Menschen lieb finden, wenn sie still und schüchtern sind?

vom 05.10.2015, 20:27 Uhr

Ein Cousin von mir hat eine neue Freundin und meine Oma ist sehr angetan von ihr. Wenn es Familientreffen gibt, dann beteiligt sie sich kaum an den Gesprächen und ist eher still und zurückhaltend. Ich finde das auch nicht schlimm, allerdings ist es so auch schwer sich mit ihr zu unterhalten.

Meine Oma finde sie aber wegen dieser Charaktereigenschaft sehr lieb und betont das auch immer wieder. Mein Cousin hingegen meint, dass sie sich ansonsten nicht so still verhält und die beiden sich auch häufiger streiten. Davon merkt man sonst aber wenig.

Findet ihr Menschen die sehr still und zurückhaltend sind auch besonders lieb? Oder haltet ihr euch mit solchen Meinungen lieber zurück, weil man durch diese Charaktereigenschaft mitunter gar nicht weiß, wie die Person tatsächlich ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich war früher selber extrem schüchtern und kann deswegen auch gut nachvollziehen, was in so einem Menschen dann in dem Moment vorgeht. Deswegen finde ich eine solche Person nun auch nicht automatisch nett oder lieb, aber ich denke, dass da einfach vieles hemmt und man deswegen auch nicht gut reden kann.

Früher war das vielleicht auch eher eine geschätzte Eigenschaft, aber heute ist das eben nicht mehr so. Heutzutage ist es nicht mehr vornehm, wenn sich Menschen schüchtern verhalten oder still sind, sondern man muss miteinander reden und wenn man nichts sagt, wird das meistens als unhöflich gesehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde, dass man eine Person nur dann wirklich einschätzen kann, wenn man ausreichend Zeit mit ihr alleine verbracht hat. Vor Gesellschaft und vor der Schwiegerfamilie sowieso verstellt man sich eben meistens und zeigt sich von seiner besten Seite. Warum sollte das hier anders sein?

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ob jemand viel sagt oder nicht, hängt nicht unbedingt damit zusammen ob er schüchtern ist. Es gibt auch introvertierte Menschen, die einfach nicht viel reden wollen. Ich bin selbst introvertiert, ich habe schlicht und ergreifend keine Lust mit Leuten Smalltalk zu halten. Mich mit fremden zu unterhalten ist mir sehr unangenehm. Nicht, weil ich Angst habe oder Menschen nicht mag, sondern weil ich einfach nicht weiß was ich sagen soll. Es ist für mich dann Pflicht Programm, bringt aber keinen Spaß.

Wenn ich die Person schon näher kenne, spreche ich natürlich mehr, je nachdem welche Wellenlänge wir haben. Wenn wir viele gemeinsame Themen finden, kann es stundenlanges Gequatsche geben. Wenn ich der Person nicht viel zu sagen habe, dann sage ich auch nichts oder wenig. Das heißt aber nicht, dass ich sie nicht mag oder unhöflich bin.

Introvertierte sind meistens sehr sensibel. Sie können nicht lange in Gesellschaft vieler Menschen sein, die ihnen nicht vertraut sind. Denn Introvertierte nehmen alle Einflüsse auf und verarbeiteten sie mit sich selbst. Extrovertierte hingegen, sprechen eher aus, was sie bedrückt oder was sie gerade wahr nehmen. Sie kommunizieren mehr mit der Außenwelt, Introvertierte mehr mit der Innenwelt. Das ist sehr anstrengend. Es gibt wesentlich mehr extrovertierte, als introvertierte. Trotzdem kann ein Extrovertierter genau so lieb sein, wie ein Introvertierter und ein Introvertierter kann auch total blöd sein.

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» PinkPirate » Beiträge: 646 » Talkpoints: 2,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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