Mit direkten oder indirekten Menschen besser klarkommen?

vom 31.10.2015, 10:02 Uhr

Ich bin in einer Familie groß geworden, die grundsätzlich indirekt ist. Soll heißen, dass man nie gesagt hat was man dachte oder wollte, sondern es wurde immer um den heißen Brei herum geredet und man musste quasi "raten", was der andere jetzt von einem will. Mich hat das schon immer gestört, auch weil ich eher der direkte Typ bin. Da haben sich aber meine Eltern oder Geschwister sehr schnell beleidigt und angegriffen gefühlt. Sie empfinden es einfach als unhöflich und respektlos, wenn man direkt sagt was man denkt, auch wenn man dabei keine Beleidigungen ausspricht.

Besonders meine Mutter ist so. Sie überlegt sich jedes Wort dreimal, welches sie sagt und bei ihr ist kein Wort Zufall. Sie formuliert Drohungen und Erpressungen oftmals so indirekt, dass sie nur beim Adressaten als solche ankommen und wenn man sie darauf anspricht was das soll, streitet sie alles ab und tut so als würde man das bewusst falsch interpretieren. Auf diese Weise inszeniert sie sich vor anderen dann gerne als "Unschuldslamm" und "Opfer", was aber so gar nicht stimmt. Ich hasse so etwas und ich komme mit solchen Menschen nur schwer klar.

In der Familie meines Freundes fühle ich mich viel wohler, weil hier wirklich jeder das sagt was er denkt und wie ihm der Schnabel gewachsen ist, ohne dass die anderen direkt gekränkt oder beleidigt sind. Hier ist einfach die Mentalität eine andere und das wird auch nicht als Respektlosigkeit empfunden oder so. Ich habe es lieber, wenn man mir direkt seine Meinung sagt und man dann weiß, woran man ist und man es nicht hinterher als "Missverständnis" deklarieren kann.

Wie ist das bei euch? Kommt ihr mit direkten oder indirekten Menschen besser klar? Warum ist das so?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich mag es nicht so gerne, wenn Menschen ihre Meinung direkt mitteilen. Also wenn ich beispielsweise jemandem etwas zeige und de es vielleicht nicht gut findet und das auch ganz schonungslos sagt. Oder noch schlimmer: wenn Menschen ohne dass ich nach der Meinung gefragt habe diese mitteilen und das sehr direkt und unverhohlen.

Eigentlich frage ich andere so gut wie nie nach deren Meinung. Außer vielleicht es geht um Dinge, bei denen man zusammenarbeitet und wo man die Erlaubnis einer anderen Person braucht. Aber ansonsten frage ich nicht danach und empfinde es auch als unangemessen, wenn jemand dann bei einer Sache, bei der er gar nicht gefragt wurde, sagt, dass er es blöd findet oder mit ungewollten Ratschlägen kommt. Ich mag auch keine Menschen, die dann in ihrer Wortwahl so hart und unverschämt sind oder einen gleich angehen, wenn ihnen etwas nicht passt.

Ich selbst frage manchmal direkt und manchmal indirekt. Also wenn es sich um Bekannte handelt, dann habe ich manchmal etwas zurückhaltend gefragt und angefangen mit "Ich hätte ein Anliegen" und da meinte eine Bekannte mal zu mir, dass sie dieses Pseudo-Schüchterne auf die Palme bringen würde. Diese Bemerkung fand ich auch sehr verletzend und habe die Person dann gemieden. Ich finde solche Bemerkungen müssen nicht sein.

Andererseits sollte man schon auch mitbekommen, was jemand möchte. Also wenn ich beispielsweise will, dass mir jemand bei etwas hilft, dann sage ich das schon auch direkt, denn ich erwarte nun nicht, dass mir andere den Wunsch von den Augen ablesen. Aber generell finde ich etwas Zurückhaltung höflicher.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Meine Eltern sind auch eher von der indirekten Sorte und das nervt mich total. So sagt meine Mutter beispielsweise lieber, dass es ihr nicht gut geht und sie kaum etwas machen kann, statt mich direkt nach Hilfe zu fragen. Ich meine ich kenne sie, weiß was sie will, aber man kann doch auch direkt fragen.

Ich mag direkte Menschen lieber und kann es auch gar nicht leiden, wenn man sich dann noch verstellt und dann hinter dem Rücken etwas über jemanden sagt. Natürlich ist die Wahrheit manchmal hart, aber ich finde es viel besser, zu wissen, wo man bei einer Person dran ist und was diese denkt. Dann kann man ja auch anderen Personen besser helfen und eigentlich auch viel besser miteinander umgehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich bin selber ein sehr direkter Mensch. Natur und Erziehung verwehren mir meistens tiefere Blicke in die Psyche meiner Mitmenschen, also kann ich oft nur schwer einschätzen, ob jemand klare Ansagen verträgt oder lieber wegen jeder Kleinigkeit emotional den Hintern gepudert bekommen möchte. Deswegen gibt es klare Ansagen.

