Mit Kindern über Gefühle sprechen sinnvoll?
Ich habe auf Arbeit zwei Kolleginnen, die schon Nachwuchs haben und die sich ab und an über Erziehungsfragen austauschen. Dabei kam das Thema dann irgendwann auf Gefühle zu sprechen und ob es sinnvoll wäre, mit seinem Kind über Gefühle zu sprechen.
Die eine Kollegin ist der Ansicht, dass man auf gar keinen Fall mit seinem Kind über Gefühle sprechen sollte, weil dieses Thema einzig und alleine dem Partner vorbehalten sein sollte und es eher ein Thema für Beziehungen ist und nicht für ein Verhältnis von Eltern zu ihren Kindern. Die andere Kollegin ist aber der Ansicht, dass es schon wichtig ist, mit seinem Kind über Gefühle zu sprechen.
So sollte ihrer Meinung nach ein Kind lernen wie man über Ängste, Sorgen und Nöte spricht, wie man seine eigenen Gefühle äußert und sich darüber klar wird und wie man eben mit gewissen Gefühlen auch umgeht und das geht ihrer Meinung nach nicht, wenn man das Thema Gefühle totschweigt.
Da ich keine Kinder habe, kann ich mich dazu nicht wirklich äußern. Haltet ihr es für sinnvoll, mit (euren) Kindern über Gefühle zu sprechen? Sollte dieses Thema nur dem Partner vorbehalten sein?
Ich stelle mir eher die Frage, wie man das nicht machen kann. Also, wenn ich beispielsweise wütend bin, weil mein Kind etwas angestellt hat, dann bin ich ja nicht nur sauer, sondern erkläre auch warum. Ansonsten wird man wohl aneinander vorbei leben.
Ich finde schon, dass man mit einem Kind auch über Gefühle reden sollte beispielsweise, wenn man traurig ist oder sich besonders über etwas freut. Das heißt aber nicht, dass man die Beziehung zum Vater mit dem Kind im Detail besprechen muss oder sich zu Problemen äußert so dass das Kind dann Angst haben muss.
Beispielsweise würde ich meinem Kind nicht unbedingt erzählen, wenn ich Schulden habe. Diese kann man abtragen und gut ist, aber wenn man einem Kind erklärt was das ist, hört es sich schlimm an und dann macht sich das Kind unnötig viele Gedanken, hat Ängste und so weiter.
Ich finde es aber deswegen wichtig, weil man dann auch dem Kind beibringt, dass es nicht überall alleine durch muss und es durchaus auch in Ordnung ist darüber zu reden, was man empfindet. So kann das Kind dann vielleicht auch beim ersten Liebeskummer zu den Eltern gehen und sich mal anlehnen und etwas erzählen. Wenn man nie über so etwas redet, kommt das Kind dann auch nicht zu einem und erzählt solche Dinge.
Ich denke es kommt auf die Art der Gefühle drauf an und für oder gegen wen sich diese richten. Wenn man auf das Kind wütend und sauer ist, dann lässt sich das ganze wohl kaum verstecken. Auch fordert das Kind dafür eine Erklärung und wenn diese nicht kommt, dann ist es auch nicht zufrieden oder kann daran etwas ändern. Von daher muss man diese Situation dem Kind dann schon erklären und auch warum man gerade wütend auf es ist.
Bei anderen Dingen sieht es anders aus. Wenn Stress in der Beziehung herrscht weil einer der Partner fremd gegangen ist, dann braucht das Kind die Details darüber nicht zu erfahren. Da würde dann auch ein einfaches "Papa hat scheisse gebaut und ich bin sauer" reichen. Auf weitere Nachfragen käme dann auch nur noch ein "das verstehst du noch nicht" oder "er hat großen Mist gebaut". Mehr muss man dazu nicht erläutern und kann somit die meisten der Gefühle die sich gegen den Partner richten vom Kind fernhalten.
Wenn man mit einem Kind nicht übt über die eigenen Gefühle zu sprechen und diese zuzulassen, wie soll das Kind es hinterher jemals das können? Sieht man doch an den alten Generationen, dort waren die Gefühle nichts wert, es wurde darüber kein Wort verloren und man musste alles mit sich selbst ausmachen. Später haben sie das nicht mehr gelernt und sterben einsam, wütend in ihrer eigenen Verbitterung die eigentlich meistens einfach zu lösen wäre, wenn man einfach einmal den Mund aufmacht was einem gerade nicht passt und wie es einem wirklich geht.
Aber man muss dem Kind halt auch mitteilen, dass es nicht immer ratsam ist alles an Gefühlen nach außen zu tragen und jedem auf die Nase zu binden. Von daher ist ein gesunder Mittelweg das beste. Denn Gefühle werden und können auch gerne als Angriffsfläche hergenommen werden, gerade wenn man sie den falschen Leuten offenbart die hinterher darauf noch weiter herum trampeln oder es gar ins lächerliche ziehen.
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