Menschen mit großem Redebedürfnis - wie damit umgehen?

vom 10.03.2015, 00:33 Uhr

Ich habe mich in letzter Zeit häufiger dabei erwischt, dass mich bestimmte Gesprächsthemen einfach nicht so sehr interessieren und mein Interesse dann davon wegschweift. Ich telefoniere immer wieder mal mit einer guten Freundin aus der Schulzeit und früher habe ich mir ihre Sorgen und detailreichen Erzählungen immer angehört. Inzwischen aber kenne ich sie einfach so gut, dass ich ganz genau weiß, wann ich hinhören soll und wann besser nicht, weil es eher langweilig ist.

Wenn bei ihr etwas passiert und man sie danach fragt, dann neigt sie dazu immer alles sehr detailreich zu erzählen. Sie erzählt dann nicht nur wie sie die Schramme auf ihr Auto bekommen hat, sondern auch warum sie mit dem Auto unterwegs war, was sie davor gemacht hat, warum ihr Kaffee nicht da stand, wo er sonst immer stand und natürlich auch, was sie nach der Schramme gemacht hat und wie ihr restlicher Tag aussah.

Viele Menschen sind einfach nicht dazu in der Lage ihre Erzählungen auf die wichtigsten Informationen zu reduzieren und das Zuhören langweilt mich dann. Ich schalte dann gerne mal etwas ab und wenn es besonders lange dauert, dann lese ich zwischendurch sogar mal die eine oder andere Passage in einem Buch und bekomme dabei meist dennoch das wichtigste vom Gespräch mit.

Mich langweilt es dann auch, wenn meine Freundin mir dauernd erzählt, was sie an unserem Treffen toll fand, was sie lustig fand und so weiter. Ich war ja selbst dabei und weiß, wie es war. Wenn sie bei mir übernachtet analysiert sie am nächsten Abend dann auch erstmal die Nacht und wer wann auf der Toilette war, ob man die Haustiere gehört hat und ob jemand geschnarcht hat.

Ich möchte sie dann aber auch nicht unterbrechen oder korrigieren, denn irgendwo scheint sie ja auch sehr großes Redebedürfnis zu haben, was sie nicht überall los wird. Und es scheint ihr bei weniger wichtigen Themen auch zu reichen, wenn ich alle paar Minuten mal ein ''hmh'', ''ah'' oder ''verstehe'' loslasse.

Kennt ihr auch Leute die ein so großes Redebedürfnis haben, dass es euch dann irgendwo wirklich gar nicht mehr interessiert und wo ihr dann zwischendurch vielleicht auch mal etwas anderes macht, wenn euch das zu hören zu langweilig ist? Wie findet ihr das? Wärt ihr sauer, wenn ihr davon erfahren würdet?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Eine Freundin von mir gehört auch zu den Personen, die ein sehr großes Redebedürfnis haben. Wenn wir uns unterhalten (bzw. wenn sie mir von ihren Neuigkeiten berichtet), passiert es mir oft, dass ich unkonzentriert werde und gedanklich abschweife, was mir aber sehr unangenehm ist, denn das was sie erzählt, wird für sie schließlich von Bedeutung sein. Sie erzählt es mir ja nicht, um mich zu ärgern. Ich trainiere mich also in Achtsamkeit und versuche gespannt zuzuhören und stelle zwischendurch Rückfragen.

Bei mir ist es phasenweise so, dass ich mal mehr, mal weniger zu erzählen habe. Und wenn ich dann mal jemanden "voll labere", achte ich besonders auf das Verhalten dieser Person. Wenn sie interessiert an meinem Gesagten zu sein scheint, rede ich weiter. Wenn nicht, höre ich auf oder wechsele das Thema.

Es war schon einmal der Fall, dass ich jemanden von meinen Neuigkeiten berichtet habe, dieser aber schier uninteressiert davon war. Ich wechselte also das Thema, sprach plötzlich von irgendwelchen Fröschen in meinem Geldbeutel und beobachtete die Reaktion. Nichts. Sie schien es nicht mal gemerkt zu haben, was ich da redete.