Das heißt nicht, dass ich anderen Leuten meine Meinung ungefragt aufdränge oder sie harsch angehe. Aber wenn mir jemand den letzten Keks anbietet, nehme ich ihn, ohne mich zuvor zu zieren. Und wenn mir etwa im Job etwas gegen den Strich geht, marschiere ich zum Chef, und zwar mit Beispielen, Zeugen, Datum und Uhrzeit. Ich finde es einfach viel hilfreicher und effizienter als das ewige Herumgeeiere.

Umgekehrt habe ich schließlich auch das Problem, dass ich indirekte Hinweise, passiv-aggressives Getue und Andeutungen oft gar nicht mitbekomme. Aber wenn mir jemand sagt: Bitte nicht immer das benutzte Geschirr herumstehen lassen!, weiß ich wenigstens, woran ich bin.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Menschen die direkt und ohne jegliche Umwege zur Sache kommen, sind mir schon die liebsten. Selbst bin ich ja auch so gestrickt. Das heißt aber nicht, dass mir jegliches Taktgefühl und Empathie fehlt. Wo es angebracht ist, kann ich schon den Mund halten. Aber komme ich mit Menschen zusammen, die eher extrovertiert sind, kommt schnell Stimmung auf und es wird auch einmal turbulent und lustig.

Mit einem Menschen, der nicht so schnell mit der Sprache herausrückt und eher herum druckst, kann ich nicht so leicht umgehen. Ich meine, jeder ist auch einmal bedrückt oder etwas stiller als sonst aber ist er das stets und ständig, ist das nicht der richtige Umgang für mich. In einem Gespräch sowie in einer Beziehung zu anderen Menschen muss für mich ein Weiterkommen möglich sein.

Man muss sich weiter entwickeln können und damit auch alle Beteiligten. Stillstand ist auf Dauer nichts für mich. Auch habe ich es nicht so mit den Rätseln. Ein Mensch, der sich stets rätselhaft und geheimnisvoll gibt, würde mich irgendwann auf die Palme bringen, ehe ich das Feld endgültig räumte. Ein Mensch der schonungslos und unverholen anderen ungefragt die Meinung an den Kopf wirft, bin ich aber nicht. Ich verfüge schon über Mitleid und kann gut Anteil nehmen am Schicksal anderer.

Allerdings komme ich auch gut klar mit Menschen, die eher mal in ihrem Schneckenhaus ausharren und sich gern von mir mitreißen lassen. Der Umgang mit ihnen kann auch Spaß bereiten und ich kann von deren Zurückhaltung auch noch etwas lernen. So ist es dann ein gegenseitiges geben und nehmen. Menschen aber, die sich jedes Wort überlegen und ewig nicht mit der Sprache herausrücken sind mir unheimlich und der Umgang mit ihnen liegt mir somit einfach nicht.

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» Quasselfee » Beiträge: 2143 » Talkpoints: 30,45 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Es kann schon anstrengend sein wenn Leute nicht auf den Punkt kommen oder wenn sie so dumme Andeutungen machen oder meinen, dass eine indirekte Beleidigung irgendwie weniger beleidigend sei. Auch nervig sind so rhetorische Fragen oder Bemerkungen, auf die keine ehrliche Antwort möglich ist. Wobei es da schon lustig sein kann wenn man ehrlich antwortet. Irgendwie erwartet niemand Zustimmung wenn sie mit so etwas wie "so toll ist das doch gar nicht" auf ein Kompliment antwortet. :lol:

Aber ich finde nicht, dass jede Meinung unbedingt kund getan werden muss oder, dass man jeden Pups, der so durchs Gehirn geht, unbedingt der Umwelt mitteilen sollte. Ich glaube nicht, dass irgendjemand mit mir besser klar kommen würde, wenn ich mich dazu entscheiden würde so etwas wie "das ist aber ein besonders hässliches Baby" zu den stolzen Eltern zu sagen anstatt ganz "indirekt" gespieltes Interesse am Nachwuchs zu zeigen.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


In manchen Situationen ist es nicht angebracht direkt oder indirekt zu sein. Ich glaube, dass den meisten Menschen eine gesunde Mischung gut tun würde. Wenn man zu direkt ist, wirkt man oftmals forsch, fies, gemein oder herablassend. Ein Gefühlstrampel möchte man auch nicht sein. Aber wenn man zu indirekt ist, dann wirkt man zu schüchtern, zu unterwürfig und wird nicht ernst genommen. Das ist auch schlecht.

Es ist wichtig, dass man bei seinen Lieblingsmenschen direkt sein kann und einem das auch nicht böse genommen wird. Auch auf der Arbeit und bei Hobbies und Freizeitaktivitäten kann das gerne so sein. Bei fremden Menschen hingegen ist eine direkte Art - außer man legt ein Fehlverhalten an den Tag und muss dafür zurechtgewiesen werden - völlig überflüssig. Das interessiert doch am Ende des Tages niemanden.

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» soulofsorrow » Beiträge: 9232 » Talkpoints: 24,53 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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