Mit Obdachlosen eine Tages-Tour machen?

vom 29.12.2017, 13:06 Uhr

In einem anderen Thread schrieb ich ja schon über den besonderen Fokus auf die Obdachlosen dieser Tage in vielen Medien. In einem dieser Artikel gab es dann auch einen Bericht über einen Obachlosen, der die "normale" Bevölkerung, von ihm selbst die Normalos genannt, mit auf eine Tour durch die Stadt nahm und ihnen den Alltag eines Obachlosen näher brachte.

So wurden sie zu den ganzen Plätzen geführt, wo die Obdachlosen sich sammelten, Orte, wo sie Schutz oder Nahrung bekamen, teilweise natürlich auch medizinische Versorgung und alltagstaugliche Tipps wurden vermittelt, wie das Überleben auf der Straße funktioniert. Würdet ihr solch eine Stadttour der besonderen Art in Erwägung ziehen oder fändet ihr das zu uninteressant oder gar unpassend? Habt ihr das Gefühl, dass es dort überhaupt signifikant Neues zu sehen oder zu lernen gibt? Hat man so tatsächlich einen echten Einblick und würde euch das grundsätzlich interessieren?

» Verbena » Beiträge: 4943 » Talkpoints: 1,99 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Verbena hat geschrieben:Habt ihr das Gefühl, dass es dort überhaupt signifikant Neues zu sehen oder zu lernen gibt? Hat man so tatsächlich einen echten Einblick und würde euch das grundsätzlich interessieren?

Ja, natürlich. Eine Tour kann auch mit einer persönlichen Geschichte oder Vorlieben verbunden sein, weswegen so eine Tour wahrscheinlich auch mit jedem Reiseführer individuell wäre. Außerdem denke ich, dass es in bestimmten Szenen immer irgendwelche Sachen gibt, die anderen Menschen außerhalb der Szene immer verborgen bleiben werden. Manche Dinge kann man nur erfahren, wenn man selbst dabei ist oder sich damit näher beschäftigt.

Ich muss zugeben, dass ich so eine Tages-Tour richtig interessant finde. Allerdings eher als Dokumentation, denn irgendwie würde ich mich unwohl fühlen, wenn ich als "privilegierte Person" Obdachlose wie in einem Zoo anschaue. Wobei man diesen Gedanken sicherlich auch verwerfen sollte, denn mit so einer Tages-Tour verdient ein Obdachloser wahrscheinlich auch ein Taschengeld, welches er zum Leben benötigt. Außerdem sind viele Obdachlose wahrscheinlich auch froh, wenn es in der Gesellschaft mehr Akzeptanz für ihre Existenz geben würde.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich finde individualisierte Tages-Touren immer besser als dieses Zeug, was man bei Massentourismus zu sehen bekommt. Ich war mal in einer europäischen Hauptstadt und habe dort eine sehr besondere Städte-Tour zu sehen bekommen. Damals konnte ein Fremdenführer aufgetrieben werden, der eine ganz andere Tour als man sie sonst kennt, geplant hatte. So zeigt er uns zum Beispiel nicht die typischen Sehenswürdigkeiten, die man bei Wikipedia nachschlagen kann oder die man in jedem Reiseführer nachlesen, dafür braucht man keinen Fremdenführer.

Er hat uns dann die Geschichte der Stadt anhand von Beispielen gezeigt, sprich wo die frühere Stadtmauer war, was früher ein Industriegebiet gewesen ist. Er sprach dann auch von Gentrifizierung und Ghettos und wie sich das Stadtbild nach und nach verändert hat. Das war echt interessant, so einen Insider-Blick zu bekommen. Das sind ja Sachen, die ein Tourist normalerweise nicht zu sehen bekommt, weil sie nirgendwo in den Reiseführern aufgelistet werden.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



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