Mit "Muttizettel" die Aufsichtspflicht übertragen

In der Schule meines Cousins wurde davon gesprochen, dass man sein Kind nicht einfach auf einen Kindergeburtstag gehen lassen sollte, wenn die eigene Mutter oder der eigene Vater nicht dabei ist. Es wurde empfohlen immer einen Muttizettel auszufüllen. Denn vor nicht all zu langer Zeit verschwand ein kleines Kind aus dem Nachbarort als es auf einem Kindergeburtstag war und im Garten die Aufsicht nicht gegeben war.

Die Schule hat diese Empfehlung von der Polizei bekommen, die das dann weitergegeben hat. Es wird vermutet, dass man, wenn einem die Aufsichtspflicht so übertragen wird, man mehr aufpasst und die Eltern der Kinder sich nicht die Vorwürfe machen müssen. Auch wenn etwas passiert wie ein Knochenbruch durch einen Unfall. Denn da muss es schon passiert sein, dass ein Vater dadurch das Sorgerecht verloren hat. Denn die Mutter hat dem Vater die Vorwürfe gemacht, obwohl es beim Nachbarskind gespielt hat.

Was haltet ihr von so einem Muttizettel, den es bestimmt auch noch in anderen Ausführungen gibt? Denkt ihr, dass es wirklich sinnvoll ist? Ich sehe den Sinn nicht so ganz darin. Aber vielleicht liegt es daran, dass ich selber noch keine Kinder habe.

Was soll so ein Zettel denn bringen? Man klärt ja eigentlich nur, dass das Kind in einer bestimmten Zeit nicht unter der eigenen Aufsicht steht. Das finde ich schon ein bisschen lächerlich, weil es ja in Konsequenz heißen würde, dass man bei jedem Besuch des Kindes bei Freunden so einen Zettel schreiben muss. Es ist lächerlich. Wenn etwas passiert, dann muss man damit leben, dass die anderen Eltern eben nicht so aufgepasst haben und dann muss man selber daraus die Konsequenzen ziehen. Ich finde es auch nicht schön, wenn man anderen Menschen dann nicht vertraut und so einen Zettel mitgibt.

Da hätte ich aber viel zu tun wenn ich jedes mal so einen Zettel ausfüllen müsste. Meine Kinder gehen ständig irgendwo hin und wenn man es ganz genau nimmt, müsste man doch auch für Vereine und Musikschulen solche Zettel ausfüllen. Immerhin passen die in der Zeit auf mein Kind auf.

Außerdem kann immer etwas passieren und ich glaube als fremde Person passt man sowieso besser auf fremde Kinder auf. Dass das Kind verschwunden ist, ist natürlich sehr schlimm, aber es hätte auch im eigenen Garten passieren können.

Jeder dreht sich mal um, quatscht oder geht mal zur Toilette und damit verletzt man auch nicht seine Aufsichtspflicht, wenn es sich nicht gerade um Kleinkinder handelt. Verletzen tun Kinder sich genauso, wenn man genau daneben steht. Man kann einfach nicht schnell genug reagieren und da nutzt so ein Zettel auch nichts.

Ich halte es für Quatsch, denn es ändert meiner Meinung nach nichts. Wenn die anderen Eltern Schuld sind, haften sie so oder so und wenn sie ihre Aufsichtspflicht nicht verletzt haben haften sie eben nicht. Da ist so ein Zettel irgendwie unnötig. Man übernimmt doch sowieso die Verantwortung, wenn man ein fremdes Kind betreut.

Wenn das Kind schon zur Schule geht, sollte es eigentlich wissen, dass man nicht einfach so geht. Da würde wohl auch der Muttizettel nichts bringen. Wobei ich diesen nur in dem Zusammenhang kenne, wenn minderjährige Jugendliche länger ausgehen wollen und die Eltern damit die Verantwortung an andere volljährige Jugendliche übertragen. Denn wer will schon Mama oder Papa mit zur Disco nehmen, nur damit man länger drin bleiben darf.

Entsprechende schriftliche Mitteilungen kenne ich im Schulalter nur, wenn das Kind mal von einer Person mitgenommen werden soll, die nicht in der Akte aufgeführt ist. Also wenn Kind A nach dem Hort mit zu Kind B zum spielen geht und man im Hausaufgabenheft die Notiz für die Erzieher rein schreibt, dass eben Mama B das Kind A mitnehmen darf.