Mit Neurodermitis an Lebensmitteltheke bedienen?

vom 19.01.2016, 22:27 Uhr

Ich kaufe seit einer Weile bei einem anderen Bäcker als sonst. Bisher war ich ganz zufrieden, seit einigen Tagen aber gibt es eine andere Mitarbeiterin, die ansonsten offenbar eine andere Schicht gemacht hat. Sie ist sehr freundlich, fällt aber durch ihre Neurodermitis sehr auf. Sie hat offene Hautstellen und Wunden im Gesicht und auch an den Armen. Dazu trägt sie auch immer eine kurze Bluse, so dass man die Wunden immer gut sehen kann.

Ich finde das ehrlich gesagt nicht wirklich appetitlich. Sie wirkt dadurch irgendwie sehr ungepflegt, obwohl dies nicht der Fall ist. Sie ist sehr gepflegt, aber die Wunden springen einem natürlich direkt ins Auge. Ich muss sagen, dass mir der Gedanke mitunter nicht behagt, dass sie mich bedient.

Habt ihr auch schon mal Menschen mit Neurodermitis als Bedienung an Lebensmitteltheken gesehen und kamt ihr damit gut zurecht? Oder stört es euch mitunter auch, da ihr den Anblick nicht sehr angenehm findet? Sollten solche Menschen vielleicht lieber lange Ärmel tragen oder gar nicht in solchen Berufen arbeiten?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich kann dich verstehen, ich fände das auch eklig. Ganz ehrlich, das geht doch nicht, wenn jemand offene Wunden hat, dass derjenige dann mit Lebensmitteln hantiert. Das ist sehr unhygienisch. Mir würden da auch deutliche Bedenken kommen und mich würde das ekeln. Ich würde mir dann nur Gedanken machen, ob sie vielleicht mit den Wunden an die Lebensmittel gekommen ist und hätte dann Sorge das zu essen.

Sie kann zwar nichts dafür, aber sie sollte dann nicht mit Lebensmitteln arbeiten. Ich frage mich ohnehin, ob das erlaubt ist, denn es gibt doch meines Wissens nach solche Gesundheitszeugnisse für Menschen, die mit Lebensmitteln hantieren und wenn man so eine Erkrankung hat, dann sollte man doch dieses Gesundheitszeugnis nicht bekommen oder?

Da ich selbst eine Hauterkrankung habe, kann man mir nun keine Intoleranz vorwerfen. Ich weiß selbst, wie das ist, wenn man so juckende Stellen hat und die blutig kratzt oder es suppt. Aber ich würde mir da immer, wenn das an sichtbaren Stellen ist, etwas drum wickeln und ich würde damit nicht an Lebensmitteln für andere herumhantieren.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich habe auch immer wieder phasenweise periorale Dermatitis, also eine Hautkrankheit im Gesicht, die sehr ähnlich zu Neurodermitis ist. Wenn es ganz schlimm ist, dann schuppt sich meine Haut wie wild und nässt auch noch dazu. Der Juckreiz macht das Ganze natürlich auch nicht besser und im blödesten Fall blutet es dann noch. Dummerweise darf man dann kein Make Up und generell nichts anderes als Wasser verwenden, so dass man das Ganze nicht abdecken kann.

Da ich selbst nebenbei in der Gastronomie arbeite, bekomme ich in solchen Fällen immer ein Attest von meinem Arzt, wenn es sehr schlimm aussieht. Meine Krankheit ist absolut nicht ansteckend, aber ich weiß selbst, wie abschreckend das aussieht. Die anderen Leute wissen ja auch nicht unbedingt, ob das Ganze ansteckend ist oder nicht. Und wenn die Wunden nässen, dann fände ich es tatsächlich auch unhygienisch, mit Lebensmitteln zu arbeiten.

