Menschen die sich nicht verlieben können oder wollen
In diesem Beitrag In welchem Moment habt ihr euch in euren Partner verliebt? schreibt jemand, dass sie sich noch nie verliebt hat. Wenn sie Gefühlt hatte, hätten sich diese eben langsam entwickelt und es wäre dann irgendwann Liebe gewesen. Sie meint auch, dass sie das Gefühl von Schmetterlingen im Bauch und verliebt sein gar nicht kennen würde.
Ich muss sagen, dass ich mir das nur schwer vorstellen kann. Aber es wird sicherlich der Wahrheit entsprechen. Ich habe vorher jedoch noch nie davon gehört, dass sich jemand nicht verliebt, aber trotzdem liebt. Kennt ihr das auch, dass man sich nie verliebt? Oder kennt ihr jemanden bei dem dies so ist? Gibt es eine logische Erklärung dafür, warum sich manche Menschen anscheinend nie verlieben?
Ich kenne Personen, die dieses Gefühl scheinbar immer auf die Seite stellen, die einfach wie einen Kokon um sich gebildet haben um nichts an sich heranzulassen. Ich denke, dass auch diese sich verlieben werden, aber sie können es sich nicht eingestehen und behaupten dann nicht verliebt zu sein, weil man dann auch nicht verletzt werden kann. Einen Menschen, der sich nie verliebt, kann ich mir aber auch nicht vorstellen.
Ramones, schön dass du weißt, dass ich in einem Kokon lebe und Verliebtheit einfach verdränge, damit ich nicht verletzt werde. Das ist definitiv nicht so. Ich empfinde einfach diese recht spontane Begeisterung und diesen Wunsch, jemanden kennenzulernen und als Partner zu wollen überhaupt nicht.
Ich habe beispielsweise in der Pubertät nie für irgendjemanden geschwärmt. Ich weiß, wie es da Freundinnen und Freunden ging und habe mit gelitten, aber selbst ist mir das nie passiert. Dabei wäre es doch völlig ungefährlich gewesen, einen Jungen aus einer anderen Klasse oder einen Referendar toll zu finden. Damals dachte jeder, dass ich ein Spätzünder bin und alle waren von den Socken, als ich dann die erste mit Freund war.
Es ist ja nicht so, dass ich nicht liebe. Aber bis sich dieses Gefühl einstellt, das dauert nun einmal. Das ist bei Verliebtheit schließlich auch nicht anders. Entweder aus der Verliebtheit wird Liebe oder die Gefühle kühlen irgendwann ab. Und diese Phase empfinde ich eben komplett anders. Ich lerne in dieser Zeit den anderen kennen und wenn es nicht passt, dann bemerkte ich das nicht einmal. Dann ist es nur eine Bekanntschaft, die eben wieder im Sande verläuft.
Aber das ist nun wirklich keine bewusste Entscheidung. Mir ist es generell nicht wichtig, einen Partner zu haben. Also wenn ich einen habe, dann ist der sehr wichtig. Aber wenn ich keinen habe, fehlt mir nichts. Ich kann einen bestimmten Menschen vermissen, nicht den Zustand einen Partner zu haben. Als Single würde ich nie einen Partner suchen, weil mir eben nichts fehlt.
Mir ist zum Beispiel die Optik eines Mannes vollkommen egal, wenn gewisse Merkmale stimmen. Diese Merkmale checkt aber mein Körper automatisch ab. Erst wenn die inneren Werte stimmen, wird ein Mann körperlich attraktiv. Natürlich gibt es auch für mich optisch attraktive Männer. Aber für eine Beziehung reizt mich die Optik überhaupt nicht. Schön finde ich den, den ich liebe, auch wenn er nüchtern betrachtet vielleicht eher unterdurchschnittlich aussieht.
Ich versuche es einmal anders. Man könnte sagen, ich bin sapiosexuell. Als Partner attraktiv ist für mich ein Mann mit einer bestimmten Art zu denken. Ein hoher IQ oder eine Professur ist nicht der Schlüssel zu meinem Herzen, es ist wirklich ein bestimmtes Denkmuster. Das steht Menschen aber nicht auf die Stirn geschrieben, das entdeckt man nur, wenn man den anderen gut kennt. Wenn das überzeugt, dann ist die Bindung schon viel tiefer als in der Phase der Verliebtheit. Wie soll ich mich also verlieben?
Ich kann mich auch nicht so richtig verlieben. Aus meiner Jugend kenne ich es noch, dass man für jemanden schwärmt. Aber als ich dann älter war und dann auch nicht nur Menschen aus der Ferne angeschwärmt habe, sondern Beziehungen entstanden sind, da war die Schwärmerei und Verliebtheit schnell wieder weg. Das berühmte Kribbeln im Bauch hatte ich etwa pro Person nur einmal, etwa wenn man sich zum ersten mal umarmt. Beim zweiten Mal war es schon nicht mehr da.
