Mit 27 bei Problemen Mama vorschicken?
Ich erwähne in diversen Threads häufiger eine Bekannte von mir, deren Tier vor kurzem gestorben ist. In diesem Thread geht es auch kurz darum. Ich erwähne dort aber auch, dass sie mehr oder weniger ihre Mutter vorgeschickt hat, um mit dem Tierarzt über die Rechnung zu "verhandeln".
Jetzt könnte man natürlich schon argumentieren, dass meine Bekannte eben noch in Trauer war, weil ihr Haustier direkt an ihrem Geburtstag gestorben ist und sie sich Vorwürfe macht, dass sie nicht bei ihm war und gleichzeitig sauer auf den Arzt ist, weil sie ihn dafür verantwortlich macht. Also einerseits kann man schon verstehen, wenn sie den Arzt vielleicht nicht unbedingt sprechen möchte.
Aber andererseits finde ich es schon dreist, wenn man mit 27 Jahren seine Mama vorschickt, damit diese eben diverse Probleme löst. Das hat so ein bisschen was von Unselbstständigkeit wie ich finde und ich habe dafür kein Verständnis. Ich gehöre aber auch zu den Menschen, die grundsätzlich nicht wollen, dass die Eltern etwas für einen regeln und das selbst schaffen wollen.
Habt ihr Verständnis dafür, wenn man mit 27 Jahren bei Problemen seine eigene Mama vorschickt? Hängt das möglicherweise auch vom Problem ab oder macht ihr da keine Unterschiede?
Natürlich kann man die Bekannte in diesem Fall verstehen, denn der Verlust eines Tieres kann schon sehr schmerzhaft sein, da Tiere für manche Menschen auf einer Ebene mit Familienmitgliedern stehen. Jedoch sollte man mit 27 Jahren, obwohl man im Moment eine "schwere" Phase durchmacht, "reif" genug sein, um seine persönliche Probleme selbst lösen zu können! Möchte jedoch nicht über die Person urteilen, da ich mich schwer tue, mich in die Lage zu verletzten, da ich ebenfalls so eine Person bin, welche die Dinge lieber persönlich klärt.
Generell denke ich schon, dass man seine Angelegenheiten ab einem bestimmten Alter selbst regeln können sollte. Aber manchmal hilft es natürlich auch, wenn ein anderer gewisse Dinge für einen in die Hand nimmt.
Ich wurde damals während meiner Ausbildung schlimm gemobbt und habe die Firma auch vorzeitig verlassen. Ich hätte es nicht ertragen, nochmal in den Betrieb zu gehen und meine Sachen dort abzuholen. Daher hat das damals auch meine Mutter für mich erledigt. Mein Freund hatte mir damals auch seine Hilfe angeboten. Für mich war das schon eine große Erleichterung nicht noch einmal dorthin zu müssen.
Im Falle deiner Bekannten kann ich auch verstehen, dass sie nicht selbst beim Tierarzt nachfragen wollte, ob die Rechnung nicht vielleicht nach unten hin korrigiert werden könnte. Allerdings finde ich die Methoden dafür doch sehr bedenklich und fragwürdig. Ich kann mir auch vorstellen, dass deine Bekannte trauert und es ihr unangenehm war, selbst mit dem Tierarzt zu sprechen.
Ich finde, dass man mit 27 sein Leben selber im Griff haben sollte und man nicht mehr einfach die Mama vorschicken kann für sich die Sachen zu klären, die man selber nicht geklärt bekommen würde. Man muss einfach alles selber machen und Menschen, die in dem Alter immer noch Mama vorschicken werden dies wohl auch noch so lange machen bis die Mama irgendwann mal stirbt. Das finde ich sehr bedenklich, weil man dann nie etwas selber schaffen wird und auch wenig Selbstbewusstsein hat.
Vielleicht war es in dem Fall so, dass die Mama energischer oder dreister sein kann und man das aus einer Not oder aus der Trauer heraus gemacht hat, aber wenn man immer so handelt, sollte man schon etwas ändern um auch das eigene Leben führen zu können. Irgendwann muss man Mamas Rockzipfel loslassen.
Trauer gehört zum Leben immer dazu, aber das vergessen wir Menschen nur allzu häufig. Wir denken beispielsweise bei der Anschaffung eines Tieres gar nicht darüber nach, dass es in ein paar Jahren, Wochen oder auch Monate schon wieder vorbei sein kann. Gerade auch, wenn zum Beispiel das Thema Krebs bei Tieren auftritt, kann es sehr schnell gehen, weil Chemo-Therapie gibt es dort eben nicht.
