Mit dem Säugling auf den Weihnachtsmarkt gehen?

Meine Freundin A ist im Oktober zum ersten Mal Mutter geworden. Wir hatten schon vor der Geburt des Babys im Freundeskreis geplant, uns wieder zu treffen aber A wollte die letzten Wochen vor dem errechneten Termin nicht mehr großartig unterwegs sein und sich eben besser auf die Geburt und auf das Baby vorbereiten, was ich durchaus verstehen kann.

Ein von mir vorgeschlagenes Treffen wurde im September dann abgesagt, mit der Begründung, man wolle lieber warten bis alle Mädels, also auch A, wieder Zeit hätten und kommen würden. Es kam dann der Vorschlag, dass man sich ja alle zusammen auf dem Weihnachtsmarkt treffen könnte. Daraufhin meinte ich nur, dass ich an As Stelle bestimmt nicht mit einem zwei Monate alten Säugling auf den Weihnachtsmarkt gehen würde.

Ich persönlich empfinde das als verantwortungslos, wenn ich ehrlich bin. Wobei einige aus dem Freundeskreis meine Bedenken nicht so wirklich verstehen konnten, was aber auch daran liegen könnte, dass eigene Kinder bei uns im Freundeskreis eher in der Minderheit sind und eben viele nicht so wirklich wissen, was für eine Arbeit ein Kind sein kann. Letzten Endes trafen wir uns zwar zum Weihnachtsmarkt, A hat aber dann abgesagt und ist nicht mit dem Baby gekommen.

Sehe ich das vielleicht sogar etwas zu streng? Findet ihr das verantwortungslos, wenn man als frisch gebackene Mutter mit dem Säugling auf den Weihnachtsmarkt geht oder findet ihr das durchaus legitim und machbar? Wärd ihr an As Stelle mit so einem kleinen Baby zum Weihnachtsmarkt gegangen oder hättet ihr das lieber gelassen?

Sechs Tage nach dem Kaiserschnitt wurde ich mit meinem Sohn aus dem Krankenhaus entlassen. Da ich der Meinung war ich muss noch ganz dringend diverse Dinge für das Kind besorgen, fuhren mein Partner und ich in die Stadt und landeten prompt mitten im Weihnachtsmarkt. Es war bitter kalt, es schneite und es waren unendlich viele Menschen dort.

Noch heute könnte ich mir dafür regelmäßig in den Hintern treten. Es war in der Tat verantwortungslos und hätte für meinen Sohn als auch für mich ungünstig enden können. Wir hatten ja nicht mal einen Kinderwagen, sondern nur die Kinderschale für das Auto. Ich hatte zudem noch starke Schmerzen und konnte kaum aufrecht laufen. Trotzdem hielten wir es für nötig an einem Würstlstand zu halten und eine Bratwurst zu essen.

Ich kann es mir nur so erklären, das wir beide als frisch gebackene Eltern komplett durch den Wind waren und absolut nicht zurechnungsfähig. Glücklicherweise ist alles gut gegangen, nach zehn Minuten waren wir wieder unterwegs nach Hause, keiner war unterkühlt und mein Sohn hat alles verschlafen.

Ist man auf einen solchen Besuch vorbereitet und das Kind bestens gerüstet, sollte man trotzdem große Vorsicht walten lassen. Bei einer solchen Menschenmenge muss mit allem gerechnet werden, das Risiko würde ich nicht noch einmal eingehen. Als wir an diesem Stand waren, hatte ich die Gelegenheit die Umgebung erstmals mit den Augen einer Mutter zu sehen.

Beschwipste und Betrunkene, die sich mit Glühwein aufwärmen wollten, Touristengruppen, die wie Elefantenherden alles zur Seite schieben, was sich ihnen in den Weg stellt, überall Menschen, die nur auf die Stände und die Dekoration achten und nicht auf kleine Babys. Raucher die fröhlich überall ihre Asche hinschnippen und die hungrigen Massen, die eine frisch gebackene Familie ohne weiteres zur Seite schubsen, um an die geliebte Bratwurst zu kommen. All das sollte man im Auge behalten, wenn man einen solchen Besuch einplant.

Natürlich war das jetzt die extremste Beschreibung eines Weihnachtsmarktes, aber Rothenburg ob der Tauber fällt hier auch besonders in Gewicht, da es ein Touristenmagnet ist. Anders sieht die Sache da schon in einer zwar größeren, aber weitaus weniger beliebten Stadt, in unserer Nähe aus. Dort ist der Weihnachtsmarkt fast wie ausgestorben und sehr friedlich. Dort könnte ich mir einen Besuch mit einem Säugling noch am ehesten vorstellen auch wenn ich selbst es nicht noch mal machen würde.