Und dann war es ganz weg; ich hatte das zum letzten Mal mit 21 und danach nie wieder auch bei keinem Mann mehr. Das ist irgendwie rausgewachsen. Ich verliebe mich generell nicht mehr. Ich kann jemanden schön und charmant finden und den auch mögen, aber es ist maximal ein leichtes Schwärmen, es ist weder ein Verknallen, noch Verlieben. So intensiv ist das nicht. Aber ob das nun so schlimm ist?
Ich habe mal gelesen, dass bei manchen Hochbegabten der Gehirnteil, der für die Intelligenzleistung verantwortlich ist, den Teil, der Triebe erzeugt, hemmt. Ich habe ja auch kein Interesse an Sex. Und mit über 20 ist dieser erste Teil erst fertig entwickelt. Vielleicht konnte ich mich daher früher verlieben und jetzt nicht mehr.
Was ich mich immer noch Frage: Warum soll verliebt sein so ein unbedingt wichtiger Zustand sein? Verliebt sein ist keine Liebe. Klar steht die Phase der Verliebtheit für die meisten Paare am Anfang einer Beziehung. Und glücklich durchs Leben zu gehen, immer an den anderen denken, Herzklopfen und all das fühlt sich gut an.
Aber kaum essen und schlafen zu können, sich immer von der besten Seite zeigen zu wollen und den anderen schnell zu vermissen, das ist nun auch nicht der Himmel auf Erden. Abgesehen von dem Gefühl hat man auch nicht mehr davon, schließlich wird aus Verliebtheit nicht zwangsläufig Liebe. Schließlich ist die Verliebtheit nach drei bis 18 Monaten vorbei und ganz viele Beziehungen auch.
Verlieben ist kein Garant für Liebe. Und ich liebe ja und ich kenne auch das Gefühl der Schmetterlinge im Bauch. Nur kommen die eben bei mir nicht zu Anfang der Beziehung, sondern sie flattern immer wieder unvermittelt in der Beziehung. Nur der Anfang einer Beziehung, der läuft eben anders. Was sollte daran problematisch sein, wenn alle Beteiligten sich damit wohl fühlen?
Das stimmt eigentlich. Es ist gar nicht mal so vorteilhaft, sich zu verlieben. Als ich mich noch verlieben konnte, als Teenager oder als unter 20 Jährige, da ist meine Verknalltheit gerne mal bei Leuten gelandet, die das nicht erwidert haben und an die ich auch nicht dran kam. In der Schule hatte ich mich beispielsweise in meinen Englischlehrer verknallt, der war ja grad frisch von der Uni. Und was brachte mir das? Da hab ich den aus der Ferne angeschmachtet und konnte mich teilweise nicht richtig auf den Unterricht konzentrieren.
Später habe ich mich in so einem Freizeittreff in jemanden verliebt, in mehrere sogar und die habe ich aber nie angesprochen, die waren auch teilweise in Beziehungen, was ich dann mit viel Eifersucht zur Kenntnis genommen habe. Und als ich dann mal in jemanden verliebt war, der auch mit mir eine Beziehung wollte, da habe ich die nicht sehr glückliche Beziehung viel zu lange ausgehalten, obwohl die mir nicht gut getan hat - eben wegen der blöden Verliebtheit. Da bin ich ganz früh, dass mir das inzwischen nicht mehr passieren kann.
Ich glaube auch nicht, dass man sich, wie Ramones meint, quasi davor verschließt verliebt zu sein. Ich glaube schon, dass es eben wie bei Cooper auch bei anderen Menschen so ist, dass sie sich vielleicht nicht verlieben. Verlieben und lieben ist eben schon ein Unterschied und das eine schließt das andere ja nicht aus.
Ich finde das einfach nur Interessant, da ich es bisher von Freunden und Familie eben nur so kenne, dass sie sich verliebt haben und sich daraus dann eine Beziehung entwickelt hat oder eben auch mal nicht. Auch denke ich, dass man sich mal schneller und leichter verliebt, als wirklich jemanden zu lieben.
Ein wenig Angst macht mir das schon, denn cooper beschreibt im praktischen auch mich selbst. Denn ich bin auch nicht in der Schulzeit wie ein gestörter verliebter Teenager hinter jemand anderen her gerannt, habe diesen angeschmachtet oder auch andere Personen wie Promis und Co. Mir war es noch nie wichtig, dass ich einen Partner an meiner Seite habe und dieses Gefühl vollkommen durchzudrehen wegen ein paar Emotionen gibt es bei mir nicht.
Bei mir ist ehre die nüchterne Denkweise an erster Stelle. Es wird geschaut, passt der potentielle Partner in mein Beuteschema, hat er die Eigenschaften die ich schätze, kann ich mit seinen Macken umgehen und damit leben und der Rest entwickelt sich dann. Dass man mit einer rosaroten Brille durch die Welt rennt, alles toll sieht und den Partner in den höchsten Tönen lobt, obwohl alle anderen auch die Fehler sehen nur man selbst nicht, gibt es bei mir nicht.
