Mit Essen sollte man weder spielen noch basteln

vom 13.01.2015, 14:00 Uhr

Im Kindergarten in dem die Enkeltochter meiner Freundin geht, wurde neulich eine Kette aus Nudeln gemacht. Die Kinder waren ganz stolz auf ihren Schmuck und haben ihn direkt den Müttern gezeigt. Aber zwei Mütter müssen da wohl völlig schockiert gewesen sein. Das war auch eine Mutter, die gegen den Kartoffeldruck war und zwar nicht, weil es ihr nicht gefällt, sondern weil sie nicht will, dass ihre Kinder mit Essen spielen.

Die Frau hat zwei Kinder im Kindergarten und sie nahm diese Kette direkt an sich und meinte, dass sie die Nudeln zum Mittagessen kochen wird und die Kinder sie dann essen können. Sie will nicht, dass die Kinder mit Essen spielen und es nicht achten.

Ich kenne viele Bastelideen mit Essen. Also basteln mit Nudeln, Reis als Füllung für Stofftierchen, Kartoffeln aus denen man ein Männchen macht usw. Das haben wir früher gerne gemacht und auch meine Kinder haben mit solchen Dingen gebastelt und gespielt.

Findet ihr die Reaktion mancher Eltern da richtig und findet ihr, dass man mit Essen nicht spielen sollte? Denkt ihr, dass die Kinder ein falsches Bild von Esswaren bekommen, wenn sie aus Nudeln die ein Loch haben eine Kette auffädeln? Oder wenn sie Kartoffeldruck machen?

Benutzeravatar

» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Mit Essen soll nicht gespielt werden, das ist schon richtig. Das bezieht sich aber für mich auf das fertige Essen auf dem Teller. Mit Rohprodukten darf meines Ermessens durchaus gebastelt werden.

Stempel aus Kartoffeln, Ketten und Bilder aus Nudeln und mit Körner gefüllte Säckchen (Puppen) ändern nichts an der Unterernährung in Teilen der Welt. Sie sorgen sicherlich auch nicht dafür, dass Kinder Lebensmittel nicht genügend Wertschätzung begegnen. Das wird doch eher durch gesamten Umgang mit der Materie geprägt.

Außerdem sind kleine Spielzeuge aus Lebensmitteln umweltfreundlicher und gesundheitlich unbedenklicher als Perlen oder Stempel aus Kunststoff. Die Nutzung im Kleinkindalter vernichtet sicherlich nicht einen erheblichen Teil der jährlichen Erntemengen. Wegen Salzteig ist auch noch keine Hungersnot ausgebrochen.

Das finde ich es viel sinnvoller, Kinder an saisonale und regionale Produkte heranzuführen. Außerdem sollten Kinder lernen, dass man als Fleischesser das ganze Tier und nicht nur die besonders edlen Teile isst. Und dass es sich bei Fleisch überhaupt um ein Produkt handelt, für das ein Lebewesen sterben muss und die Schnitzel nicht in der Tiefkühltruhe wachsen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Ich stelle mir gerade vor, wie sich diese politische korrekte Mutter über Weichmacher und andere Chemikalien empört, die sich in Bastelmaterialien befinden, die den gleichen Zweck wie gewisse Lebensmittel erfüllen aber eben nicht essbar sind.

Ich frage mich außerdem, was diese Mutter da genau befürchtet. Dass die Kinder am Tisch dann keine Manieren haben weil sie die Kartoffeln lieber in Sauce tunken und Servietten bestempeln als sie zu essen? Oder gehört sie zur lächerlichen Fraktion "in Afrika verhungern die Kinder"?

Ich finde es ja begrüßenswert, wenn man natürliche Materialien zum Basteln nimmt und dazu gehören auch Lebensmittel. Die Sachen sind für die Kinder unbedenklich und wenn sie nicht mehr gebraucht werden können sie problemlos über die Biotonne entsorgt werden. Außerdem lernen die Kinder, dass man auch mit einfachen Mitteln kreativ sein kann und nicht immer die teuren Produkte aus dem Bastelladen braucht.

In meiner Kindheit habe ich viel mit Lebensmitteln gebastelt. Kartoffel- und Apfeldruck habe ich öfters gemacht, die Ketten aus Nudeln auch und Männchen aus Kastanien waren auch sehr angesagt. Und Salzteig war eine Zeit lang selbst bei Erwachsenen angesagt. Trotzdem habe ich heute gute Tischmanieren und praktiziere einen sehr bewussten Umgang mit Lebensmitteln. Ich werfe wahrscheinlich deutlich weniger weg als die Übermütter, die an das Dogma des Mindesthaltbarkeitsdatums glauben.

