Mit Tierzucht finanzielle Probleme loswerden können?
Eine Bekannte hat nun gerade ihren ersten Wurf Hunde. Sie hat eine Hundeschule und möchte nun auch züchten. Sie hat daher auch einen Rüden ausgewählt, der gute Papiere hat und sich vorher in Seminaren schlau gemacht und ihre Hündin auch auf Schauen vorgestellt, damit diese gute Bewertungen bekommt.
Nun meinte sie aber, dass viele Leute nun meinen, dass sie ja bald finanziell gut dastünde, wenn sie eben Rassehundwelpen hätte und verkaufen würde. Sie nimmt 1.500 Euro für einen Hund, was wohl durchaus eine normale Summe für die Rasse ist. Sie meint, dass sie aus der Hose fahren könnte, wenn sie hört, dass sie ja bald keine finanziellen Sorgen mehr hätte. Da die Decktaxe und die Untersuchungen der Hündin schon teuer gewesen wären und die Welpen ja auch Kosten verursachen würden.
Ist es denn wirklich so, dass bei einem Wurf von 5 oder 8 Welpen nichts für den Züchter hängen bleibt? Kann man durch eine Tierzucht finanzielle Probleme loswerden? Ist es immer so wie viele Züchter sagen, dass es am Ende null auf null aufgeht?
Wenn man den Deckrüden nicht selbst hat, dann kostet jeder Versuch. Muss ja nicht gleich beim ersten Mal erfolgreich gewesen sein. Die Welpen brauchen dann auch Impfungen und Wurmkur und verursachen damit eben auch Kosten. Allerdings glaube ich nicht, dass man damit nur die Kosten deckt. Aber reicht wird man da auch nicht, wenn man seine Hündin nicht nur als Gebärmaschine ansieht.
Ich glaube nicht, dass man mit so etwas reich werden kann. Denn schließlich müssen die Welpen und auch die Hündin bzw. der Deckrüde intensiv medizinisch betreut und auch sonstwie versorgt werden. Denn wenn die Eltern krank sind und einen Mangel haben, können keine gesunden Welpen bei rauskommen. Hinzu kommt noch, dass die Welpen optimal versorgt werden müssen, da diese sonst an Wert verlieren und man weniger Geld dafür verlangen kann.
Also muss man vorher schon einiges an Geld reingesteckt haben, damit man einen guten Preis pro Welpen erhält. Von nichts verdient man sich das Geld nicht. Ich denke, dass das viele schnell mal vergessen, dass Tierarzt und Futter eben auch kosten, neben anderen Sachen wie Unterkunft, Pflege und so weiter auch.
Wie soll das funktionieren? Also immer vorausgesetzt, der Züchter hält sich an alle Vorgaben und betreibt keine gewinnorientierte Großzucht mit entsprechenden Kostenvorteilen und Sparmaßnahmen bei der Planung. Selbst wenn man einen Deckrüden hat, hilft das nicht viel. Erstens passt der nicht zwangsläufig zur eigenen Hündin und zweitens bedeutet eine verantwortungsvolle Zucht die Verbesserung der Rasse und nicht die Verengung des Geenpools durch die immer gleiche Kombination.
Nehmen wir an, ich wollte meine in Deutschland bevorzugte Rasse züchten. Zuerst einmal müsste ich ein Haus außerhalb des Ballungsraums kaufen, weil ich sonst vom Verein keine Zulassung als Züchter bekomme. Die Anzahl der Hündinnen ist stark limitiert, weil Zwingerhaltung nicht erlaubt ist. Für jeden Wurf brauche ich einen mindestens 20 qm großen Raum, der direkt an die Wohnräume anschließt und Zugang zu mindestens 100 qm gesicherten Auslauf hat. Mehrere Würfe gleichzeitig werden also schwierig.
Nun muss eine Hündin her. Ein entsprechender Welpe kostet rund 1.200 Euro. Ob dieser Hund in meinen Augen zuchttauglich ist und formal eine Zuchtzulassung bekommt, steht in den Sternen. Schließlich müssen Hüften, Ellbogen und Wirbel geröntgt und für gut befunden werden, die jährliche Augenuntersuchung muss bestanden und der Gentest auf DCM negativ sein.
