Mit dem eigenen Schreibtisch „verheiratet“ sein?

Ein Freund von mir sagt immer wieder Verabredungen in der Gruppe ab mit der Begründung, dass er noch einmal an den Schreibtisch gehen muss. Er arbeitet an einer Schule und muss daher viel im Büro sitzen, dass ist uns schon bewusst. Allerdings übertreibt er schon, weil es auch seine standardmäßige Ausrede ist, wenn es darum geht, mal wieder sich vor irgendetwas zu drücken. Dazu kommt noch, dass er nicht mehr der Jüngste ist. Er hat immer wieder Freundinnen, mit keiner von ihnen scheint es etwas Ernstes zu sein. Daher ziehen wir ihn immer damit auf, dass er mit seinem Schreibtisch verheiratet ist, weil er ja so gerne daran arbeitet.

Ich finde schon, dass dieser Vergleich irgendwie gerechtfertigt ist. Er sitzt immer nur am Schreibtisch und scheint dies auch vorzuziehen, anstatt einfach eine Frau kennenzulernen. Daher kann man schon sagen, dass er mit seinem Schreibtisch verheiratet ist. Bisher hat er es glücklicherweise auch nicht als Beleidigung aufgefasst. Natürlich ist er faktisch nicht mit seinem Schreibtisch verheiratet, man könnte aber das Gefühl haben, so viel wie er davon redet.

Findet ihr es gerechtfertigt, ihn etwas damit aufzuziehen, auch wenn es natürlich seine Sache ist? Kennt ihr auch Personen, die gefühlt mit ihrem Schreibtisch eine Beziehung führen? Muss man sich Sorgen machen, wenn Menschen nur noch vom eigenen Schreibtisch reden?

Auch ich kenne solche Leute, und ich selber gehöre glücklicherweise nicht dazu. Ich glaube, dass diese Menschen ihren Job sehr ernst nehmen. Das ist natürlich verständlich, wobei man sich da einfach auch Grenzen setzen sollte.

Ich arbeite auch Vollzeit im Büro und sitze somit auch den ganzen Tag am Schreibtisch. Auch bei mir fällt mal die ein oder andere Überstunde an, da ich noch schnell etwas für den Tag fertig machen muss oder auch will. Was sich aber auch gut auf den nächsten Tag verschieben lässt, lasse ich dann eben liegen.

Wenn ich eine solche Person frage, bezüglich einer Verabredung und sie immer wieder absagt, da sie noch einiges in der Arbeit zu erledigen hat, gebe ich es irgendwann auch auf. Ich kann niemanden zwingen, und leider haben meine Reaktionen auch keine Wirkung auf die Person.

Wenn es den Leuten damit besser geht und sie sich wohler fühlen, dass die Arbeit erledigt ist, so lasse ich sie. Ich warte dann meistens ab, bis sich die Person von sich aus wieder bei mir meldet.

Muss doch im Endeffekt jeder selbst wissen. Ich gehe davon aus, dass man so ein Verhalten schon unterlassen würde, wenn man merken sollte, dass es einen nicht befriedigt und andere wichtige Dinge dabei auf der Strecke bleiben. Mich würde so ein Workaholic-Leben nicht erfüllen, da ich ausreichend Abwechslung brauche. Aber jeder Mensch ist nun mal anders und wenn andere Menschen genau das brauchen, um ein ausgefülltes Leben zu führen, warum nicht?