Menschen helfen ohne zu hinterfragen?
Ich würde mich schon als misstrauischen Menschen bezeichnen. Ich bin schon von Menschen um Hilfe gebeten worden, deren Geschichte ich ziemlich unglaubwürdig gefunden habe und wo mein Instinkt mir gesagt hat, dass an dem Braten irgendetwas faul ist. Gerade, wenn irgendetwas nicht stimmt, warte ich lieber ab und tue gar nichts und lasse Vorsicht walten. Denn man wird oft genug angelogen und für fremde Zwecke missbraucht.
Nun habe ich aber kürzlich die Aussage einer Bekannten mitbekommen, dass ein Mensch, der wirklich aus guten Willen und von Herzen helfen möchte, die Glaubwürdigkeit der Situation oder des Hilfesuchenden nicht hinterfragen würde. Das sehe ich offen gesagt nicht so. Ich kann auch einem Menschen helfen wollen und ihm gleichzeitig nicht glauben, was er sagt. Ich finde, dass man oft nur dann wirklich helfen und das Problem an der Wurzel packen kann, wenn einem auch die ganze Wahrheit gesagt worden ist.
Wenn ich mit gutem Willen helfen möchte, dann will ich keine Symptome kurieren, sondern die Wurzel packen und das kann ich nicht, wenn ich belogen werde. Daher finde ich solche Unterstellungen schon unpassend oder wie seht ihr das? Wäre es sinnvoll grundsätzlich nicht zu hinterfragen, wenn jemand Hilfe braucht? Oder sollte man je nach Person und Situation differenzieren?
Es ist schon etwas weniger romantisch, wenn man seine Hilfsbereitschaft quasi an Bedingungen knüpft, und das tut man ja, wenn man Hilfsgesuche kritisch hinterfragt und darüber nachdenkt, ob es überhaupt sinnvoll ist, jemandem auf genau diese Art zu helfen oder ob man der Person so überhaupt helfen kann. In meinen Augen handelt es sich hier wahrscheinlich um eine Charakterfrage, und die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.
Da gibt es auf der einen Seite die gefühlsbetonten Helferlein, die aus dem Überschwang ihres Herzens alle möglichen mehr oder weniger sinnvollen Versuche anstellen, ihren Mitgeschöpfen das Leben zu erleichtern, und als anderes Extrem die Zyniker, die genau zu wissen glauben, dass es sowieso nichts bringt, einen Hund aus dem Tierheim zu holen, oder dass der Obdachlose von den 50 Cent, die man ihm gnadenhalber zusteckt, garantiert Heroin kaufen wird. Und selbstverständlich glauben beide Seiten, im Recht zu sein.
Ich bin auch eher der hinterfragende Typ, aber das heißt ja nicht, dass ich mich in meinem Urteilsvermögen nicht täuschen kann und jemandem meine Hilfe vorenthalte, der sie wirklich brauchen könnte. Ebenso kann sich auch jemand täuschen, der aus dem Bauch heraus entscheidet. Aber gänzlich falsch finde ich es nur, jedwede Hilfsbereitschaft einzustellen, weil es ja "sowieso keinen Unterschied macht."
Ich finde es schwierig und muss sagen, dass ich allgemein auch eher misstrauisch bin. Sicher ist es dann, wenn man jemandem 50 Cent schenkt, weil dieser dieses Geld angeblich braucht, um Brot zu kaufen, eigentlich egal, wofür das Geld eingesetzt wird. Ich würde das dann eher nicht hinterfragen und einfach so entscheiden, ob ich helfe oder nicht.
Nicht helfen würde ich in so einem Fall, wenn ich die Befürchtung hätte, dass mir dann das Portemonnaie geklaut wird, wenn ich es aus der Tasche ziehe. Vielleicht bin ich dabei schon zu misstrauisch, aber ich würde sicher nicht sagen, dass ich nie helfen würde. Das finde ich auch nicht richtig.
Aber immer zu helfen, das kann es meiner Meinung nach auch nicht sein. Es gab ja auch schon Fälle, in denen hilfsbereite Menschen irgendein Gepäckstück mit über die Grenze oder ins Flugzeug mitgenommen haben und dann enorme Probleme bekamen, weil Drogen darin enthalten waren oder solche Dinge. Deswegen finde ich schon, dass man hinterfragen und nicht immer helfen sollte.
Ich bin schon jemand, der wirklich gerne hilft und dennoch helfe ich nicht jedem. Wenn ich ein komisches Gefühl habe, dann lasse ich es sein und ansonsten helfe ich gerne. Ich habe neulich einer Frau für eine Krabbelgruppe noch Spielsachen und Bücher von uns gegeben. Ob sie die nun wirklich eröffnet weiß ich nicht, aber sie hat 2 Kinder, deswegen würde ich es auch nicht schlimm finden, wenn sie es für sich selber nimmt und dennoch würde ich nicht alles mitmachen. Wenn ich Angst haben muss, dass ich dann am Ende einen Schaden davon trage helfe ich nicht, aber mal ein paar Cent zu geben, weil einer die braucht, finde ich nun nicht schlimm. Es gibt auch einfach Menschen, die darauf angewiesen sind.
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