Dazu kommen der Wesenstest, mehrere Leistungsprüfungen, für deren Vorbereitung man zwei Jahre auf dem Hundeplatz trainiert, und die nötige Formwertbeurteilung. Vielleicht habe ich dann einen tollen Hund, der nicht zur Zucht geeignet ist.Aber das Geld für verdammt viele Welpen ist schon ausgegeben.
Nehmen wir an, es geht gut. Mit Zusatzimpfungen, Tupferprobe und Deckrüde ist schon wieder ein Welpenpreis erreicht. Die Betreuung des Wurfs ist hatte Arbeit. Geht alles glatt, geht preislich ein halber Welpe an den Tierarzt, gibt es Probleme, wird es teurer.Der Verein bekommt ebenfalls gut den Gegenwert eines halben Welpen für Wurfkontrolle, Wurfabnahme und Papiere. Abgegeben werden können die Kurzen erst mit zehn Wochen, weil die Endabnahme erst nach einigen Tagen nach der Impfung erfolgt.
Zum ersten Mal darf die Hündin mit 24 Monaten trächtig werden, das klappt aber nicht, weil dann noch Ergebnisse fehlen, weil sie die Leistung nicht früher erbringen darf. Wahrscheinlich ist die also nahe drei, wenn es möglich ist. Aber mit acht Jahren ist sie raus. Nach der Geburt sind 12 Monate Zwangspause, nach Kaiserschnitt oder vielen Welpen länger. Kommt es zweimal zum Kaiserschnitt, ist sie raus. Von den maximal sechs möglichen Würfen sind daher drei bis vier realistisch. Wo wird man da reich? Selbst wenn am Ende sogar 2.000 Euro bei einem Wurf übrig bleiben, liegt der Stundenlohn seit unter einem Euro und ist von Herzen gegönnt. Ein guter Hund ist unbezahlbar.
Und meine holländischen Knallfrösche? Die bringen ausgebildet über 4.000 Euro. Aus ausgebildeten und untersuchten Eltern kosten die geimpft und entwurmt 150 Euro. Da verdienen die Züchter das Geld mit Großanlagen, in denen sie die besten Hunde aufziehen und ausbilden und an Behörden und Armeen weltweit verkaufen. Der Welpenverkauf ist kein Geschäft. Der dient dazu, Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu überprüfen und die eigenen Linien bekannt zu machen.
Man kann so züchten, dass man mit den Welpen ein gutes Geschäft macht, sonst gäbe es ja keine Zuchtfarmen in Osteuropa, man kann aber auch so züchten, dass man am Ende keinen Cent bei verdient. Kommt halt immer drauf an, wie man die Hunde hält, welche tierärztlichen Untersuchungen man machen lässt, welches Futter man nimmt, etc...
Ja natürlich funktioniert das. Bei uns in der Stadt gibt es jemanden, der einige französische Bulldogen beiderlei Geschlechts hat und diese immer und immer wieder miteinander verpaart. Die Person hat bei Einheimischen einen Ruf wie Donnerhall. Zum Einen sind die Welpen die dabei heraus kommen nicht immer gesund. Bei der Rasse ist das ja sowieso kritisch, weil überzüchtete Modehunde generell eher zu Problemen neigen. Aber die Tiere die diese Person verpaart sind selbst nicht sonderlich gesund.
Die Zucht an sich ziehen sie recht lieblos durch. Ganz eindeutig am eigenen Profit orientiert und weder am Wohl der Muttertiere noch am Wohl der Welpen. Und da die Personen nicht das höchste Einkommen durch normale Arbeit haben, ist das dann schon ein willkommenes Zubrot um finanzielle Sorgen zu beseitigen. Reich werden sie damit aber wohl auch nicht werden.
Die andere und sehr wichtige Frage ist aber auch, wie man das ethisch bewerten soll. Ich persönlich finde das ganz klar verwerflich, auch wenn sie gerade so noch die Mindestanforderungen erfüllen und die Ämter bisher noch nicht endgültig eingeschritten sind.
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