Mieten einer Wohnung nur mit Arbeitsbescheinigung möglich

Immer wieder sehe ich Wohnungsanzeigen, wo Mieter gesucht werden und wo ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass die Wohnung nur vermietet wird, wenn eine neue Arbeitsbescheinigung vorliegt. Ich frage mich dann immer, was potentielle Vermieter daraus sehen wollen. Ich kann heute eine Arbeitsbescheinigung bringen und in zwei Monaten arbeitslos sein oder gekündigt worden sein und dann haben die Vermieter doch einen arbeitslosen Mieter im Haus.

Was versprechen sich Vermieter, wenn sie eine Arbeitsbescheinigung verlangen? Ist das nicht ziemlich subjektiv, wenn man eine Arbeitsbescheinigung vorgelegt bekommt, die auch neu ausgefüllt ist und ein Arbeitnehmer doch jederzeit und schnell arbeitslos werden kann? Ich habe das am eigenen Leib gespürt, wie schnell man ohne Job sein kann und mein Mann auch. Und da hätte eine Arbeitsbescheinigung auch nicht viel genutzt.

Na ja, so einfach ist das nun auch nicht. Wenn jemand Beamter auf Lebenszeit ist kann ihm nicht so eben gekündigt werden. Und wenn jemand sehr gut verdient ist ja auch anzunehmen, dass er die Wohnung auch bei Arbeitslosigkeit noch eine Weile halten kann. Und je nach Beruf kann man ja auch abschätzen ob derjenige schnell wieder eine neue Stelle finden würde oder nicht.

Das verstehe ich auch nicht wirklich. Eine Kollegin von mir hat vor einem Monat hier die Stelle angefangen und parallel dazu eine Wohnung in der Region bezogen, sie kommt von weiter weg. Da hat es auch ausgereicht, dass sie eine Arbeitsbescheinigung vorlegt mit voraussichtlichem monatlichen Verdienst, dabei hatte sie da den Arbeitsvertrag nicht mal unterschrieben (Verwaltung ist bei uns so langsam).

Es war also gar nicht fest, ob sie die Stelle überhaupt bekommt, weil ja noch diverse Unterlagen geprüft werden mussten. Die Vermieterin hat sie aber die Wohnung beziehen lassen. Ist ja im Endeffekt alles gut gegangen, weil der Arbeitsvertrag danach eingegangen ist und meine Kollegin letzte Woche auch ihr erstes Gehalt bei uns bekommen hat. Aber diese Garantie hat man als Vermieter eben nicht.

Vermutlich handelt es sich hier eher um eine Frage von Angebot und Nachfrage. Ich lebe in einer Gegend, in der es derart schwierig ist, eine bezahlbare Mietwohnung zu bekommen (von Eigentum ganz zu schweigen), dass die Vermieter auf alle möglichen Arten aussieben können und ihnen an sich niemand dreinreden kann, solange es sich nicht um allzu offensichtliche Diskriminierung handelt. Und selbst dann sind vielen Wohnungsbewerbern schlicht die Hände gebunden, wenn sie sich nicht nur spaßeshalber Wohnungen anschauen, sondern tatsächlich ein Dach über dem Kopf benötigen.

Meines Wissens ist sogar gesetzlich vorgeschrieben, dass Vermieter kein Recht darauf haben, Arbeitsbescheinigungen vorgelegt zu bekommen, weil sogar dem Gesetzgeber mittlerweile gedämmert ist, dass der Nachweis eines Arbeitsplatzes keine Garantie für ein dauerhaftes regelmäßiges Einkommen darstellt. Aber wenn die Bewerber es quasi freiwillig machen, um überhaupt eine Chance zu haben, kann man wohl nichts dagegen unternehmen. Wer sich heroisch weigert, derlei Unsinn mit sich machen zu lassen, ist eben aus dem Rennen, und die Wohnung bekommt jemand, der ein ärztliches Attest vorlegt, dass er keine Kinder haben kann und gegen Haustiere allergisch ist oder was auch immer.

Als ich auf Wohnungssuche war, bin ich auch immer brav durch alle Reifen gesprungen, auch wenn ich mich noch so geärgert habe. Wie gesagt, der Mangel an Wohnraum bei mir in der Gegend ist exorbitant, und selbst wenn man als Mieter durchaus umfassende Rechte hat, so kann einem der Vermieter immer noch das Leben schwer machen, wenn man nicht spurt. Schließlich weiß er in der Regel, dass normale Arbeitnehmer mit normalem Einkommen zumindest in der näheren Umgebung so schnell keine Alternative finden werden.