Mit Anwalt drohen kindlichem Petzen gleichsetzen?

Ich habe irgendwo mal den Spruch gelesen „Mit dem Anwalt zu drohen, ist nichts anderes als Das sage ich meiner Mama“ nur in erwachsener Variante.“ Ich musste da schon ein wenig grinsen, als ich das gelesen habe, da ich dem schon zustimme. Natürlich gibt es Situationen, in denen es völlig gerechtfertigt ist, einer Person zu sagen, dass man den Anwalt einschalten wird.

Allerdings gibt es ja leider auch Leute, die diesen Satz gerne mal immer wieder in den Raum werfen, sobald ihnen etwas nicht passt. Im Normalfall machen sie ihre Drohung dann auch nicht wahr, aber ich habe da schon das Gefühl, dass sie das einfach nur deshalb sagen, um andere Leute einzuschüchtern, auch wenn sie eben gar nicht vorhaben, das wahrzumachen. Das erinnert mich dann schon sehr an die Drohung mit dem Petzen.

Findet ihr es auch kindisch, jederzeit mit dem Anwalt zu drohen, auch wenn man das gar nicht umsetzen will und das nur macht, um andere Personen einzuschüchtern? Kennt ihr überhaupt solche Personen, die das so handhaben oder seid ihr vielleicht auch selbst so jemand?

Für mein dafürhalten ist das ein Totschlagargument, wenn sie selber keine Argumente mehr haben. Deswegen finde ich den Ausspruch auch kindisch, wenn man einfach nur seinen Standpunkt klarstellen möchte. In dem Zusammenhang ist es dem kindlichen Petzen auch gleichzusetzen. Wenn man jedoch wirklich einen triftigen Grund hat finde ich schon, dass man auch mit dem Anwalt drohen kann.

Ich finde eigentlich auch, dass man seine Probleme weitestgehend selbst lösen sollte, auch ohne Anwalt oder anderer externe Hilfspersonen. Wenn einem etwas nicht gefällt, dann sollte man das ändern und daran arbeiten und auch Auseinandersetzungen mit anderen lassen sich doch meistens bewältigen. Ich finde dieses Drohen mit dem Anwalt auch albern.

Ich finde es ebenfalls albern, wenn man mit etwas droht und ohnehin nie die Absicht hat es auch umzusetzen wenn dem eben keine Folge geleistet wird. Von daher kann man es schon sehen, dass es die neue Form von Petzen an Mutti ist eben nur für Erwachsene.

Wenn dieser Satz von mir fällt, dann bin ich durchaus auch bereit bis zum äußersten zu gehen und im Zweifel eben auch den Anwalt dafür zu konsultieren und die Sachlage klären zu lassen. Das trifft dann auch nur ein, wenn vorher alle privaten und zivilen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und es eben in die rechtliche Klageinstanz gehen muss, damit der Sachverhalt geklärt werden muss.

Oftmals kommt dieser Satz auch gar nicht von mir, dafür folgt Wortlos das Schreiben vom Anwalt. Drohen muss ich damit jedenfalls nicht immer, aber ich bin auch bereit meinen Hintern zu einem zu bewegen wenn ich mich im Recht sehe und das auch durchsetzen möchte.

Auch das muss man bedenken und eigentlich ist es doch so, wer damit droht der geht diesen Schritt auch nicht. Schlimmer sind diejenigen, die nicht damit drohen sondern es direkt wahr machen ohne Ankündigung. Dann ist der Überraschungseffekt auch viel größer als wenn es vorher bereits Angekündigt worden ist.

Ich habe bisher nur einmal mit einem Anwalt gedroht und hatte da auch vor, diesen einzuschalten. Damals hatte ich etwas gekauft, was wirklich ramponiert und kaputt war und was ich als Frechheit empfunden habe. Die Verkäuferin war sehr unfreundlich und hatte kein Einsehen. Ich habe dann auch eine Frist gesetzt und damit gedroht das eben dem Anwalt zu übergeben. Das hat dann auch geholfen und ich habe mein Geld zurück bekommen.

Allerdings finde ich es schon albern, wenn man leichtfertig und wegen jedem bisschen gleich mit dem Anwalt droht. Manche Menschen machen das ja schon, wenn es nur eine kleine Meinungsverschiedenheit mit einer anderen Person gab. Dies kann man dann ja irgendwann nicht mehr ernst nehmen und weiß dann schon, dass dies wieder eine leere Drohung ist und nichts weiter darauf folgen wird. Ich denke auch, dass den Personen in der Situation dann die Argumente ausgehen.

Ich sehe solche Leute bei mir auf der Arbeit in der Kanzlei täglich. Keine Frage, fast alle Menschen, die zum Anwalt gehen, haben wirklich einen triftigen Grund dafür. Man hat allerdings immer einige Spezialisten, beispielsweise im Nachbarschaftsrecht, die kommen wegen jedem Pups um die Ecke und wollen es ihrem Nachbarn mal so richtig heimzahlen.

Wenn man Glück hat, sind solche Leute nach der Erstberatung weg, wenn sie gehört haben, was die Vertretung kostet. Der Großteil ist allerdings meiner Erfahrung nach älter, Typ spießiger Rentner und ziemlich wohlhabend. Solche Leute führen Rechtsstreite aus purer Langeweile und Rachegelüsten auf manche Personen. Bei solchen Leuten kann ich den Satz absolut nachvollziehen und unterschreibe den auch so.