Wie das ist, wenn man nun quasi das ganze Jahr über mit Neurodermitis zu kämpfen kann, kann ich mir nicht vorstellen. Natürlich ist es nicht schön, dann arbeiten zu müssen, aber man kann sich ja auch nicht das ganze Jahr krankschreiben lassen. Wahrscheinlich bleibt einem dann nichts anderes übrig, als zu arbeiten, wenn der Arzt einen nicht so lange krankschreibt. Wenn man länger als sechs Wochen am Stück krank geschrieben ist, bekommt man ja auch oft weniger Geld und das möchte man ja vielleicht auch nicht.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Zitronengras hat geschrieben:. Ich frage mich ohnehin, ob das erlaubt ist, denn es gibt doch meines Wissens nach solche Gesundheitszeugnisse für Menschen, die mit Lebensmitteln hantieren und wenn man so eine Erkrankung hat, dann sollte man doch dieses Gesundheitszeugnis nicht bekommen oder?

Das Gesundheitszeugnis gibt es so nicht mehr, also man wird dafür keiner ärztlichen Untersuchung mehr unterzogen. Man muss nur noch an einer ein paar Stunden dauernden "Belehrung" teilnehmen, bei der man eben über alle Gründe unterrichtet wird, die der Arbeit im Wege stehen würden. Ob Neurodermitis darunter fällt, weiß ich nicht, denn in erster Linie betrifft das eigentlich ansteckende Krankheiten.

Den Anblick könnte ich durchaus ertragen, da ich das von meinem Sohn kenne, wobei er bei weitem nicht immer so aussieht, sondern so großflächige offenen Stellen bisher vielleicht dreimal in seinem Leben hatte. Wenn man die Person nicht kennt, weiß man aber auch nicht, ob es Neurodermitis ist oder etwas ganz anderes, was nur ähnlich aussieht und eventuell doch ansteckend ist.

Aber wenn die Dame das quasi ständig hat, kann sie sich eben auch schlecht immer wieder krankschreiben lassen und einen Arbeitsplatz in einer anderen Branche findet man auch nicht so leicht, von daher muss man das schon irgendwie verstehen, dass sie trotzdem arbeitet, weil sie eben nicht arbeitslos werden will. Da zum entnehmen der Backwaren normalerweise Handschuhe angezogen werden, zumindest sehe ich das in unseren Bäckereien immer, sollte es vom hygienischen Standpunkt her eigentlich schon halbwegs vertretbar.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Das Gesundheitszeugnis ist wirklich lächerlich. Da bekommt man gesagt, dass man sich nach dem Toilettengang die Hände waschen muss und andere Selbstverständlichkeiten. Untersuchungen gibt es da nicht.

Mich erinnert das an einen Mann, der in einem Gasthaus gearbeitet hat, in dem wir früher manchmal Pommes zum Mitnehmen gekauft haben. Er hatte Tennisball große Beulen auf seinen Armen. Wir haben dann gewitzelt, dass er da die Mayonnaise und den Ketchup für die Pommes rausdrückt, was das Ganze nicht wirklich appetitlicher gemacht hat. Dennoch sind wir immer wieder hin.

Ich denke, ich würde der Bäckerei einfach vertrauen. Sicherlich ist es kein angenehmer Anblick und man macht sich Sorgen über abfallende Hautschuppen oder Eiter. Dass sie keine langen Ärmel trägt, ist natürlich blöd. aber bei Neurodermitis nicht so einfach, da es schmerzt und dann noch langsamer wieder abheilt, so weit ich weiß.

Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das nicht besprochen wurde. Also gehe ich davon aus, dass der Chef oder die Chefin keine Probleme sieht. Dass er/sie die Angestellte gegebenenfalls sogar gegenüber sich beschwerende Kunden verteidigen würde. Denn damit muss man rechnen, dass sich einige Beschwerden werden. Das wäre aber nicht möglich, wenn man zugeben müsste, dass da schon mal Eiter auf die Brötchen tropft.

