Mit dem Partner über Politik reden sinnvoll?
Mich würde interessieren, ob ihr mit eurem Partner über Politik redet und ob das überhaupt sinnvoll ist. Politik ist ja ein recht kritisches Feld und ich habe es schon öfters erlebt, dass Leute, mit denen ich mich zunächst gut verstanden hatte, dann komisch wurden, wenn die mir ihre politischen Ansichten erklärt haben und ich ihnen mitteilte, dass ich diese eigentlich nicht teile.
Ich war ja früher sogar mal Mitglied in einer großen Volkspartei und hatte da auch auf regionaler Ebene einen Posten im Vorstand. Aber ich fand das immer gemein, wie die über andere Parteien oder deren Mitglieder geredet haben und wie es dann bei der Postenvergabe jeder gegen jeden heiß, bis ich dann auch mal erlebt habe, wie das aussieht, wenn sich die Schlammschlacht gegen mich richtet und daraufhin bin ich dann ausgetreten.
Ähnliches habe ich auch von Bekannten mitbekommen, die in anderen Parteien waren. Und seitdem interessiere ich mich eigentlich gar nicht mehr für Politik und gehe auch noch nicht mal wählen. Das höchste der Gefühle ist vielleicht, dass ich mir in der Zeitung mal einen politischen Kommentar durchlese, aber insgesamt kann ich mich in keinster Weise mehr mit der Parteienpolitik und dem, was dahinter steckt, anfreunden.
Ich stelle es mir auch sehr komisch deswegen vor, wenn man Partner ein Interesse an Politik hätte. Bisher habe ich ja seine Familie ein wenig kennengelernt und ich habe nicht den Eindruck, dass sich da jemand für Politik interessiert. Sie haben sicherlich Meinungen zu aktuellen Geschehnissen, in dem Sinne, dass sie etwas gut oder schlecht finden, aber sie diskutieren nicht darüber und das finde ich eigentlich ganz gut so.
Mir käme es komisch vor, wenn sich mein Partner nun großartig für Politik interessieren würde oder vielleicht sogar in eine bestimmte politische Richtung tendiert, denn dann würde er es vielleicht auch merkwürdig finden, dass ich mich nun gar nicht mehr für Politik interessiere. Zudem finde ich es eigentlich nicht sinnvoll, mit dem Partner über Politik zu reden, sonst stößt man vielleicht nur auf verschiedene Ansichten. Und in einer Partnerschaft kann ich mir besseres vorstellen, als über staubige Themen zu diskutieren.
Redet ihr in eurer Partnerschaft mit dem anderen über Politik? Findet ihr, dass es sinnvoll ist, solche Gesprächsthemen anzuschneiden oder wie reagiert ihr, wenn der Partner politische Meinungen von sich gibt?
Wenn eine Beziehung keine politischen Diskussionen aushält, dann ist man da wohl falsch gewesen. Meiner Meinung nach sollte man über alle Themen der Gesellschaft auch miteinander reden können. Mein Partner und ich gehören keiner Partei an, aber wir reden durchaus über Beschlüsse und politische Themen, wir ticken da auch gleich. Einen Partner, der eine grundsätzlich andere politische Haltung haben würde, würde ich auch nicht haben wollen, weil diese dann einfach zu extrem wäre.
Ich verstehe gar nicht, wo das Problem liegen soll. Ich persönlich habe mich vorher nie wirklich für Politik interessiert, auch wenn ich hin und wieder wählen gegangen bin. Aber mich haben politische Beschlüsse nie interessiert und es war mir auch egal, warum ein Politiker dieses oder jenes durchsetzen möchte.
Seitdem ich meinen Schatz kenne ist das aber total anders. Manche Menschen suchen sich ja gezielt bestimmte Interessen um ein Gesprächsthema mit ihrem Schwarm zu haben auch wenn sie das Thema ätzend finden. Das war bei mir nicht so, das Interesse kam wirklich an Politik. Vielleicht liegt es einfach an der Art wie man gewisse Sachen vermittelt bekommt.
Mein Schatz versteht es sehr begeistert und interessiert von Politik zu reden und mittlerweile diskutieren wir sehr oft und ausgiebig über verschiedene Ansichten und Handlungsweisen von Abgeordneten. Wir diskutieren auch über religiöse Themen, die ja auch eher als Streitthema gelten. Ich finde, eine gute und stabile Beziehung muss so etwas aushalten, sonst war sie von vorne herein zum Scheitern verurteilt.
Ramones hat geschrieben:Wenn eine Beziehung keine politischen Diskussionen aushält, dann ist man da wohl falsch gewesen. Meiner Meinung nach sollte man über alle Themen der Gesellschaft auch miteinander reden können.
