, dass es für Kinder im Wachstum überhaupt nicht gut ist, auf Tierprodukte zu verzichten, sollte man nicht vor haben, sie stattdessen mit irgendwelchen Tabletten oder Pillen voll zu stopfen.

Zudem ging sie mir fast jedes Mal, wenn wir uns getroffen haben damit auf den Keks, dass ich ganz dringend auch auf eine vegane Lebensweise umsteigen müsse und ihr einziges Argument war, dass die Tiere dann nicht leiden. Was sie immer überhört hat, war mein Gegenargument, dass die Wurst, die ich im Regal liegen lasse, nachher einfach weg geworfen wird, weil ich sie nicht essen wollte. Andere Menschen leiden Hunger, haben nichts zu Essen und bei uns wird es weg geworfen, weil man die Tiere, die ja vielleicht doch ein schönes Leben hatten, nicht essen möchte. Daumen hoch für meine Bekannte.

Wie seht ihr das? Kennt ihr noch andere Motivationen von Veganern? Seid ihr vielleicht selber Veganer und könnt mir erklären, warum ihr diesen Lebensstil gut findet? Und was haltet ihr von Veganern, die Nicht-Veganer "bekehren" wollen? Okay, oder eher nicht?

» Plaudertasche² » Beiträge: 29 » Talkpoints: 19,18 »



Plaudertasche² hat geschrieben:Natürlich ist es nicht schön, wenn Tiere leiden müssen, aber statt sich Vegan zu ernähren, könnte man auch einfach Produkte kaufen, bei denen man weiß, wo sie her kommen, oder, wenn man die Möglichkeit hat, Wurst und Fleisch direkt beim Metzger seines Vertrauens kaufen. Alternativ könnte man sich aber auch einfach vegetarisch ernähren. Ich finde einfach, wenn man sich nur auf das "Tier-Argument" beruft und nicht auf die möglicherweise gesundheitlichen Vorteile eingeht, dann hat der vegane Lebensstil meines Erachtens nach weder Hand noch Fuß, sondern ist einfach nur eine "Modeerscheinung" der man folgen will.

Das Leid der Nutztiere setzt sich aus zwei Aspekten zusammen. Den einen, den du hier auch beachtest, ist die Haltung. Die ist in kleineren Betrieben besser als in der Massentierhaltung. Aber auch die glücklich gehaltene Bio-Kuh wird am Ende abgemurkst. Und wenn man sich vegetarisch ernährt, akzeptiert man das Leid der Milchkühe, die jedes Jahr Kälber bekommen, die ihnen weggenommen werden und die letztlich auch lange vor der natürlichen Lebenserwartung abgemurkst werden.

Und wenn man solche Dinge mit beachtet und das alles nicht so einseitig sieht oder nur das sieht, was man sehen will, dann bekommt das "Tier-Argument" meiner Meinung nach plötzlich sehr wohl Hand und Fuß. Und "Modeerscheinung" finde ich auch immer so abwertend. So gesehen könnte man auch Toleranz gegenüber Homosexuellen als Modeerscheinung deuten, weil das früher einfach nicht üblich war. Schlecht ist es dadurch noch lange nicht. Man weiß halt heute mehr über gewisse Themen als früher, die Gesellschaft wird offener für diese Themen und der Umgang damit ändert sich.

Das erste jedoch, was man lernt, wenn man sich über eine vegane Lebensweise informiert, ist, dass es für Kinder im Wachstum überhaupt nicht gut ist, auf Tierprodukte zu verzichten, sollte man nicht vor haben, sie stattdessen mit irgendwelchen Tabletten oder Pillen voll zu stopfen.

Das erste, was man über jede Ernährungsform lernt, ist meiner Meinung ja, dass es dazu tausende Meinungen gibt. Wissenschaftler, Ärzte, Institute, Sportler, Ernährungsberater. Die einen sagen das, die anderen sagen das. Letztlich muss man dann selber entscheiden, was davon für einen selbst logisch und nachvollziehbar klingt, welche Studie man vertrauenswürdig findet oder was man für eigene Erfahrungen gemacht hat.