Benutzeravatar

» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich finde das auch total übertrieben und glaube eher, wenn man so etwas sehr streng praktiziert, führt es eher zum Gegenteil. Man kann Kinder durchaus mit Lebensmitteln basteln und den Kindern vermitteln, wie kostbar Lebensmittel eigentlich sind. Das schließt sich meiner Meinung nach nicht aus.

Ich finde es ehrlich gesagt ziemlich grausam, dem Kind zu sagen, dass man die gebastelte Kette zerstören wird, um die Nudeln zum Mittagessen zu kochen.

In Afrika werden auch nicht mehr Kinder satt, nur weil man keine Lebensmittel zum basteln nutzt. Im Gegenteil, wenn man Bastelmaterialien teuer einkauft, könnte man besser die Lebensmittel nehmen und den Differenzbetrag spenden. Da wäre den armen Kindern mehr geholfen.

Wenn es eher darum geht, dass Essen nicht zweckentfremdet werden soll, finde ich das sehr traurig. Das fördert doch die Kreativität und es wäre sehr trist, wenn man Dinge immer nur zum bestimmten Zweck nutzen dürfte. Da würde es viele super Ideen gar nicht geben.

» JadeC » Beiträge: 677 » Talkpoints: 1,71 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Man stelle sich nur mal das stolze Kind vor, was von der Mutter angemeckert wird und herunter geputzt wird, weil es mit Lebensmitteln gebastelt hat. Das ist eine wirklich miese Reaktion. Dennoch kann ich den Gedanken dahinter schon verstehen, immerhin verhungern auf dieser Welt auch Menschen und dann bastelt man mit Lebensmitteln, das ist schon irgendwie schlimm.

Ich würde es meinem Kind nun nicht verbieten, aber besonders schön würde ich es auch nicht finden, weil man eben mit anderen Sachen basteln kann. Man muss ja keine Lebensmittel nehmen. Dennoch würde ich mich über so eine Bastelei meines Kindes immer freuen und so ein Kartoffeldruck macht eben auch viel Spaß. Es ist aber auch wichtig dem Kind ein bestimmtes Verständnis der Welt gegenüber zu vermitteln, damit es eben auch keine Lebensmittel verschwendet, aber mal geht so eine Bastelei schon.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Welcher Erwachsene hat nicht schon als Kind mit Lebensmittel gebastelt? Es ist sehr schade, dass die Mutter den Kindern nun jede Freude am Basteln durch die Brutalität, mit der sie vorgegangen ist, die Nudelkette zu kochen, genommen hat. Von sich aus werden die Kinder bestimmt nicht etwas basteln und erst immer die Mutter fragen: „Darf ich das?“ Natürlich sind Lebensmittel grundsätzlich weder zum Spielen noch zum Basteln da. Aber ich sehe das auch in der Hauptsache so, dass mit fertig erstelltem Essen nicht gespielt wird.

Was ist denn schon dabei, wenn im Kindergarten Nudelketten von Kindern erstellt werden. Die Kinder haben Spaß und darauf kommt es in diesem Moment an. Ich muss schon sagen, dass eine Kindergärtnerin es auch heute schwer zu haben scheint.Viele Eltern wollen etwas nicht verstehen. Der eine die Nudel-Bastelei und der andere Sankt Martin. Es ist unglaublich.

Nudeln mit Löchern bieten sich als Kette geradezu an. Auch mit Würfelzucker kann man wunderbar bauen und mit Zuckerguss dann befestigen, falls es etwas aufwändiger wird. Kartoffeldrucke können doch ebenso preiswert erstellt werden und von Verschwendung würde ich nicht sprechen. Wer als Kind mit anderen mit einem Kaufladen gespielt hat, hatte von den Eltern auch Lebensmittel für die einzelnen Fächer bekommen. Nudeln und Reis boten sich nahezu an. Es hat allen Spaß gemacht, diese Sachen in Tütchen zu tun und zu verkaufen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Dass man mit dem Essen nicht spielt, habe ich auch als Kind oft vermittelt bekommen. Ich habe das aber immer so verstanden, dass man nicht mit fertig gekochten Essen oder eben mit verzehrfertigem Obst spielt. Wenn etwas roh ist, wie beispielsweise Nudeln oder Reis, sehe ich da kein Problem. Ich habe in der Schule oder im Kindergarten auch mal mit dem Kartoffeldruck gearbeitet und ich fand das schon damals nicht schlimm und meine Eltern haben da auch keinen Stress gemacht oder so.

Ich sehe das eher wie einer meiner Vorredner. Reis als Füllung von Stofftieren ist doch viel besser als irgendwelche chemisch belasteten und künstlich hergestellten Materialien. Eine Freundin von mir hat vor etwas über zwei Monaten ein Baby bekommen und ich habe für die Kleine dann eine kleine Babyrassel gefüllt mit Reis gemacht.

Benutzeravatar

» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^