Das sehe ich ganz genauso. Wenn es in meiner Partnerschaft irgendwelche Tabuthemen geben würde, würde ich mich in dieser Partnerschaft sicher nicht lange wohl fühlen. Ich müsste ja dann immer aufpassen, was ich sage, mich immer zensieren und könnte nie ganz ich selber sein. Zu meiner Persönlichkeit gehört es aber nun mal, dass ich zu gewissen Themen eine starke Meinung habe und diese auch vertrete, selbst wenn meine Meinung unpopulär ist. Damit muss mein Partner klar kommen, ansonsten bin ich wohl nicht die Richtige für ihn.
Und was ist schlimm daran, wenn man bei einem Thema verschiedene Ansichten hat? Ich kann sehr gut zwischen persönlicher Ebene und sachlicher Ebene unterscheiden. Ich kann mit meinem Partner hitzige Diskussionen über politische oder gesellschaftliche Themen haben, aber das hat mit meinen Gefühlen für ihn und mit unserer Beziehung überhaupt nichts zu tun. Wenn er meine Meinung kritisiert verstehe ich das genau so und nicht als Kritik an meiner Person. Damit scheinen aber viele Menschen ein Problem zu haben und dann kommt es eben zu besagten Schlammschlachten.
Ich fände es tatsächlich schrecklich langweilig, wenn mein Partner mir immer nur zustimmen und meine Meinung abnicken würde. So jemand mag toll sein, wenn es an Selbstbewusstsein mangelt und wenn man ständig nach Bestätigung sucht, aber in die Kategorie gehöre ich nicht.
Politik gehört zum Leben. Man kann ihr nicht gänzlich aus dem Weg gehen. Ich würde so ein Thema nicht künstlich von meiner Beziehung fernhalten wollen, um keinen Streit zu bekommen. Dann wäre diese Beziehung nicht echt. Ich will doch auch wissen, wie mein Partner zu gewissen Themen steht. Stünde er komplett anders als ich dazu, würde er als Partner auch nicht in Frage kommen. Denn es ist nun mal nicht reine Politik, wie man über gewisse Dinge denkt. Es verrät doch viel über den Charakter.
Ich bin jetzt aber auch kein sehr politischer Mensch, der jede Wahl akribisch verfolgt, alle Bundestagsabgeordneten aufzählen kann und immer auf dem Laufenden ist. Aber wir schauen uns abends die Nachrichten an und reden auch darüber. Wir sind nicht immer zu hundert Prozent einer Meinung, aber wir weichen nicht grundsätzlich voneinander ab.
Also ich kann nicht nachvollziehen, wie man ein total unpolitisches Leben führen kann. Egal ob Umweltpolitik, Sozialpolitik, Arbeitspolitik, Familienpolitik, Verkehrspolitik, Verbraucherpolitik. Irgendetwas davon betrifft einen doch immer auch persönlich. Auch wenn man sich nicht in einer Partei engagiert. Politik ist doch überall. Dass man bei Familienfeiern keine Diskussionen anfängt, verstehe ich ja. Je mehr Leute, desto mehr Meinungen und dann kann es ziemlich schnell hitzig werden. Aber in einer Beziehung kann ich das Thema nicht vermeiden. Es sei denn, man unterhält sich praktisch nur noch über´s Wetter.
Ich fände es tatsächlich schrecklich langweilig, wenn mein Partner mir immer nur zustimmen und meine Meinung abnicken würde. So jemand mag toll sein, wenn es an Selbstbewusstsein mangelt und wenn man ständig nach Bestätigung sucht, aber in die Kategorie gehöre ich nicht.
Wie gesagt, man muss nicht zu hundert Prozent einer Meinung sein, aber grundsätzlich sollte es in die gleiche Richtung gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einen treuen CDU-Wähler attraktiv finden könnte. Geschweige denn NPD oder ähnliches.
Selbst wenn beide Partner da unterschiedliche Ansichten haben, sollte man sich doch darüber unterhalten können ohne dass die Beziehung eine Krise bekommt. Und ein Mensch, der sich völlig desinteressiert an Politik zeigt, an dem läuft auch irgendwie das Leben vorbei. Sicherlich redet man nicht nur über Politik in einer Beziehung oder mit Freunden. Aber sachliche Diskussionen sollten eben eine Beziehung oder Freundschaft aushalten.
Ich stimme da auch der Aussage von Ramones zu, dass die Beziehung nicht passt, wenn man sich bei diesem Themenbereich komplett zurück hält um keinen Streit zu riskieren. Mit Politik werden wir täglich konfrontiert und da sollte man auch eine Meinung haben, über die man reden kann.
@Zitronengras, ich kann mich noch erinnern, dass du mal einen Thread geschrieben hattest, wo du einer Partei angehört hast und den schriftlichen Kram erledigtest. Ich weiß auch noch, dass du dich sehr geärgert hast, weil du einen Vorstandsposten nicht bekamst und deshalb ausgetreten bist.