Mit 27 Jahren gehe ich davon aus, dass man sein Leben so im Griff hat, dass man Mama eben nicht vorschicken muss. Nicht, dass ich ihre Trauer nicht verstehe, weil mir eine andere Situation auch passiert ist, zu der ich gleich kurz kommen werde. Doch sie kann nicht einmal mehr die wichtigen Dinge klären, wenn sie traurig ist, sprich das Finanzielle, was für den Tierarzt eben wichtig ist?
Ich musste meinen Kater einschläfern lassen. Das war wirklich schlimm. Das Einzige, was ich nicht konnte, war dabei zu sehen, wie man ihn über die Regenbogenbrücke bringt. Das musste meine Mutter tun oder sagen wir so, sie hat es freiwillig gemacht. Das lag aber primär daran, dass ich ein allgemeines Problem mit dem Tod habe sowie den Umgang!
Jetzt bei meinen Tierchen würde das anders laufen und ich mache es auch selber. Dazu würde ich mich zwingen, weil ich denke, dass dies auch zu einem Lernprozess dazu gehört, welchen ich erlernen muss! Doch mit 27 Jahren, nicht einmal mehr finanzielle Dinge regeln zu können? Was wäre denn, wenn Mama nicht da gewesen wäre? Ruft sie dann dort an?
In der Situation kann ich es schon verstehen, dass deine Bekannte es vielleicht nicht geschafft hat, selber mit dem Tierarzt nochmal zu reden und vielleicht auch um den Preis zu verhandeln. Vielleicht hat ja auch die Mutter mit dem Thema angefangen und die Tochter sah gar keine Notwendigkeit, den Preis zu verhandeln, weil sie der Meinung war, dass es einfach sein muss, die Rechnung zu bezahlen. Das kann ja auch sein, dass diese Aktion komplett von der Mutter ausging und die junge Frau sie nicht vorgeschickt hat.
Allgemein sehe ich es aber auch so, dass es irgendwann so sein sollte, dass man sein Leben selber regelt und nicht immer die Eltern vorschickt, wenn es Probleme gibt. Mit 27 Jahren sollte das auf jeden Fall so sein, dass man seine Probleme selber lösen kann und ich finde auch, dass es dann schon etwas merkwürdig aussieht, wenn dann die Eltern die Sachen regeln wie bei einem Schulkind. Einen guten Eindruck macht das auf mich dann nicht.
Es geht ja hier nur um diese eine Sache, dieses eine Mal hat sie die Mutter vorgeschickt. Das würde ich nicht gleich als alarmierendes Zeichen mangelnder Selbstständigkeit hochstilisieren, wie manche es tun. Nur weil man einmal, in einer besonders schweren Situation, jemanden vorschickt, ist man nicht gleich unselbstständig und nicht alleine lebensfähig.
Man muss auch in einem bestimmten Alter nicht unbedingt Dinge selbst machen. Wenn man weiß, dass man etwas nicht gut kann - etwa Verhandeln - dann ist es doch eigentlich sehr vernünftig, jemanden vorzuschicken, der das besser kann. Verhandeln und Selbstsicher auftreten kann man nicht so einfach lernen, das hat man oder man hat es nicht. Und wenn man sich nicht sicher fühlt, finde ich es nicht schlimm, da jemanden um Hilfe zu bitten, der das gewünschte Ziel mit einer höheren Wahrscheinlichkeit erreicht.
Ich würde mich mit meinen über 30 Jahren natürlich schon als sehr selbstständig bezeichnen. Ich mache alle Termine für mich und die Kinder und ich kümmere mich um alle wichtigen Dinge. Allerdings muss ich zugeben, dass ich auch schon das ein oder andere Mal Dinge an meine Eltern abgegeben habe.
Ich habe diese Sachen nicht an meine Eltern abgetreten, weil ich keine Lust darauf hatte, sondern weil ich ein sehr kleiner Mensch bin und tatsächlich oftmals nicht für voll genommen werde. Zudem sehe ich aus wie 20, was es nicht einfacher macht. Somit muss dann ab und an auch mal mein Vater helfen.
Wir hatten das vor drei Jahren mal in unserer alten Wohnung. Unsere Vermieterin war ein Drachen. Sie hat falsche Nebenkostenabrechnungen erstellt und wollte uns nach dem Auszug unser Exemplar der Kautionsbürgschaft nicht herausgeben. Es gab keinen Grund, es zurückzubehalten, da alles bezahlt war und die Wohnung schon seit über sechs Monaten nicht mehr in unserem Mietbesitz.
Sie hielt sie aber einfach zurück, weil sie uns ärgern wollte. Da ist dann mein Vater hingefahren und hat das Schreiben von ihr verlangt. Sie kam immer wieder mit fadenscheinigen Ausreden, bis meinem Vater der Kragen platze und ihr drohte. Nicht mit Gewalt, aber er weiß, dass sie einigen Dreck am Stecken hat. Da holte sie dann unser Exemplar ganz schnell aus dem Ordner.
