Mit Hund nicht Gassi gehen, weil er zu jung ist?
Heute waren wir bei meinen Eltern zu Mittag geladen. Ganz erstaunt hab ich festgestellt, dass diese, oder besser gesagt meine jüngere Schwester, sich nun einen zweiten Hund angeschafft hat. Sie hat sich einen australischen Schäferhundwelpen geholt. Das kleine Wollknäul ist gerade mal 9 Wochen alt. Wirklich sehr süß anzusehen - bis es ihr Geschäft vor meine Füße gemacht hat.
Meine Schwester reagierte darauf ganz gelassen - eigentlich bin ich ja wirklich nicht so, aber daraufhin hab ich zu meiner kleinen Schwester gesagt, dass sie den kleinen Hund doch bitte in den Garten bringen soll, damit er kapiert, dass nicht die Wohnung sein Klo ist. Daraus wurde eine ganz deftige Diskussion, oder besser gesagt schon ein Streit.
Sie ist davon überzeugt, dass der Hund nicht Gassi gehen darf oder generell an die Luft nach draußen, solange er noch so jung wäre. Begründung war, dass er noch nicht fertig geimpft wäre. So einen Schwachsinn hab ich noch nie gehört. Der Hund hat sein Geschäft draußen zu verrichten und nicht in der Wohnung.
Das Ganze ging ziemlich hitzig weiter zu: Ihr Freund (der ihr den Hund gekauft hat) hat mich dann auch noch dumm angeredet, wie ich so herzlos sein kann, ich mich mit Hunden nicht auskenne (hatte nur selbst schon 2 erzogen!) und das für das Tier extrem gefährlich wäre - ich solle doch mal den Tierarzt fragen! Und außerdem ist er ja "erst 9 Wochen" alt.
Jetzt, nachdem ich mich etwas abreagiert habe mache ich mir so einige Gedanken. Lege ich wirklich so falsch? Dürfen so junge Hunde den wirklich nicht nach draußen? Ich habe einige Bekannte, die haben ihre Hunde noch nie impfen lassen und die sind schon in einem ordentlichen Alter, ohne irgendwelche Seuchen oder Krankheiten bekommen zu haben. Gibt’s hier ein paar Hundekenner?
Das ist natürlich Unsinn, in dieser Phase lernt der Hund seine Umwelt kennen und eben auch, dass man draußen seine Geschäfte macht, wenn man ein Hund ist. In dem Alter ist ein fester Platz zum Lösen draußen ideal, weil sich so ein Zwerg dort am ehesten traut, zu machen.
Spaziergänge sind in dem Alter nicht wirklich angesagt. An der Leine sollte man sich erst einmal nicht länger als eine Minute pro Lebenswoche laufen. Knochen und Gelenke sind noch weich, die Muskeln müssen langsam trainieren.
Es spricht aber nichts dagegen, den Hund im Park die Wiese erkunden zu lassen, den Garten zu erobern, die Hundeschule zu besuchen und allgemein schrittweise die Welt zu entdecken. Damit hat der Züchter bereits ab der 5. Woche angefangen, wenn er seriös ist, und der Hund braucht das für seine Entwicklung.
Abzuwarten bis die Impfungen gegeben sind und wirken, würde Einzelhaft bis zur 14. Lebenswoche bedeuten. Das gibt einen unsicheren Hund, der es schwer hat, sich in der Umwelt zurechtzufinden. Weniger ist bei jungen Hunden zwar mehr, aber das ist tatsächlich zu wenig.
Das halte ich für etwas übertrieben. Wenn ich du wäre, würde ich zu unserem Tierarzt gehen und wirklich mal fragen. Es kann zwar sein, dass deren Tierarzt diese Meinung möglicherweise vertritt, aber sicherlich nicht jeder Tierarzt.
Wenn dem so wäre, dürfte man mit menschlichen Kindern auch nicht an die frische Luft, bevor sie komplett durchgeimpft wäre und das dauert mehrere Monate. Ich würde mit dem Hund natürlich auch nicht Kontakt zu Artgenossen suchen, so lange er noch so klein ist. Aber wenn das Wetter nicht total frostig ist und das ist im April nicht zu erwarten, würde ich mit ihm schon raus gehen. Im eigenen Garten oder sonstigen geschützten Bereichen sollte das kein Problem sein.
Klar sollte man einen kleinen Welpen nicht doll schimpfen oder gar bestrafen oder ins Exkrement stupsen, wenn was daneben geht. Aber anregen, an den vorgesehenen Plätzen das Geschäft zu machen und bei Erfolg zu loben und zu belohnen würde ich auf jeden Fall. Sonst macht man sich die Erziehung zur Stubenreinheit unnötig schwer, wenn das Tier gar nicht weiß, was das erwünschte Verhalten ist.
Bei sich zuhause kann man ja machen, was man will. Wenn die beiden das nicht schlimm finden, dass der Hund bei Ihnen wahllos sich erleichtert, dann ist das deren Angelegenheit. Aber wenn man irgendwo zu Besuch ist, sollte man zumindest den Gastgeber vorwarnen, dass es passieren kann. Und selbst wenn man nicht nach draußen will (weil es beispielsweise gerade hagelt oder gewittert), kann man auch an den Signalen des Welpen sehen, wann er unruhig ist und sucht und dann eine ausgediente Zeitung oder eine Wickelunterlage oder etwas ähnliches unterlegen, damit das Tier zumindest darauf trainiert wird und man es dann von der Wickelunterlage auf Gras umlernen kann, falsch es sich das falsch einprägt.
Trüffelsucher, zwischen der 8. und 12. Woche liegt bei Hunden die Sozialisierungsphase. Danach ist die vorbei und kommt nie wieder. In dieser Zeit müssen Hunde schrittweise und langsam all das kennen lernen, was ihren späteren Alltag ausmacht.
Der Umgang mit anderen Hunden, fremde Menschen, Kinder, Verkehr, andere Tiere und so weiter müssen jetzt gesehen und als positiv und ungefährlich wahrgenommen werden. Verpasst man diese Phase, hat man verdammt viel Arbeit, um keinen panischen Hund und Angstbeisser zu bekommen. Und bei aller Mühe werden immer Defizite bleiben. Man versaut dem Hund das gesamte Leben.
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