Mit schlafendem Beifahrer ganz woanders hinfahren?

Aktuell gibt es eine Werbung, die wohl ein neues Auto bewerben soll. Darin fahren ein junges Paar in einem Auto und es ist schon dunkel. Die Frau betont, wie müde sie sei und ihr Partner meint, dass sie früher noch um die Häuser gezogen wären. Sie wirft ihm daraufhin vor, dass er auch mal spontaner gewesen wäre. Irgendwann schläft sie wohl ein und als sie aufwacht, sie man auf dem Autofenster den Eiffelturm. Dazu sagt er dann, dass er immer noch genauso spontan sein könnte.

Ich glaube mit mir als Beifahrer wäre es gar nicht möglich, woanders hin zu fahren. Ich schlafe selten im Auto ein und wenn dann auch meist nie lange. So würde ich es wohl eher merken, wenn wir dann doch woanders hinfahren würden, als vielleicht abgesprochen.

Könnt ihr euch vorstellen, dass man mit einem schlafenden Beifahrer mal ganz woanders hinfahren könnte? Wärt ihr nicht sauer, wenn ihr dann wach würdet und feststellen müsstet, dass ihr sonst wo seid? Wärt ihr da nicht sauer und würdet euer Vertrauen als ausgenutzt ansehen?

Da gibt es jetzt auch eine Werbung, in der der Klapperstorch ein Baby dort ablegt, wo ihm das Auto besser gefällt. Ich fuhr eigentlich nur mit meinem Partner und da schlief ich nie. Weil ich das nicht gut fand, einfach so wegzudösen, während er die anstrengende Fahrt bewältigen muss. Ihn hätte das nie gestört, doch ich war schon gern wach mit ihm zusammen.

Ich hätte nichts dagegen gehabt, mal schnell nach Paris zu düsen. Allerdings kam für uns eher Prag in Frage, das ginge sich in 4 Stunden aus. Zeugt es von Vertrauen, wenn man sich von Morpheus ins Land der Träume entführen lässt? Wenn ja, soll dieses Vertrauen auch nicht missbraucht werden. Allerdings finde ich die Situation ziemlich abwegig, glaube nicht, dass sowas öfter passiert.

Generell ist das wohl eine eher unwahrscheinliche Situation, aber ansonsten kommt es doch stark darauf an, wohin man fahren wollte und wo man dann am Ende landet. Wenn wir auf dem Weg zur Hochzeit meiner besten Freundin gewesen wären, und er stattdessen lieber in komplett entgegengesetzter Richtung zu einem heruntergekommenen Motel irgendwo und Nirgendwo fährt, weil er sich da mit irgendeinem Kumpel treffen will, wäre ich ziemlich sauer. Schließlich würde ich dann etwas verpassen, was mir wichtig wäre, nur, damit er ein bisschen Spaß haben kann, während ich komplett auf der Strecke bliebe.

Wenn wir dagegen einfach nach Hause führen, direkt vor Urlaub/Ferien und so gar nichts geplant wäre, dann hätte ich wohl kein Problem damit, plötzlich in Paris aufzuwachen. Denn da würde ich ja nichts verpassen, sondern hätte einen Überraschungsurlaub bekommen, inklusive ja wahrscheinlich schöne Zeit mit meinem Partner oder wer mich sonst so gefahren hat. Das ist eher eine schöne, wenn auch unerwartete Geste.

Eigentlich mache ich mir nur selten Gedanken darüber, ob Werbespots auch in der Realität funktionieren, weil sie ja nicht dafür gemacht werden, Leuten kreative Ideen zu ihrer Lebensgestaltung zu vermitteln, sondern um Dinge und Dienstleistungen aller Art an den Mann zu bringen. Ich selber würde also wahrscheinlich nach einer hoch unbequemen Nacht auf dem Beifahrersitz eines Autos nicht (vermutlich) perfekt geschminkt und frisiert anmutig zu mir kommen, sobald der Eiffelturm im Morgenlicht erscheint, sondern eher mit dem Abdruck des Sicherheitsgurt auf der Wange irgendwann nachts um halb vier in einer Raststätte irgendwo im Elsass dringend aufs Klo müssen.

Außerdem bin ich weder ein Fan von Paris, noch vom Eiffelturm, noch von den gängigen Vorstellungen von Romantik (siehe Paris und Eiffelturm) noch von Spontaneität. Ich würde mich daher eher gekidnappt fühlen, wenn ich beispielsweise nach einem Kinobesuch einpenne und in Stuttgart wieder zu mir komme, weil meinen Chauffeur der Teufel geritten hat, und er wieder so spontan sein wollte wie früher. Ich könnte mir zwar schon vorstellen, dass man mit meiner schlafenden Person an Bord relativ weit fahren könnte, aber die Szene am Ende der Fahrt wäre wohl weder besonders schön anzuschauen noch der Beziehung zuträglich.