Was sie immer überhört hat, war mein Gegenargument, dass die Wurst, die ich im Regal liegen lasse, nachher einfach weg geworfen wird, weil ich sie nicht essen wollte. Andere Menschen leiden Hunger, haben nichts zu Essen und bei uns wird es weg geworfen, weil man die Tiere, die ja vielleicht doch ein schönes Leben hatten, nicht essen möchte. Daumen hoch für meine Bekannte.

Vielleicht hat sie es überhört, weil dein Gegenargument jeder Logik entbehrt. Man muss das Ganze größer betrachten, du darfst nicht nur von dir als Einzelperson ausgehen. Wenn die Kundschaft aller Supermärkte als Ganzes weniger Fleisch kauft, werden die Regale auch nicht mehr vollgestopft. Das ist einfach Angebot und Nachfrage und der Verbraucher hat da durchaus Einflussmöglichkeiten.

Früher waren Hühnerherzen beliebt, Schlaghosen, Lebertran, Grundig- Stereoanlagen und Millionen andere Dinge. Irgendwann wurden sie nicht mehr gekauft, verschwanden aus den Regalen und Grundig ist sogar pleite gegangen. Das kann man dann Modeerscheinung nennen. Also vielleicht werden dann kurzfristig Wurst und Fleisch weggeworfen, aber langfristig ändert sich der Markt einfach.

Du willst mir doch nicht erzählen, dass du ständig Sachen kaufst, die du eigentlich nicht gut findest, nicht essen oder nicht haben willst, nur damit sie nicht weggeschmissen werden. Das kann man ja nicht nur von Fleisch behaupten. Was ist mit einem hässlichen Gartentisch? Der musste aufwendig hergestellt und transportiert werden. Wenn den keiner kauft, wird er letztlich auch entsorgt. Opferst du dich dann, um die Ressourcen zu schonen?

Entschuldige, wenn das jetzt alles bisschen schnippisch klingt. Aber dein Text klang auch nicht gerade nett. Ich weiß, dass es nervt, wenn Veganer andere überzeugen wollen. Mich nervt es auch, wenn meine Kumpels immer meinen, ich solle mir mit ihnen einen Fußballspiel anschauen. Es wäre ja so toll. Tja, finde ich halt nicht. Sag ich ihnen und treffe sie an einem Tag, an dem Bayern München nicht spielt.

Meine Motivation, vegetarisch zu leben, waren die Tiere. Ich war damals 13 und wusste noch nichts vom Vergasen von männlichen Küken, vom harten Leben einer Milchkuh. Mittlerweile weiß ich es und versuche, mehr und mehr vegan zu leben. Mittlerweile weiß ich generell mehr über Ernährung und so ist der Gesundheitsaspekt immer wichtiger geworden.

Ich bin keine, die bekehrt, aber Diskussionen sind möglich. Und wenn dann jemand mit solchen Argumenten wie du kommt, sag ich ihm halt auch, dass er falsch liegt. Dass ich sie doof finde, zu kurz gedacht, zu einseitig, uninformiert. Oft werde ich dann gleich als militante Veganerin empfunden. Meiner Meinung nach widerlege ich einfach nur Argumente, wie das in einer Diskussion üblich ist. Verträgt halt nicht jeder. Mittlerweile gibt es auch schon die Fraktion der militanten Anti-Veganer. Und ob nun so oder so, militant ist militant.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Mich nerven militante Veganer auch und wenn man sich den Lebensstil mal genauer betrachtet macht vieles auch nicht wirklich Sinn und dient nur dem eigenen guten Gewissen. Da wird zum Beispiel "veganes Leder" gekauft, das ist nichts anderes als Plastik und ein Produkt der Erdölindustrie. So viel zum Thema "ohne Tierleid". Oder es wird gegen Honig argumentiert aber Obst isst man natürlich. Das würde ohne die Mithilfe der Imker zwar nicht wachsen, aber das ist für die moralische Überlegenheit anscheinend irrelevant.

