Mit Eierkauf Aufzucht männlicher Legeküken unterstützen?

vom 12.09.2016, 15:23 Uhr

Ich kaufe selbst keine Eier, da ich mich vegan ernähre. Allerdings habe ich bei meinem Freund kürzlich Eier von diesem Hof gesehen. In der Eierschachtel befindet sich ein Kärtchen, auf welchem steht, dass man mit dem Kauf die Aufzucht männlicher Legeküken unterstützt. Die männlichen Küken werden laut dem Zettel nicht vergast, sondern unter ökologischen Bedingungen zu Hähnen herangezogen.

Geschlachtet werden die Hähne im Endeffekt trotzdem, aber sie werden so immerhin nicht schon als Küken geschreddert oder vergast. Dafür sind die Eier aber natürlich einiges teurer, da auch die Aufzucht der männlichen Küken einiges kostet. Würdet ihr das Geld ausgeben und euch solche Eier kaufen oder interessiert euch diese Thematik gar nicht?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe mir mal die verlinkte Seite angesehen und der Hof ist ja schon ziemlich weit weg. Also wenn man da nicht gerade um die Ecke wohnt und da regelmäßig überprüfen kann, dass das Versprechen tatsächlich eingehalten wird, erschließt sich mir der Sinn einfach nicht, diese Eier zu kaufen. Fotos kann man schließlich manipulieren und fälschen, nicht nur bei diesem Thema, sondern grundsätzlich. Daher würde mir hier einfach die Garantie und der Beweis fehlen, dass ich mit dem Kauf tatsächlich diese männlichen Legeküken unterstütze und nicht einfach nur Geld an einen Bauern zahle, der die Küken trotzdem vergast, damit er eben mehr Profit hat.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Selbst wenn man davon absieht, dass der Begriff "männliches Legeküken" ähnlich schief daher kommt wie "männliche Milchkuh", wittere ich hier wie so oft eher eine clevere Geschäftsidee, die von der falsch verstandenen Tierliebe bzw. Sentimentalität schlecht aufgeklärter Konsumenten profitiert.

Beispielsweise halte ich es für schlicht unlogisch, männliche Küken ein paar Monate länger leben zu lassen, um sie dann doch zu schlachten. Wer Tierleid wirklich verhindern will, dem sollte es eigentlich egal sein, ob die Viecher noch gelb und flauschig sind, wenn sie ihr Leben lassen müssen, oder eben schon sage und schreibe vier Monate alt. Der Text auf besagter Homepage ist meisterhaft emotional manipulativ geschrieben, und, aber es ist dennoch offensichtlich, dass die "Legeküken" nicht ihre normale Lebenserwartung ausleben, sondern zeitnah den Weg alles Irdischen gehen müssen. "17 Wochen" klingt jedoch viel humaner als: "Nach gut vier Monaten ist hier Licht aus!" Und allein die Formulierung, dass die Hennen mit ihren Eiern "ihre Brüder unterstützen", finde ich schon extrem peinlich.

Ich habe auch mal nachgeschaut, wo man das Fleisch der "natürlich gewachsenen" halbwüchsigen Hühner so kaufen kann, und muss sagen, dass der Umwelt dadurch auch nur bedingt ein Gefallen getan wird, wenn man die armseligen Tiere quer durch die Republik karrt, natürlich unter Beachtung der Kühlkette. In meinen Augen bleibt dem Konsumenten, der es mit "bio" und "möglichst wenig Tierquälerei" wirklich ernst meint, letzten Endes nur der Hobby-Bauer, der wirklich nur ein Dutzend Hennen und einen Hahn hält und die Eier aus seiner Gartenlaube heraus vertickt. Auf dem Land gibt es das tatsächlich noch!

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Das ist doch nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Mal ehrlich, wer hat schon Zugriff auf diesen einen Hof und auch die entsprechenden Eier die dort verkauft werden sind nicht in hunderttausende sondern Einzelfälle. Wenn die 10 Kartons am Tag aus sind, dann sind sie einfach aus und wirklich etwas verändern kann man damit in meinen Augen auch nicht.