Und ich finde es gut, dass sie trotzdem dort arbeiten darf. Ich weiß nun nicht, ob man so eine Krankheit bei der Bewerbung angeben muss, aber man könnte sie ja auch erst beim Entdecken feuern. Ein Vorwand würde sich schon finden lassen. Aber sie wird eben nicht wegen ihrer Krankheit diskriminiert und das finde ich gut.

Eine Freundin von mir hat beim Kellnern mal Verbrennung erlitten. Sie hat dort weiter gearbeitet, im Sommer auch kurzärmelig, wobei man dann eben die Narben sehen konnte. Obwohl da ja von keiner ansteckenden Krankheit auszugehen ist, haben sich manches Mal Gäste über den Anblick beschwert. Das finde ich so unglaublich unsensibel.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Eine Freundin von mir hat beim Kellnern mal Verbrennung erlitten. Sie hat dort weiter gearbeitet, im Sommer auch kurzärmelig, wobei man dann eben die Narben sehen konnte. Obwohl da ja von keiner ansteckenden Krankheit auszugehen ist, haben sich manches Mal Gäste über den Anblick beschwert. Das finde ich so unglaublich unsensibel.

Das ist ja wirklich schrecklich, wenn man sich bei der Arbeit Verletzungen zuzieht und das ganze Leben damit zu kämpfen haben wird, während sich auch noch Leute darüber beschweren, weil sie das unästhetisch finden. Das tut mir wirklich sehr leid für die Freundin, wobei ich es auch nicht verstehen kann, wie man da als Gast auf die Idee kommt, sich zu beschweren. Man sollte ja wissen, wie eine Verbrennung aussieht und kann im besten Fall eins und eins zusammenzählen und sich denken, dass das daher kommt, dass gerade diese meckernden Gäste bedient werden müssen.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Na ja, großflächige Verbrennungen können auch wie ein Ausschlag oder eine Entzündung aussehen, so eindeutig ist das nicht. Und dass Menschen sich vielleicht etwas davor ekeln, ist das so abwegig? Ich meine, man will in Ruhe essen gehen, den Tag genießen, an nichts Schlimmes denken und dann sieht man solche Sachen, die einen vielleicht ekeln.

Ich habe selbst eine Hauterkrankung und wenn da der Arm betroffen ist - das passiert gerne im Sommer, wenn ich in der Ellenbeuge schwitze - dann bedecke ich das oder trage halblange Ärmel, die da drüber gehen. Ich finde, das sollte man schon bedecken.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 05.03.2016, 01:15, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Zitronengras hat geschrieben:Und dass Menschen sich vielleicht etwas davor ekeln, ist das so abwegig? Ich meine, man will in Ruhe essen gehen, den Tag genießen, an nichts Schlimmes denken und dann sieht man solche Sachen, die einen vielleicht ekeln.

Nein, so abwegig ist das nicht. Aber muss man es aussprechen? Muss man sich wirklich über den Anblick beschweren. Ich meine, meine Freundin wollte in Ruhe die Gäste bedienen, an nichts Schlimmes denken und dann kommen solche Bemerkungen, die einen diskriminieren und demütigen.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Nein, so abwegig ist das nicht. Aber muss man es aussprechen? Muss man sich wirklich über den Anblick beschweren. Ich meine, meine Freundin wollte in Ruhe die Gäste bedienen, an nichts Schlimmes denken und dann kommen solche Bemerkungen, die einen diskriminieren und demütigen.

Man muss nicht, aber wenn man etwas eklig findet, hat man ja meistens den Wunsch, die Quelle des Ekels auch zu beseitigen oder irgendetwas dagegen zu tun. Es würde ja schon reichen, wenn die Frau dann längere Ärmel trägt oder einen Verband drüber macht. Ich finde das nicht zu viel verlangt.