Ein wichtiges Argument für den Konsum von weniger tierischen Lebensmitteln ist allerdings der Umweltschutz. Tierhaltung verbraucht einfach extrem viele Ressourcen. Ja, das Futter wird extra für die Tiere angebaut, das ist ein beliebtes Gegenargument, aber Wasser, Ackerflächen und so weiter sind auch Ressourcen und die könnte man auch direkt für die Ernährung von Menschen verwenden.

Allerdings muss man für eine umweltverträglichere Ernährung auf verarbeitete Produkte verzichten und möglichst regional kaufen. Genau das vermittelt die vegane Industrie aber nicht wenn sie diesen Ernährungstrend bewerben. Die Industrie macht Gewinn wenn du die veganen "Fischstäbchen" und den veganen "Käse" kaufst aber nicht wenn du dir Spargel und Kartoffeln direkt beim lokalen Erzeuger kaufst.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Meine Freundin und ich sind zwar keine reinen Veganer, aber wir essen viel vegan. Mein eigenes Motiv ist, dass mir die vegane Ernährung hilft, weitestgehend auf Schmerzmittel zu verzichten. Tierisches Eiweiß treibt meine Entzündungswerte im Körper in die Höhe und das verursacht mir Schmerzen. Dazu kommt, dass ich sehr sensibel auf die Medikamente etc. reagiere, die die Tiere gefressen haben,. Schon wenn ich ein Stück Schweinefleisch oder ein Ei esse, kann mir das Verdauungsprobleme und allergische Reaktionen verursachen.

Meine Freundin dagegen hat diese Probleme glücklicherweise nicht. Aber sie sagt selbst, dass sie noch nie ein großer Fleischesser war. Und seit wir zusammen wohnen, hat sie mehr oder weniger das Kochen übernommen. Wegen meiner gesundheitlichen Probleme kocht sie überwiegend vegan. Das war für sie komplett neu, aber sie sagt, sie liebt die Herausforderung und probiert gerne Neues aus. Und wir sind beide überrascht, wie gut es uns schmeckt und wie gut es uns beiden tut.

» rasenderrolli » Beiträge: 1058 » Talkpoints: 16,66 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Wissen wo das Fleisch herkommt, das ist so ein Ding. Wenn wir das wissen sollten, würde es im Fleischereifachgeschäft ausgehängt sein. Solch einen Aushang sah ich allerdings noch nie in einer Fleischerei. Hier im Osten Deutschlands leben viele Menschen am Existenzminimum. Biofleisch gibt es hier nirgendwo zu kaufen. Auch Bauernhöfe fehlen hier. Noch lieber als Fleisch esse ich Milchprodukte und Eier. Wurst kaufe ich so gut wie gar keine mehr. Habe ich mal Appetit gibt es mal Blutwurst oder Leberwurst und ein Stück Schinken direkt vom Fleischer.

Wer aber bewusst dem Qualfleisch abschwören will, sollte schon konsequent sein und das gleiche auch bei Milchprodukten und Eiern tun. Denn wir können kein Ei kaufen von Hühnern, die keine Qualen leiden müssen. Um Milch herzustellen, müssen weibliche Rinder immer mal wieder ein Kalb gebären. Weil die arme Milchkuh aber Höchstleistungen bringen muss, ist dazu schon bald nicht mehr in der Lage. Daher werden viele nur drei Jahre alt, obwohl sie locker sechs mal so alt werden könnten.

Bringt das weibliche Rind nun ein Bullenkalb zur Welt, ist das absolut wertlos. Denn es stammt ja nicht von einer Fleischrasse. Eine Aufzucht wäre viel zu mühsam. Was mit ihnen wirklich geschieht, wird eher hinter vorgehaltener Hand berichtet. Darüber kann jeder bei Bedarf selbst recherchieren. Irgendwann werde ich aus diesen Gründen vielleicht auch mal eine vegane Ernährung anstreben. Allerdings ohne Fleischessern Enthaltsamkeit zu predigen. So etwas muss einfach jeder für sich selbst entscheiden.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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