Mit der Klasse Ausflug zum Gynäkologen sinnvoll?
Als ich in der sechsten Klasse war und wir Aufklärungsunterricht hatten, kam meine Klassenlehrerin - die zufällig auch meine Biologie-Lehrerin war - auf die Idee, dass wir ja als Klasse einen "Ausflug" zum Gynäkologen machen könnten. Gesagt getan. Nachdem vorher die Eltern informiert worden waren, machte meine Klassenlehrerin einen Termin beim örtlichen Gynäkologen und einige Zeit später tanzten knapp 30 Schüler zum Gynäkologen, männlich als auch weiblich.
Vor Ort war es dann so, dass der Gynäkologe an einem Jungen und einem Mädchen den Ultraschall demonstrieren wollte. So hat er bei einem freiwilligen Jungen ein Ultraschall des Herzens gemacht und bei einem Mädchen einen Ultraschall der Gebärmutter.
Ich muss schon sagen, dass ich diesen Ausflug damals ziemlich daneben fand. Ich finde, dass es Aufgabe der Mutter ist, mit ihrer Tochter zum ersten Mal zum Gynäkologen zu gehen und ich fand es auch total daneben, dass der Ultraschall bei dem Mädchen im Prinzip vor der versammelten Klasse gemacht wurde und alle zugeschaut haben.
Wie seht ihr das? Findet ihr einen Klassenausflug zum Gynäkologen für die sechste Klasse sinnvoll? Habt ihr damals auch ähnliche Ausflüge gemacht? Wie würdet ihr als Eltern darüber denken, wenn euer Kind so einen Ausflug mitmachen müsste?
Es wurde ja wohl hoffentlich kein vaginaler Ultraschall gemacht! Wenn er bei dem Mädchen einfach nur durch die Bauchdecke "geultraschallt" hat, ist das doch nichts anderes als bei dem Jungen durch die Brust zum Herzen.
Ich denke, das es leider keine Selbstverständlichkeit ist, dass Mütter ihre Töchter zum ersten Gynäkologentermin begleiten. Meine hat es nicht getan. Ich bin mit 17 Jahren selbst auf die Idee gekommen. Früher wäre sicherlich nicht schlecht gewesen. Viele Mädchen wollen mitten in der Pubertät auch gar nicht die Mutter dabei haben.
Ein Besuch beim Frauenarzt mit der ganzen Klasse nimmt, denke ich, einiges an Befangenheit. Man geht hin, ohne gleich eine Untersuchung über sich ergehen lassen zu müssen. Man kann sich in der Gruppe verstecken und einfach nur gucken. Man kann mit seinen Klassenkameradinnen danach darüber reden, weil alle es gleichzeitig erlebt haben.
Ein Besuch beim Gynäkologen sollte ganz normal sein. Man braucht sich nicht schämen und niemand sollte darüber lachen. Daher finde ich diese pragmatische Herangehensweise ganz gut. Es enttabuisiert. Es führt langsam an die Sache heran. Es entlarvt Gerüchte, die ansonsten noch jahrelang in der Klasse herum gegeistert wären. Es macht die Sache normal.
Also ich finde es gut und würde es meiner Tochter auf jeden Fall erlauben. Wenn sie will, würde ich auch beim ersten richtigen Termin dabei sein oder sie könnte zu einem von meinen Terminen mitkommen. Aber ich finde es auf keinen Fall schlimm, wenn ich nicht Händchenhalten kann. Denn es gibt zum Händchenhalten eigentlich keinen Grund, was man aber suggeriert, wenn man so ein Aufhebens darum macht. Ein Klassenausflug beendet dieses Aufhebens irgendwie.
Ich finde es reichlich unangebracht das mit einer Klasse zu machen. Für die Teenager ist das doch alles andere als angenehm und die Angst vor dem ersten Besuch verliert man damit sicherlich auch nicht gerade. Ich finde die Idee dazu einfach nur blöd und finde, dass das doch etwas sehr intimes ist, was man nicht mit Klassenkameraden teilen muss.
Zumal so ein Ultraschall ja auch sehr intim ist. Ich meine, was hätte man denn gemacht, wenn da beispielsweise ein Tumor zu sehen gewesen wäre oder sonst irgendetwas Schlimmes? Das ist einfach zu intim und ein Kind kann das nicht einschätzen, was es da eventuell Klassenkameraden von sich zeigt. Aufklärung sollte in der Hauptsache auch im Elternhaus stattfinden und da gehört der Besuch eines solchen Arztes sicherlich dazu.
Ramones hat geschrieben:Ich meine, was hätte man denn gemacht, wenn da beispielsweise ein Tumor zu sehen gewesen wäre oder sonst irgendetwas Schlimmes?
Das hätte der Arzt dann doch niemals offen gesagt und die Schüler können einen Tumor auf einem Ultraschallbild ja wohl kaum identifizieren. Er hätte sich einfach im Nachhinein an die Eltern gewandt und alle wären letztlich froh gewesen, dass der Tumor auf diese Weise früher entdeckt wurde.
Denn es gibt zum Händchenhalten eigentlich keinen Grund, was man aber suggeriert, wenn man so ein Aufhebens darum macht. Ein Klassenausflug beendet dieses Aufhebens irgendwie.
Na ja, aber ganz harmlos ist es ja auch nicht. Es handelt sich ja doch um eine Untersuchung, die die meisten sehr unangenehm finden und sicherlich viele auch umgehen würden, weil sie eben sehr intime Stellen betrifft und damit Regionen, die man eigentlich niemandem zeigen mag, auch keinem Arzt.
Und ich denke, dass gerade im Schulalter das Thema generell peinlich ist und man es dann doppelt unangenehm findet, wenn man mit der Schulklasse zum Gynäkologen muss; auch wenn da nichts richtig untersucht wird. Es kann auch sein, dass manche damit gut umgehen, aber es kann auch das Gegenteil passieren, je nach Dynamik in der Klasse.
Ähm - wie bitte? Ich stelle mir gerade vor, wie 12-jährige Jungs das finden, wenn sie eine Frauenarztpraxis besuchen sollen. Ansonsten frage ich mich, was genau die Schüler durch diese Aktion nun lernen sollten, was man ihnen nicht auch im Unterricht vermitteln kann. Ein Ultraschallbild einer Gebärmutter kann man genauso gut als Abbildung in einem Buch oder in einem Lehrfilm betrachten.
Wenn man sowas unbedingt machen möchte, dann reicht es in meinen Augen, die Mädchen mitzunehmen, denn nur für die ist das Thema Frauenarzt ja in den nächsten Jahren relevant. Jungs bzw. Männer werden eine solche Praxis in der Regel erst betreten, falls sie irgendwann mal Vater werden.
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