Ein anderes Mal, Monate davor, trafen wir uns mit ihr wegen der fehlerhaften Nebenkostenabrechnung. Sie wollte uns für dumm verkaufen und hat versucht, immer wieder alles falsch vorzurechnen. Wir sind aber nicht auf den Kopf gefallen und da wir die Unterlagen vorab schon von ihr hatten, haben wir zu Hause schon alles durchgerechnet und mitgebracht. Sie tat aber immer noch so, als würde ihre Rechnung stimmen. Auch da fing mein Vater dann damit an, ihr zu sagen, was er so über sie weiß. Da schmiss sie uns dann raus und zwei Tage später hatten wir die korrigierte Abrechnung im Briefkasten.
Ich bin kein Freund davon, die Eltern vorzuschieben, aber manchmal geht das bei mir nicht anders. Ich bitte sie allerdings nur um Hilfe, wenn ich wirklich merke, dass ich alleine nicht vorwärts komme. Anders würde ich mir sehr doof vorkommen.
Würde mir jemand erzählen, dass man mit 27 Jahren die Mutter vorschickt um über eine Rechnung zu verhandeln, dann würde ich die Person als nicht Selbstständig bezeichnen. Trauer hin oder her, man muss in der Lage sein sein Leben selbst zu verwalten und dazu gehört es nun einmal sich um solche Angelegenheiten selbst zu kümmern.
Die Frage ist auch eher, ist das ein einmaliges Ereignis gewesen das die Mutter vorgeschickt wurde oder passiert das ständig? Denn sonst vermute ich einen gravierenden Fehler in der Erziehung der Eltern, die ihr Kind nie zur Selbstständigkeit erzogen haben damit sie ihr Kind immer an sich gebunden haben, und die Abhängigkeit genießen.
Wäre ich die Mutter, dann würde ich klipp und klar sagen, dass man seine eigenen Probleme auch selbst lösen muss. Würde ich mein Kind dann immer aus den unangenehmen Situationen herausholen und diese selbst klären, wie soll das Kind es dann jemals lernen? Und was passiert wenn Mutti auf einmal nicht mehr da ist? Spätestens dann muss das Kind es selbst angehen, oder es sucht sich eine neue Person die das übernimmt was auch wieder eine Abhängigkeit darstellt.
Wenn ich es vorher verpasst habe als Mutter meinem Kind das beizubringen, dann kann man auch hinterher immer noch einen Riegel davor schieben und nicht mehr los laufen und die Dinge klären. Mit 27 Jahre sollte das eigentlich nicht mehr Mutti machen müssen. Und ich mache dabei auch keinen Unterschied von den Problemen, jedes Problem ist unterschiedlich groß und wird als unterschiedlich schwer wahrgenommen von den Betroffenen. Unterstützung würde ich anbieten, für diesen Fall konkret z.B. mit zum Tierarzt begleiten, oder den Fahrdienst zur Praxis anbieten, aber nicht das Gespräch mit dem Tierarzt führen um über die Rechnung zu verhandeln.
Zudem es mir eh schleiferhaft ist was da an der Rechnung verhandelt werden soll, die Preise werden verbindlich festgelegt wenn man den Behandlungsvertrag unterschreibt. Also ich konnte beim Tierarzt nie etwas nachverhandeln, meistens sind sie aus Kulanz entgegen gekommen wenn das Tier z.B. bei einer Op verstorben ist. Das einzige was man dort verhandeln kann sind die Zahlungsmodalitäten.
Ich denke gerade darüber nach, ob man wirklich als unselbstständig gilt, wenn man die Mutter mal vorschickt? Ich persönlich denke nicht. Natürlich sollte man sein Leben ziemlich im Griff haben und selten einen Grund haben, die Eltern vorzuschicken. Aber oft sind die Eltern auch tougher und haben ganz andere Erfahrungen und können durchaus auch anders Druck ausüben als man selbst.
Ich schicke meine Mutter manchmal vor, besonders wenn es um behördliche Sachen. Das gebe ich auch zu. Meine Mutter ist ziemlich tough und weil sie Unternehmerin ist, springt sie auch ganz anders mit Menschen um, wenn etwas daneben geht. Sprich, sie kann sich deutlich besser durchsetzen als ich. Außerdem kommt ihre Erfahrung dazu, was sie wiederum zu einem ganz anderen Charakter macht.
Ich löse meine Probleme selbst, aber manchmal gerät man halt in eine Sackgasse. Also warum nicht jemanden mit anderen Erfahrungswerten vorschicken oder um Rat fragen? Das hat nichts mit Unselbstständigkeit zu tun, sondern ist in meinen Augen ganz normal. Manchmal braucht man halt mal Hilfe und solange Mutti nicht die Schuhe zubindet, ist es doch in Ordnung.
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