In solchen Fällen fänd ich das selber ganz toll, wenn man mich wenigstens versucht höflich darauf aufmerksam zu machen, dass es einen nicht interessiert. Das wäre für mich kein Problem.

Ich habe z.B. einen Kumpel, der mich direkt wenn ich ein Thema starten will darüber in Kenntnis setzt, dass es ihn eigentlich nicht interessiert. Ich hab kein Problem damit. Aber das kann man auch nicht mit allen Menschen machen, so wie ich festgestellt habe. Es ist sehr vom Menschen und von der Situation abhängig.

» Lapricia » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde es kommt immer auf das Thema an. Ich kann sehr gut zuhören und habe in der Hinsicht auch eine gewisse Ausdauer und stelle auch Fragen, um das Gespräch am Laufen zu halten. Allerdings ist das eben auch stark themenabhängig und wenn es ein Thema ist bei dem ich nur "Bahnhof" verstehe, dann zeige ich mich entsprechend desinteressiert.

Das ist immer dann der Fall, wenn mein Partner eben von irgendwelchen technischen Problemen spricht, die er eben lösen möchte. Oder wenn mein Cousin über irgendwelche Fische, die entsprechenden Köder und sein Angler-Hobby spricht.

Auch da versuche ich zuzuhören, auch wenn es schwer fällt. Ich meine, ich erzähle ja auch nicht immer nur "interessante" Sachen, wo andere vermutlich genauso unkonzentriert nach einer Weile werden wie ich bei den oben genannten Themen, wobei Technik für mich "abstrakter" ist als angeln.

Eine Bekannte von mir, mit der ich ab und an telefoniere, geht mir mit ihrem Dauer-Gelaber auch hin und wieder auf den Keks. Das kommt eben daher, weil sie ständig am Jammern ist. Sie erzählt oftmals auch gar nichts neues. Entweder sie hat Probleme mit ihrem Freund oder das Geld reicht schon wieder nicht aus. Es sind also immer die gleichen Standard-Themen ohne irgendwelche neuen Aspekte aufzuzeigen. Es ist im Prinzip nur eine Wiederholung altbekannter Tatsachen. Das langweilt mich dann auch oftmals und ich sage da nur "mhm" oder "okay".

Sie scheint gar nicht zu merken, dass ich nicht immer zuhöre. Ich habe manchmal dein Eindruck, dass sie das gar nicht merken würde, wenn ich einfach auflege und sie dann im Prinzip weiter quasselt. Die quasselt wirklich so viel, dass man da kaum ein Wort zwischen stellen kann. Aber gut, sie ist halt so, kann man nicht ändern. Ich quäle mich da trotzdem durch und bin froh, dass die Telefonate nur alle paar Wochen oder Monate stattfinden und somit vergleichsweise selten vorkommen.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich hatte mal eine Kollegin, die so war, dass sie mir auch alles in detaillierter Form berichtet hat, ob ich nun dabei war, weil es die Arbeit betraf oder ob es für mich neu war, weil es um ihr Privatleben ging. Abgesehen davon, dass es mich sowieso nicht sonderlich interessiert hat, was sie in ihrem Privatleben macht, fand ich den Redeschwall auch immer sehr anstrengend, weil ich mich auf meine Arbeit konzentrieren wollte und dabei dann auch nicht gleichzeitig aufmerksam zuhören kann.

Am Anfang habe ich dann auch noch einfach irgendwie reagiert, wenn sie mal eine Pause gemacht hat. Ihr reichte es dann auch, wenn man mal nickte oder ja sagte. Aber damit wurde ich vorsichtig, als sie einer anderen Kollegin etwas erzählte und dann meinte, dass ich da ja auch ihrer Meinung sei, was aber gar nicht so war. Danach habe ich damit aufgehört, einfach ja zu sagen, sondern habe ihr ganz klar gesagt, dass ich mich auf meine Arbeit konzentrieren und dabei nichts hören möchte. Sie fand das nicht so gut, aber das war mir dann egal.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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