Mit Einsatz sozialer Netzwerke Mitarbeit fördern?

vom 11.04.2017, 11:55 Uhr

Vor Kurzem habe ich bei einer Deutsch Schularbeit einen interessanten Artikel vorgelegt bekommen, in welchem dargestellt wurde, dass es womöglich nützlich wäre, soziale Netwerke dahingehend in den Untericht miteinzubeziehen, dass Schüler, welche mündlich nicht mitarbeiten, zur aktiven Teilnahme am Unterricht animiert werden. Jene Schüler, welche 'zu schüchtern seien', um in der Klasse zu reden, sollten so eine Blockade überwinden können und in den Klassengruppen, in welchen auch die Lehrer drinnen sind, schriftlich mitdiskutieren.

Ich kann dieser Unterrichtsmethode ehrlich gesagt nichts abgewinnen. Warum sollte man Schüler zum Schreiben animieren, wenn es doch im echten Leben viel wichtiger ist, über etwas zu Sprechen?

Was sagt ihr zu dieser Unterrichtsmethode? Könnt ihr einen Sinn darin erkennen oder nicht? Seid ihr vielleicht sogar schon einmal direkt oder indirekt damit konfrontiert worden?

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» Krisibub » Beiträge: 518 » Talkpoints: 2,81 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Die Idee ist wohl, die Hemmschwelle etwas zu senken, indem man den schüchternen Schülern die Anonymität bzw. Distanz des Internets zur Verfügung stellt. Zwar agieren sie hier natürlich nicht wirklich "anonym", weil der Lehrer ja wissen muss, wer sie sind und weil sie vermutlich unter ihrem echten Namen schreiben werden, jedoch kommt zumindest ein etwas entspanntes, distanziertes Gefühl auf, wenn man seine Aufgaben postet, anstatt sie im Plenum zu präsentieren, wenn rund 30 Augenpaare auf einen gerichtet sind.

Allerdings finde ich das überhaupt nicht zielführend. Die "Schüchternheit" wird so gefördert. Die Schüler könnten, wenn man das System konsequent anwendet, somit jeder Spontanität und Stresssituation ausweichen, weil sie immer alles in eine Facebook-Gruppe schreiben könnten. Und das verfehlt meiner Meinung nach das Ziel.

Schließlich muss in der Schulzeit ja auch die soziale Komponente trainiert werden, sowie diverse andere Charakterzüge. So wird durch eine plötzliche Situation, in der man Leistung zeigen muss, die Spontanität trainiert und der Schüler lernt es, mit Stresssituationen richtig umzugehen. Das ist sehr hilfreich, zumal man im späteren Berufsleben häufig unter noch viel erheblicheren Druck gerät, als es in der Schule der Fall war.

Zuletzt muss man sich vielleicht einfach mal vorstellen, was passieren würde, wenn ein Schüler damit - einmal die 12 Jahre des Gymnasiums (wenn man mit G8 geht) zugrunde gelegt - bis zum Schluss "durchkommen" könnte. Das erste mal würde er also mündlich abgefragt, wenn er in der mündlichen Prüfung säße. Würde er da irgendwas hinbekommen? Natürlich nicht. Also müsste man diese mündliche Prüfung auch online abhalten. :lol: Als nächstes käme dann der mündliche Kontakt bei der Ausbildung oder dem Studium. Auch da käme man nicht umhin, das auch irgendwann im Internet abzuhalten, will man den Lehrling/Studenten komplett in Schutz nehmen, weil er seine Schüchternheit nie überwunden hat.

Insgesamt ist also mein Fazit: Das sollte man bloß nicht machen! Die Schüler müssen, auch wenn sie schüchtern sind, irgendwann mal über ihren Schatten springen. Wenn sie sich dann mal beteiligt haben, können sie ja erste Erfolgserlebnisse verbuchen. Das sollte Motivation genug sein, sich weiter zu beteiligen. Wenn es andere Gründe für die Schüchternheit gibt, als nur die Angst, was Falsches zu sagen, dann muss man gegen diese Gründe vorgehen und sie nicht noch durch falsche Methoden fördern.

» Mr. Law » Beiträge: 365 » Talkpoints: 25,43 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Zielführend finde ich das ebenfalls nicht, denn damit wird nicht beigebracht wie man anfängt auch seinen Mund zu benutzen sondern man nur vermittelt, dass es in Ordnung ist wenn man seinen Mund nicht gebracht dafür aber in die Tasten haut. Hemmschwelle ist damit zwar herunter gesetzt aber an dem eigentlichen Problem lässt sich damit rein gar nichts ändern.

Zudem ich auch finde, dass die Gesellschaft immer mehr Verblödet mit ihren modernen sozialen Medien und es ohnehin schon dazu führt, dass dort lieber das Maul aufgerissen wird anstatt mal direkt es einem ins Gesicht zu sagen. Soziale Kompetenzen werden damit gänzlich verlernt und nur weiter das "Ich an erster Stelle" und Ellenbogentaktik gefördert.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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