Milchpulver - warum schneiden die so schlecht ab in Tests?

vom 15.06.2016, 07:08 Uhr

Meine Schwägerin hat eine ganze Zeit lang Milchpulver nehmen müssen, weil sie selber vom Stillen her nicht hingekommen ist und auch viele Brustentzündungen und so weiter hatte. Nun hat sie vorher Tests lesen wollen, damit die kleine Maus auch etwas Gutes bekommt, wenn das mit dem Stillen schon nicht geht und dabei ist ihr wohl aufgefallen, dass solche Pulver bei Ökotest beispielsweise total schlecht abschneiden.

Woran liegt das denn? Immerhin gibt es dazu ja keine Alternative und müsste die Milch für Babys dann nicht besonders hochwertig sein? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass die alle so schlecht sind. Immerhin werden damit doch schon sehr lange Babys gefüttert und in anderen Ländern ist deutsches Milchpulver doch sehr beliebt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Auf diese Tests kann man relativ wenig geben. Denn diese finden immer kurz vorher statt, bevor die geltenden Richtlinien für Werte angepasst werden und nach unten korrigiert. Somit werden die "alten" Packungen getestet nach dem neuen Standard und die Hersteller haben keine Möglichkeit vorher entsprechend einzugreifen und gegenzusteuern. Daher schneiden die meisten Milchpulver im Verhältnis doch sehr schlecht ab.

Prüft man sechs Monate später nochmals nach, dann schneiden die meisten Milchpulver wieder mit gut und sehr gut ab bei den aktuellen Tests. Gerade Ökotest hat es auf die Milchpulverindustrie abgesehen und legt ihre Tests eben genau so, dass diese einfach nur schlecht abschneiden müssen. Bei Stiftung Warentest und anderen Testunternehmen sieht die Sache wieder komplett anders aus.

Was mir jedoch zu denken gegeben hatte, war das in sämtlichen Bio Produkten die Werte viel höher waren in allen Nicht Bio Artikeln. Zudem wurde in einigen Bio Produkten auch immer wieder Keime wie Clostridien gefunden, die auf eine mangelnde Hygiene im Herstellungsprozess schließen lässt. Besonders die Marke Holle ist dabei mehrfach in den Blick gefallen. Diese Keime lösen bei Babys schwerste Durchfälle aus und somit würde ich diese nicht kaufen. Bei großen Herstellern wie Aptamil und Hipp, die auch mehr dafür verlangen und ein eigenes strengeres Kontrollnetzwerk haben, habe ich weniger Bedenken dabei.

Daher sind das auch die zwei beliebtesten Marken die im Auslauf gekauft werden. Andere Sorten wie von Bebemil, Milumil und Nestle finden dafür im Ausland auch keinen reißenden Absatz. Chinesen kaufen am liebsten das Aptamil dicht gefolgt von Hipp.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Normalerweise schreibt doch Ökotest, warum sie abwerten. Zu der Zeit, als ich zufüttern musste, waren die Säuglingsnahrungen der Stufe 2 und 3 oft in der Kritik, weil sie teils Haushaltszucker enthielten, der für das Kind natürlich nicht förderlich ist oder zu viel Stärke, um das Kind länger satt zu halten.

Milch der Stufen 1 und Pre schnitt damals in solchen Tests besser ab. Ich weiß allerdings nicht, ob das immer noch so ist, weil mein zweitjüngstes Kind, bei dem ich noch etwas zufüttern musste, schon lange Schulkind ist und sich normal ernährt.

Letztlich mache ich es bei solchen Testberichten immer auch so, dass ich mir überlege, was mein persönliches KO Kriterium ist und welche Milch ist deshalb nicht nehmen würde. Zucker in der Rezeptur wäre für mich zum Beispiel wichtiger als Entscheidungsgrund als eine unpraktische Verpackung, die sich schlecht schließen lässt. Das Milchpulver kann man ja auch in einer Dose zusätzlich zum Beutel lagern.

Wenn die Bekannte jetzt verunsichert ist, bringt es ihr aber vielleicht mehr, wenn sie eine gut Hebamme oder Stillberaterin konsultiert, wie man bei ihr die Entzündungen vermeiden kann. Das geht nämlich oft und manchmal bringt es da schon Abhilfe, wenn man eine bessere Milchpumpe benutzt, die die Brust wirklich ordentlich und effektiv entleert und zwar auch an Stellen, wo das Kind schlecht hin kommt. Oder dass man eine Anlegetechnik gezeigt bekommt, dass dann das Kind auch anders angelegt wird, dass der Unterkiefer genau an dem Brustsektor angelegt wird, der zu Stauungen neigt. Viele Stillprobleme sind mit der richtigen Beratung zu lösen und die Mutter wird sich besser fühlen, wenn sie nicht das schlechte Gewissen hat, die Ersatzmilch könnte schlecht sein.

Letztlich ist eben schlecht relativ auslegbar. Was auf dem Weltmarkt vergleichsweise gut ist, muss nicht perfekt sein. Da fällt mir der alte Spruch ein, dass der Blinde unter den Einäugigen der König sei. Und wenn es mit dem Stillen trotz aller Beratung nicht klappen will, muss man eben sehen, welche Milch die Einäugige ist und kann dem Kind dann gegenüber später sagen, man habe das beste für es getan, was seinerzeit möglich war.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



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