In manchen Berufen spielt eben die Optik eine wichtige Rolle. Vielleicht will ein Bankberater mit gelben und verkeimten Zähnen auch nur an nichts Schlimmes denken und vielleicht möchte eine Ernährungsberaterin mit 50 kg Übergewicht auch an nichts Schlimmes denken. Aber so geht es eben in diesen Berufen nicht.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Die Berufswahl steht jedem frei, auch wenn er eine solche Krankheit hat. Die Frage ist dann eher, bekommt derjenige einen Job. Arbeitgeber werden dort schon besonders nachfragen und zudem gibt es noch die betrieblichen Untersuchungen die durchgeführt werden und müssen. Spätestens wenn dort ein Bedenken geäußert werden würde, würde die Person nicht eingestellt werden oder würde als Berufsunfähig eingestuft werden.

Im Supermarkt hier gibt es ebenfalls eine Mitarbeiterin. Diese hat ganz schlimme Akne am ganzen Körper, auch an den Händen. Im Sommer wird dort auch ein kurzer Kittel getragen und man merkt schon, wenn sie an der Kasse sitzt stellen sich die Leute lieber an den anderen Kassen an auch wenn dort bereits mehrere Warten. Ihr selbst scheint das auch unangenehm zu sein, aber sie wird wohl auch alles versuchen das es nicht so schlimm aussieht. Von dem Supermarkt weiß ich aber auch, dass es dort untersagt ist im Sommer mit Langarm zu arbeiten.

Ich habe damit kein Problem von so jemanden bedient zu werden. Immerhin sind es auch Menschen und diese haben unter ihren Krankheiten schon genug zu leiden. Wieso sollte ich dann einen Unterschied machen? Und es kann mir auch niemand garantieren, dass die Hygiene eingehalten wird. Viel widerlicher finde ich es, wenn sich jemand nach dem Toilettengang die Hände gar nicht oder nur unzureichend wäscht, und danach wieder an die Frischetheke geht zum arbeiten. Das kann ich auch nicht überprüfen und muss darauf vertrauen, dass es eben so eingehalten wird.

Ich finde es ebenfalls diskriminierend, wenn schon gefordert wird das solche Menschen mit solchen Hauterkrankungen dann noch langarm tragen sollen, damit sich Kunden nicht daran stören. Sicherlich sieht es nicht schön aus, aber man selbst möchte auch nicht im Hochsommer mit langarm Sachen umher laufen müssen nur damit sich andere nicht gestört fühlen. So etwas geht dann doch zu weit in die Privatsphäre der Menschen. Wenn die Bedingung bei der Einstellung bereits bestand, dann ist das etwas anderes, denn es war dem Betreffenden klar. Aber hinterher mit einer solchen Forderung ankommen, geht gar nicht.

Die Kunden zwingt auch keiner dazu in diesem Laden einzukaufen. Und auch was Zitronengras geschrieben hat, natürlich würde ich mir erst einmal meinen Teil denken wenn der Fitnesscouch einen BMI von 35 hat was der mir beibringen soll. Aber man sollte niemanden pauschal Verurteilen, denn es gibt solche Personen die selbst noch Übergewicht haben aber schon deutlich mehr verloren haben und nun in dieser Position arbeiten. So etwas kann beim Abnehmen mehr motivieren wenn der Gegenüber den gleichen Weg gehen musste wie man selbst noch vor sich hatte.

Und das gilt auch für alle anderen Berufe, denn du weißt ebenfalls nicht ob die zu dicke Ernährungsberaterin nicht evtl. doch eine Krankheit hat weswegen sie Übergewicht hat und dick ist. Das muss aber nicht bedeuten das sie in ihrem Job schlecht ist, oder da nichts zu suchen hat. Generell finde ich es schlimm, wie die Gesellschaft Menschen nur nach ihrem Äußeren beurteilt anstatt nach anderen Fähigkeiten und Werten und es wird ja immer schlimmer in der Hinsicht.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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