Mit Menschen die einen erniedrigen dennoch Kontakt haben?
Eine Kommilitonin B von mir hat einen sehr herrischen Charakter und neigt sehr dazu andere Studenten herum zu kommandieren. Sie hat es dabei besonders auf eine andere Kommilitonin A von uns abgesehen. Diese findet Bs Verhalten auch unangemessen, wehrt sich aber in der Öffentlichkeit nicht dagegen. So wirkt sie schnell wie das Opfer.
Was mich jedoch am meisten wundert, ist das A dennoch Kontakt zu B hat und sich beispielsweise in Vorlesungen gerne neben sie setzt oder sich freiwillig dazu meldet in Praktika mit ihr zu arbeiten. Sie hat mir schon mal erzählt, dass sie B nicht gerne Kontra gibt, da diese es privat nicht einfach hat und sie glaubt, dass sie sich wegen privater Probleme so verhält.
Für mich ist das keine Entschuldigung und ich finde es schade, dass A durch B immer wieder zur Schnecke gemacht wird. Könnt ihr nachvollziehen, dass man zu einer Person die einen öffentlich erniedrigt dennoch Kontakt haben will? Würde man sich da normalerweise nicht so schnell wie möglich einen anderen Freundeskreis suchen?
Das klingt für mich eher danach, als wäre jemand etwas "träge" im geistigen Sinne und hätte ein Problem mit Veränderungen. Möglicherweise hat deine Bekannte ja auch Angst davor, dass sie an eine noch schlimmere Person gerät, die sie noch mehr erniedrigt, wenn sie den Kontakt zu A abbricht. Es ist eben schwer, sich in Menschen einzufühlen die so ganz anders agieren und reagieren als man selbst es tun würde. Ich hätte da auch schon längst die Notbremse gezogen und wäre gegangen.
Sicher kann es sein, dass private Probleme die Ursache für das Verhalten von B sind, aber das sehe ich auch nicht als ausreichende Entschuldigung dafür, mich immer wieder erniedrigen zu lassen. A scheint sich nicht durchsetzen zu können und ich denke auch, dass sie Angst vor noch größeren Problemen hat, wenn sie den Kontakt abbricht. Ich würde aber sagen, dass es trotzdem besser ist, den Kontakt nicht noch weiter zu suchen und B auch den Grund dafür zu nennen. Nur so kann sich etwas an deren Verhalten ändern.
Vielleicht hat A hat auch eine Art Helfersyndrom, dass sie meint, B irgendwie helfen zu wollen und sich deswegen die ganzen Erniedrigungen gefallen lässt. Ich glaube, für mich wäre das nicht und mich würde das nur runterziehen und ich würde irgendwann die Person meiden. Vielleicht sollte B auch mal jemand sagen, wie gemein sie sich teils verhält. Auch private Probleme sind dafür keine Entschuldigung. Vielleicht meint A, dass sich B irgendwann mit der Zeit verändern wird und die Erniedrigungen dann aufhören würden.
Ich kann hier natürlich auch nur spekulieren, aber aus vergleichbaren Erfahrungen habe ich zumindest ein paar Vermutungen abgeleitet, weswegen selbst arrogante, herrische und herablassende Zeitgenossen in den meisten Fällen zumindest ein paar Leute um sich scharen können, die ihnen willig als Blitzableiter dienen und anscheinend kein Problem damit haben, wenn man sie behandelt wie den letzten Dreck.
Beispielsweise könnte ich mir vorstellen, dass manche Leute so wenig Selbstwertgefühl haben, dass sie glauben, es gar nicht verdient zu haben, dass man sie wie Freunde oder Gleichrangige behandelt. Sie sind der Meinung, dass sie froh sein können, wenn überhaupt jemand mit ihnen spricht und nehmen es daher willig in Kauf, angeraunzt und herumkommandiert zu werden, weil bei ihnen der Wunsch, irgendwo dazuzugehören, stärker ist als ihr Stolz.
Bizarrerweise habe ich auch schon erlebt, dass manche Leute Arroganz und Herrschsucht offensichtlich mit Charakterstärke und Dominanz verwechseln und nicht merken, dass die größten Wichtigtuer, die ihre Mitmenschen nur erniedrigen, oft hinter der Fassade ganz arme Würstchen sind, die selbst voller Unsicherheiten stecken und nie gelernt haben, mit ihren Schwächen vernünftig umzugehen. Diese Kreaturen unterstellen sich einer betont harten und herrschsüchtigen Person, weil es ihnen offensichtlich gefällt, dass sich jemand, den sie für stark und selbstsicher halten, sich mit ihnen abgibt, während sie die netten und normalen Zeitgenossen für Schwächlinge halten, weil diese eben nie einen auf dicke Hose machen.
Oder aber das schon erwähnte Helfersyndrom kommt ins Spiel, wenn jemand glaubt, jemand anderem helfen zu müssen, weil die Person es ja eigentlich gar nicht so meint und ihre Umwelt nur wegen ihrer schweren Kindheit oder privater Probleme ständig vergrätzt und vor den Kopf stößt. Solche Leute müssen zwanghaft das Gute in einem Menschen sehen und betrachten es als persönlichen Feldzug, irgendwelchen Giftspritzen dabei zu "helfen", sich wie anständige Mitglieder der Gesellschaft zu gebärden.
Ich selber musste von Berufs wegen auch lange versuchen, mit einer arroganten und herrschsüchtigen Person klarzukommen, die noch dazu inkompetent war wie nur was. Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt, dass man im Kontakt mit solchen Leuten nur verlieren kann, weil es der Psyche gar nicht gut tut, ständig gedemütigt zu werden. Helfen kann man diesen Gestalten schon gleich zweimal nicht, weil diese in der Regel der Meinung sind, sie seien Götter unter Würmern und wer mit ihrer Art nicht klarkäme, sei selber schuld.
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