Das was man aber als positiv werten kann, dass eben die männlichen Tiere nicht komplett unbenutzt im Müll landen wie es noch der Fall ist. Auch wenn diese hinterher auch geschlachtet werden und als Fleisch verkauft, so hat es in dieser Thematik doch einen Sinn. Im Prinzip geht es Käufern von Bio Produkten gar nicht darum, dass die Tiere nicht geschlachtet werden sondern die Bedingungen in denen sie Aufwachsen. Da ist es aus dieser Sicht schon besser, dass auch die männlichen Tiere noch einen Nutzen gefunden haben und nicht einfach nur als Müll komplett in der Tonne landen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Sorae, woher kommt die Annahme, dass Eintagsküken auf den Müll gehen? Wenn man die ganze Sache nüchtern betrachtet, dann ist es wirtschaftlich sinnvoller, die Küken zu töten. Denn sie landen danach im Tierfutter. Seit 2013 dürfen Schlachtabfälle auch wieder für Aquakulturen genutzt werden.

Jetzt kann man einfach rechnen: Einen Legehybrid-Hahn aufzuziehen dauert deutlich länger als bei einem Masthybriden. Dabei wird mehr Energie, mehr Wasser und mehr Futter verbraucht. Das Küken dagegen ist eine gute Grundlage für die Mahlzeiten von Fleischfressern, die halten Menschen nun einmal und die müssen fressen.

Oder man nutzt das Mehl für das Futter von Fischen, die das erheblich besser umsetzen und schneller wachsen. Da bekommt man mehr für die menschliche Ernährung bei heraus als bei der Mast von Legehybriden. Denn die Fische setzen die Energie aus dem Futter viel besser in Körpermasse um.

Außerdem darf in der EU, nur nicht in Deutschland, das Fett getöteter und als K3 eingestufter Tiere für die Mast von anderen Tieren verwendet werden. Das betrifft in hohem Maße Milchaustauscher, Steigerung der Energiedichte, Vitaminversorgung und Staubvermeidung bei Mastfuttermitteln.

Dazu kommt, dass so ein Küken weder ein paradiesisches Leben, noch ein sanfter oder gnädiger Tod erwartet. Auch die Mast ist nicht nett, das Pflücken am Ende eher übel und der Schlachthof ist keine Wellness-Oase. Daher ist der Unterschied für das Tier selbst gering.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Sorae hat geschrieben: Mal ehrlich, wer hat schon Zugriff auf diesen einen Hof und auch die entsprechenden Eier die dort verkauft werden sind nicht in hunderttausende sondern Einzelfälle. Wenn die 10 Kartons am Tag aus sind, dann sind sie einfach aus und wirklich etwas verändern kann man damit in meinen Augen auch nicht.

Wer Zugriff auf diesen einen Hof hat? Na du zum Beispiel, so wie jeder andere auch. Da steht doch klar und deutlich unten, wo man die Eier überall kaufen kann. Mein Freund hatte sich die Packung im Rewe gekauft, man kann sie aber auch noch im Edeka und in weiteren Geschäften kaufen. Das sind doch nicht insgesamt 10 Kartons am Tag, die da verkauft werden, wie kommst du denn darauf? Die Eier werden doch deutschlandweit verkauft. Du kannst dir ja mal zusammenrechnen, wie viele Geschäfte da ständig beliefert werden. Das übersteigt dein "zehn Kartons" am Tag deutlich.

Ich für meinen Teil finde nun nicht unbedingt, dass diese Eier besser sind, als eben "normale" Eier. Sterben müssen die männlichen Tiere ja trotzdem noch und das nicht auf natürliche Weise. Das finde ich nicht gut, aber deshalb esse ich ja auch keine Eier uns sonst auch nichts Tierisches. Dass man damit aber rein gar nichts bewirkt, würde ich so aber auch nicht unterschreiben.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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