Also meine ich, wenn du mal an Politik interessiert warst und sogar Mitglied einer Partei, kann man doch nicht alles hinschmeißen und über Politik nicht mehr reden wollen. Dass du ärgerlich warst, ist verständlich, aber deswegen gleich das Interesse an Politik zu verlieren, das ist doch nicht möglich. Dass du nicht einmal wählen gehst, ist nicht richtig.
Warum sollte man mit einem Partner nicht über Politik reden? Selbst wenn er andere Ansichten hat und einer anderen Partei angehört, dann wird es doch erst interessant. Politik ist kein staubiges Thema, über das man nicht redet. Ich denke, dass man sehr wohl mit dem Partner über Politik sprechen kann.
@Zitronengras, ich kann mich noch erinnern, dass du mal einen Thread geschrieben hattest, wo du einer Partei angehört hast und den schriftlichen Kram erledigtest. Ich weiß auch noch, dass du dich sehr geärgert hast, weil du einen Vorstandsposten nicht bekamst und deshalb ausgetreten bist.
Es ist vor allem auch die Art und Weise. Es gab von den sieben Vorstandsleuten zwei, die für mich waren und die haben mir erzählt, dass sich der Vorstand ohne mich (ich gehörte ja dazu) getroffen hat und dort beschlossen wurde, dass die gegen mich stimmen, weil sie den anderen Kandidaten haben wollten und auch bei der Abstimmung ist etwa jemand aufgestanden und hat eine flammende Rede für den anderen Kandidaten gehalten, ohne mich überhaupt anzusehen. Da kam ich mir so schäbig behandelt vor. Das fand ich absolut gemein, so vorzugehen.
Und es gab auch vorher schon in der Jugendorganisation der Partei Probleme, weil ich auch einer Verbindung angehöre und als die anderen Mitglieder dieser Jugendorganisation das herausgefunden hatten, haben die mich richtig verhört und auf mir herumgehackt, mich angeschrien und mir unterstellt, dass alle Verbindungsmitglieder Nazis sein usw. Die haben mir gar nicht zugehört, die haben nur auf mir herumgehackt, obwohl wir uns früher verstanden haben.
Und genau das meine ich. Dieses Ideologien, die dahinterstecken, diese geschlossenen Weltbilder und dieses Einteilung der Welt in Gut und Böse. Das sind in meinen Augen ganz falsche Menschen, die nett und freundlich tun, so lange man brav macht, was so wollen, aber wehe man tanzt aus der Reihe, dann wird man fertiggemacht. Und ich möchte weder mit solchen Personen noch mit Leuten, die in irgendeiner Weise etwas mit Parteienpolitik zu tun haben, nochmals Kontakt haben.
Bienenkönigin hat geschrieben:Wie gesagt, man muss nicht zu hundert Prozent einer Meinung sein, aber grundsätzlich sollte es in die gleiche Richtung gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einen treuen CDU-Wähler attraktiv finden könnte. Geschweige denn NPD oder ähnliches.
Das könnte ich mir auch nicht vorstellen und das habe ich auch nicht gemeint als ich geschrieben habe, dass ich es langweilig finde wenn mir mein Partner immer zustimmt. Jemand, der politisch im religiös-rechts-konservativen Milieu angesiedelt ist hätte ja auch in ganz vielen nicht politischen Bereichen Ansichten, die mit meinen nicht zu vereinbaren wären.
Wahrscheinlich würde das dann sogar darauf hinaus laufen, dass ich mit so einem Menschen nur sehr wenige Gemeinsamkeiten hätte und schon deshalb eine Beziehung nicht funktionieren würde. Das fängt schon bei der Lebensplanung an. Ich habe schließlich solche Menschen auch nicht in meinem Freundeskreis oder engeren Bekanntenkreis.
Cloudy24 hat geschrieben:Bienenkönigin hat geschrieben:Wie gesagt, man muss nicht zu hundert Prozent einer Meinung sein, aber grundsätzlich sollte es in die gleiche Richtung gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einen treuen CDU-Wähler attraktiv finden könnte. Geschweige denn NPD oder ähnliches.
Das könnte ich mir auch nicht vorstellen und das habe ich auch nicht gemeint als ich geschrieben habe, dass ich es langweilig finde wenn mir mein Partner immer zustimmt. Jemand, der politisch im religiös-rechts-konservativen Milieu angesiedelt ist hätte ja auch in ganz vielen nicht politischen Bereichen Ansichten, die mit meinen nicht zu vereinbaren wären.
Wahrscheinlich würde das dann sogar darauf hinaus laufen, dass ich mit so einem Menschen nur sehr wenige Gemeinsamkeiten hätte und schon deshalb eine Beziehung nicht funktionieren würde. Das fängt schon bei der Lebensplanung an. Ich habe schließlich solche Menschen auch nicht in meinem Freundeskreis oder engeren Bekanntenkreis.
Ganz genau so ist es. Dann verstehen wir uns ja. Und deshalb würde ich das aus einer Beziehung auch niemals ausklammern wollen oder können. Politische Themen kommen doch zwangsläufig auf.
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