Ich finde ja schon die Spekulationen über die Realität in RTL Beiträgen hier immer etwas grenzwertig, aber die Annahme, dass eine Werbung irgendwie die Realität widerspiegeln könnte finde ich arg absurd. Ich bin selber schon nach Paris gefahren und das dauert länger als man denkt, wenn man bestimmte Straßen wegen der Kosten vermeiden möchte und bis man dann mit dem Auto erst mal in der Stadt drin ist dauert es auch noch mal relativ lange. Das würde wohl kaum jemand verschlafen wenn man ihn nicht vorher unter Schlafmittel gesetzt hätte.

Für längere Nickerchen ist mir ein Autositz definitiv zu unbequem, aber wenn ich nichts besseres vor hätte fände ich es jetzt nicht tragisch wenn man spontan irgendwo hin fährt. Mein Partner hat mich als Überraschung schon mal zu einem Ziel gefahren, das ich nicht kannte, also ich wusste beim Einstieg nicht, wohin wir fahren werden. Ich fand das total spannend und das Ziel war auch wunderschön. Warum hätte ich da sauer sein sollen?

Bei mir kommt es schon mal vor, dass ich im Auto ein wenig schlafe, aber das ist dann nie besonders lang und wenn ich dann aufwache, dann schaue ich sofort, wo ich bin und wie weit es noch ungefähr ist. Da ich höchstens mal zwanzig Minuten im Auto schlafe, kann ein Fahrer mit mir dann nicht wirklich weit kommen, ohne dass ich das merken würde, dass wir komplett auf dem falschen Weg sind.

Schon darum halte ich diese Werbung nicht für realistisch und ich denke, dass es niemand schaffen wird, mehrere Stunden in irgendeine Stadt zu fahren, ohne dass der Beifahrer aufwacht. Zwischendurch muss man ja auch mal tanken und spätestens dann wäre ich ganz sicher wach. Wie sauer ich dann wäre, hängt ein Stück weit von dem Ziel ab. Wenn ich mich über die Überraschung freuen würde, dann würde sich mein Ärger schon in Grenzen halten.

Ich verstehe nicht, wie man eine Werbung oder sonstwas, das im Fernsehen gezeigt wird, für bare Münze nehmen kann. Ich habe kein Problem damit im Auto einzuschlafen und war das viele Jahre als Kind gewöhnt. Da ich sowieso keinen leichten Schlaf habe, wäre das also schön möglich, mich zu entführen, dass ich sonstwo in der Pampa aufwache. Die Realität sieht aber so aus, dass ich nicht schlafe, wenn mein Partner sonst alleine fahren müsste. Ich unterhalte mich lieber.

Ich habe den Spot nicht gemacht, aber in den Neunzigern bin ich schon in Paris aufgewacht. Mein damaliger Partner ist nach der Disco durchgefahren, weil ich ausnahmsweise eingeschlafen bin. Fünf Stunden später bin ich am Hotel geweckt worden. Ich stehe zwar nicht auf Paris, aber ich fand seine Idee süß. Das waren schöne Tage und das Nötigste kann man auch da kaufen. Also so unmöglich ist die Werbeidee nicht.

Ich schlafe auch selten als Beifahrer ein. Bei recht kurzen Strecken schlafe ich normalerweise nicht ein, sondern unterhalte mich mit dem Fahrer. Das mache ich auch bei längeren Strecken, wenn es mir denn möglich ist und ich nicht einschlafe. Bei längeren Strecken übernehme ich aber selbst auch immer einen Teil, so dass ich dann auch nicht schlafe. Von daher würde das bei mir eher nicht funktionieren.

Ich kann mir auch nicht vorstellen, das mit jemandem zu tun. Zum einen kann man sich ja wegen der Reaktion nicht sicher sein, zum anderen weiß man ja auch nicht, wann der andere wieder aufwacht. Und wenn man nichts dabei hat, dann ist es ja auch eher schwer, spontan woanders zu übernachten. Ich würde das zumindest nicht wollen.

Für mich ist es spontan genug, wenn man am Mittwoch ausmacht, dass man über das Wochenende wegfahren will. Das ist ja immer noch sehr spontan und kurzfristig und damit auch spannend, aber man hat eben genügend Zeit, seine Sachen zu packen und sich um Organisatorisches zu kümmern. Wenn es sich aber um eine Fahrt ohne Übernachtung handelt, ist das ja aber wieder etwas anderes.

Ich kann als Beifahrer echt tief und fest schlafen und wenn ich mal kurz wachwerde, bin ich meistens sehr schnell wieder weggetreten. Also mit mir wären solche Trips wirklich möglich und mein Partner hat sogar einmal einen solchen Trip mit mir gemacht. Es ging übrigens wirklich für zwei Tage nach Paris und ich wusste nichts davon. Während ich seelenruhig gepennt habe und nicht mal die Autobahnschilder mitbekommen habe, ist er total entspannt nach Paris gefahren. Ich habe sogar die Pinkelpausen an der Tankstelle nicht mitbekommen.