Mobbing in Kindergärten möglich?
Viele wissen von uns, dass Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule leider alltägliche Gegebenheiten sind, welche sich nicht abstellen lassen. Doch fragt man sich oft auch, ob es Mobbing oder eine Vorstufe davon auch im Kindergarten, beispielsweise unter Kindern oder auch unter dem Kitapersonal gibt. Man hört davon ja relativ wenig bis gar nichts in den Medien. Wenn es Mobbing unter Kindergartenkinder gibt, wie kann sowas entstehen, sind da die Eltern ein "tolles" Vorbild oder ergibt sich das einfach aus der Gruppendynamik heraus?
Im Kindergarten gibt es sehr wohl Formen von Mobbing. Wahrscheinlich gar nicht mal so selten. Bei unserem Großen in der Gruppe gab es z.B. einen Jungen, der scheinbar wirklich viel angestellt hat und nicht leicht zu bändigen war.
Irgendwann, als es wieder mal einen Vorfall gab, der erst am nächsten Tag entdeckt wurde, war die Mehrheit der Kinder sicher, dass es eben dieser Junge war. Sie haben es natürlich alle gesehen. Oder waren sich zumindest sehr sicher, dass sie es gesehen haben.
Zufällig fiel es der Erzieherin auf, dass der besagte Junge an diesem Tag überhaupt nicht im Kindergarten war und somit gar nicht der Verursacher gewesen sein kann. Im Nachhinein kam dann heraus, dass dieser Junge fast immer als Sündenbock herhalten musste, weil er sich nie gegen die Vorwürfe gewehrt hat, war er ein prima Sündenbock für vieles.
Das wird sicher durch einen Zufall entstanden sein, als er mal fälschlicherweise als Verursacher genannt wurde und es nie Konsequenzen gab. Da merken auch Kindergartenkinder sehr schnell, wie einfach es sein kann, nicht zu seinen Fehlern zu stehen, wenn es eine Möglichkeit gibt, diese einem anderen unterzuschieben. So entsteht dann innerhalb einer Gruppe schnell mal etwas, was man durchaus als Mobbing bezeichnen kann.
Ja klar. Kinder sind weder unbeschriebene Blätter noch absolute Unschuldsengel, die immer lieb zusammen spielen, solange sie nicht den "falschen Umgang" haben oder im "Elternhaus" etwas schiefläuft.
Ich würde sogar sagen, dass Empathie erst einmal entwickelt werden muss und normale Kinder ihre Zeit brauchen, bis sie durch Übung, Vorbild und eben auch die körperliche und geistige Entwicklung in der Lage sind, sich in andere hineinzuversetzen und nicht nur aus einem Impuls heraus jemandem das Spielzeug aus der Hand reißen, weil sie es gerade toll finden. Es gibt sogar genügend Erwachsene, die dieses Stadium geistig nie verlassen haben.
Und schon im Kindergarten kann man ausgegrenzt und schikaniert werden. Da kann ich mich selber noch nach 35 Jahren erinnern, dass die anderen Kinder alle mit dem Finger auf mich zeigen und lachen, weil ich als einzige keinen Purzelbaum an der Turnstange konnte. Mit fünf oder so. Und über andere Kinder wurde gelacht, weil sie etwas anderes (noch) nicht konnten oder hatten. Nur weil es sich aus Erwachsenensicht um alberne Kleinigkeiten handelt, fühlt es sich doch überzeugend wie "Mobbing" an, wenn du nicht mitspielen darfst, weil die fünfjährige "Bestimmerin" in der Gruppe dich heute nicht mag.
Wir hatten auch so einen Mobber im Kindergarten. Als mein Sohn in den Kindergarten kam war er recht schüchtern, so ist er anfangs immer und da war dieser Junge, der einfach auch sehr groß war und sich bei jedem durchgesetzt hatte. Er hat das auch recht clever gemacht, er hat sich immer einen mitgenommen in eine Ecke gestellt, bedroht und geschlagen. Das hat eine Weile gedauert, bis mein Sohn das auch gut genug formulieren konnte, wobei wir sofort gemerkt hatten, dass da etwas nicht stimmt und wir auch nachgefragt haben im Kindergarten.
Wir haben, nachdem wir dann alles wussten, im Kindergarten Druck gemacht, bei der Erzieherin alles angesprochen und sie gebeten besser aufzupassen. Zu Hause haben wir versucht unser Kind zu stärken, dem das auch sehr gut tat, dass ich auch immer im Kindergarten gemeckert habe. Die Erzieherin hatte übrigens nichts geändert. Der Junge wurde immer schlimmer und ich habe ihn dann mal so richtig angemeckert als er meinem Sohn erzählt hat, dass seine Eltern uns umbringen würden mit einer Pistole. Das hat dann auch etwas gebracht und der Junge ist dann bis zum Schulantritt meinem Kleinen aus den Weg gegangen, bis dahin war es auch nicht mehr lange.
Durch weitere Unterhaltungen kam heraus, dass der Junge im letzten Kindergartenjahr wohl bei den Eltern die Filme mit schaut, auch schon Dinge gesehen hat, die eindeutig nur von Erwachsenen praktiziert und gesehen werden sollten und das er wohl auch schon Spiele auf der Konsole spielt, bei denen man auch ballert. Das hat der Junge nämlich detailliert beschrieben und das fand ich schon wirklich erschreckend, da man da ja auch noch nicht alt ist, wenn man noch in den Kindergarten geht.
Dem Kind mache ich aber auch keine Vorwürfe, aber den Eltern. Die Erzieherin wurde daraufhin und sicherlich auch wegen anderen Sachen gekündigt, was ich auch richtig finde. Nun wird mehr aufgepasst im Kindergarten und es gibt jetzt auch eine Zwischengruppe für die Kinder, die eben noch in einem Übergangsalter sind. In diese Gruppe geht meine Tochter. Sicherlich müssen Kinder Empathie erst lernen und Streits, auch mal hauen, gehört einfach dazu, aber wenn Kinder das so gezielt machen ist das nicht okay und kann ja auch schwere Folgen haben.
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