Menschen meiden, wenn man leicht zu beeinflussen ist?

Ein Bekannter von mir lebt ein eher zurückgezogenes Leben. Er hat inzwischen eine Verlobte aus dem Ausland, die er noch gar nicht so lange kennt. Sie soll demnächst nach Deutschland kommen und dann wollen die beiden schnell heiraten, damit sie dauerhaft hierbleiben kann. An sich gar nichts ungewöhnliches oder schlimmes, aber komisch ist eben, dass seine Familie immer noch nichts von seiner Partnerin weiß. Also er hat seiner Familie nicht gesagt, dass er überhaupt in einer Beziehung ist und auch nicht wer diese Frau ist. Er hat nicht mal gesagt, dass er überhaupt demnächst heiraten möchte.

Ein Kumpel von mir ist der Ansicht, dass der Bekannte nur deswegen die Menschen (besonders seine Familie) meidet, weil er leicht zu beeinflussen wäre und weil die ihm sonst die Hochzeit mit einer fremden Frau ohne deutschen Pass ("Die will doch nur nach Deutschland!") ausreden wollen würden und er dann beträchtliche Zweifel an seiner Partnerin bekommen würde. Ich finde aber nicht, dass das ein Grund sein muss. Man weiß ja auch nicht, was da sonst noch so vorgefallen ist. Wie seht ihr das? Neigt man eher dazu, seine Familie und Mitmenschen zu neigen, wenn man generell leicht zu beeinflussen ist oder ist das Unsinn?

Ich kann schon nachvollziehen, dass man sich bei manchen Dingen davor scheut der Familie etwas davon zu sagen. Gerade wenn man im Vorfeld schon weiß, dass diese wieder versuchen werden, einen zu beeinflussen und in dem Fall deines Freundes vielleicht die Hochzeit sogar ausreden wollen. Ich denke, dass da kaum jemand wirklich Lust hätte, sich damit auseinander zu setzen.

Allerdings denke ich, dass dein Freund nicht mehr lange darum herum kommen wird und seiner Familie mal etwas sagen muss. Es wäre sicher schlimmer, wenn diese es zufällig durch jemand anderen erfahren würden. Ich denke nicht, dass man generell Menschen meiden muss, wenn man leicht zu beeinflussen ist. Man sollte da sicherlich vor allem an sich selbst arbeiten und sehen, dass man dies eben ändert und seine eigene Meinung nicht so leicht einknicken lässt.

Gerade wenn man solch eine Geschichte erzählt muss man damit rechnen das komische Sprüche kommen und deswegen kann ich schon verstehen, dass er nichts sagen will. Wahrscheinlich will er aber erstmal abwarten bis sie da ist und sie dann vorstellen, das macht vielleicht auch mehr Sinn, weil man mit der Person, die vor einem steht vielleicht weniger zu kritisieren hat.

Ich denke nicht, dass man leicht zu beeinflussende Menschen meiden sollte, immerhin sind es ja keine schlechten Menschen, aber man sollte Aussagen vielleicht ein bisschen anders bewerten. Wenn er verliebt ist, sollte man es ihm dennoch gönnen und wenn er damit auf die Nase fällt sollte man für ihn da sein, ohne blöde Sprüche.

Ich kann deinen Bekannten einerseits schon verstehen, dass er seiner Familie nicht sagen möchte, dass er eine Verlobte im Ausland hat, weil dann gesagt wird, dass er sich das doch noch mal überlegen soll und die Frau doch nur eine Möglichkeit sucht, nach Deutschland zu kommen. Darum kann ich es schon nachvollziehen, dass dein Bekannter seiner Familie noch nichts gesagt hat.

Aber wenn er solche Bedenken vor einer Beeinflussung in der Situation hat, klingt das für mich schon auch ein wenig danach, dass er selber seiner Sache nicht wirklich sicher ist. Wenn er doch wirklich sicher ist, dass diese Frau die richtige für ihn ist, dann müsste er den Kontakt zu seiner Familie doch nicht scheuen, sondern könnte ganz klar sagen, dass er verlobt ist und seine zukünftige Frau eben bald vorstellen.

So muss er sich doch überlegen, wann er es seiner Familie sagt und ich denke einfach, dass es nicht leichter wird, wenn er länger wartet. Sicher wird dann doch auch die Frage kommen, seit wann die beiden sich kennen und wie lange sie schon verlobt sind. Dann wird die Familie sicher enttäuscht sein, dass der junge Mann vorher nichts gesagt hat und dann werden sie vielleicht auch erst recht misstrauisch und versuchen, die Hochzeit zu verhindern. Darum denke ich einfach, dass der junge Mann es seiner Familie so bald wie möglich sagen muss und dann eben darauf beharren, dass diese Hochzeit für ihn richtig ist.

Ich bin mir nicht sicher, ob man von dieser speziellen Situation auf allgemeine psychologische Gesetzmäßigkeiten schließen kann. Manche Familien kennen wirklich keine Gnade, wenn es um Beziehungen geht, und ich kann mir durchaus vorstellen, dass es in vielen Fällen eher ratsam ist, der ganzen buckligen Verwandtschaft nicht jedes intime Detail aus dem eigenen Privat- oder Liebesleben zu verraten.

Beispielsweise kenne ich jemanden, der seinen Eltern so lange seine Freundin verschwiegen hat, bis sie ihn für schwul gehalten haben. Der Grund? Sie war 10 Jahre älter als er, aber gerade seine Mutter hätte sich monatelang nicht mehr beruhigt und ihm bei jedem Treffen aufs Butterbrot geschmiert, dass er es doch besser hätte treffen können als ausgerechnet die alte Fregatte. Und dieser Typ war alles andere als "leicht zu beeinflussen". Er hatte nur nach jahrzehntelangen Vorwürfen, Geschwätz, Tränen und Streitereien keine Lust mehr, sich vor seinen Eltern auch als lang erwachsener Mann noch für seine ureigenen Lebensentscheidungen rechtfertigen zu müssen.

Vielleicht geht es dem Menschen mit seiner ausländischen Verlobten ja ähnlich, sprich, er weiß genau, dass die Sippe sowieso nicht den Rand halten kann und spart sich das Ganze einfach. Ich kenne den Typen natürlich nicht, aber ab einem gewissen Alter würde ich es schon bedenklich finden, wenn sich jemand sagt: "Davon darf Mama aber nichts erfahren, sonst überlege ich es mir noch anders und schicke Ewa zurück nach Polen!" Ein derartig rückgratloser Wurm käme vermutlich gar nicht erst auf die Idee, etwas zu tun, was Mama und Papa missfallen könnte.