Ich halte das ganze mit "ich muss mich erst Verlieben damit ich jemanden Lieben kann" auch für eine reine alberne Sache. cooper hat auch hierzu geschrieben, dass nach 3-18 Monaten das vorbei ist und nicht wenige Beziehungen auch. Gefühle kann man auch über die Zeit entwickeln und auch das Gefühl von der Verliebtheit mal haben mit Schmetterlingen im Bauch, aber dann eher zwischendurch und nicht am Anfang einer Beziehung die sich gerade erst noch aufbaut.
Bei mir dauert es bis zum Lieben ungefähr genauso lange wie bei Menschen, die sich vorher verlieben. Es ist nicht so, dass ich einen Mann dreimal sehe und dann liebe ich den. Ebenso wie bei verliebten Menschen muss ich sehr viel Zeit mit dem anderen verbracht haben und ihn immer besser kennengelernt haben, damit sich vielleicht, wenn es passt, Liebe einstellt.
Allerdings erfordert das dann eben einiges an Initiative und Geduld vom Mann. Denn den finde ich ja lange nur als ganz nett, unterhaltsam und angenehme Gesellschaft. Deshalb verbringe ich zwar gerne Zeit mit ihm, aber wenn der Kontakt einschlafen würde, würde mir das gar nicht wirklich auffallen.
Nehmen wir mich und meinen Mann, denn das ist typisch für mich verlaufen. Er war direkt beim ersten zufälligen Treffen hin und weg. Ich fand ihn nett, hätte mich aber von selbst nie mit ihm befasst, so nett fand ich ihn eben auch nicht. Aber er war hartnäckig. Wir haben uns in einer Gruppe zur Prüfungsvorbereitung regelmäßig gesehen und er nutzte die Zeit.
Bald saß er neben mir, dann regte er gemeinsames Lernen an. Wer so viel lernt, nebenbei arbeitet, zwei Pferde und einen Hund hat, der muss auch mal Pause machen, fand er. Also zerrte er mich immer wieder von meinen Verpflichtungen weg, damit ich mal entspannen kann. Das ist natürlich eine intelligente Taktik. Ich hatte zu dem Zeitpunkt kein Auto, man glaubt nicht, was alles auf seinem Weg lag oder wo er sowieso in der Nähe war.
Nach mehreren Monaten war ich mir sicher, dass der nun wirklich mehr von mir will. Also wurde es aus meiner Sicht Zeit für ein ernsthaftes Gespräch. Schließlich wäre es ziemlich unfair, wenn der arme Kerl sich Hoffnungen macht und ich kein Interesse habe. Aber das kluge Kerlchen spielte sein Interesse herunter und pochte außerdem auf sein Recht, das selbst zu entscheiden. Wenn ich seine Gesellschaft mag, seien irgendwelche Hoffnungen allein sein Problem.
Also ging es weiter wie bisher. Wir verbrachten unendlich viel Zeit zusammen, man teilte viel vom alltäglichen Leben, integrierte sich in die Freundeskreise des anderen. Und ich habe seine Gesellschaft immer mehr genossen. Ich habe ihn ebenso intensiv kennengelernt, wie sich Verliebte kennenlernen. Nur eben ohne romantische Gefühle oder körperliche Nähe.
Irgendwann hat natürlich auch der geduldigste Mann genug, es musste aus seiner Sicht eine Entscheidung her. Entweder es wird was, oder er zieht sich zurück. Und das fühlte sich dann einfach richtig an. Aber eben nicht Hollywood mit einem Himmel voller Geigen. Es war eher wie Zuhause ankommen. Eben warm, vollkommen vertrauensvoll, intensiv, aber nicht aufregend, wenn man von der erotischen Komponente absieht.
Und nein, ich habe kein Problem mit Sex. Nur ist ein Mann, der mich sofort körperlich anzieht, für eine Beziehung uninteressant. Das führt nur zu einer mehr oder minder langen netten Zeit. Verliebt bin ich da nicht, da geht es nur um Lust. Aber das ist langfristig nicht wirklich erfüllend.
Und ein Garant für eine dauerhaft glückliche Beziehung ist das nicht verlieben natürlich auch nicht. Auch Liebe kann auf der Strecke bleiben. Außerdem muss ein möglicher Partner einen langen Atem haben. Da kann man natürlich tolle Menschen verpassen. Aber ich empfinde das nicht als Problem. Ich hatte wundervolle Partner und der letzte macht mich immerhin seit dem letzten Jahrtausend in jeder Beziehung glücklich.
Für mich ist es schwer, nachzuvollziehen, dass manche Menschen nie verliebt sind, dann aber trotzdem irgendwann eine Person lieben und das nicht auf platonische Art. Ich habe mir zuvor noch nie so richtig Gedanken über das Thema gemacht, aber für mich hat es bisher immer automatisch dazugehört, mich in einen Partner auch zu verlieben. Bei mir war ich immer in einen Partner verliebt, bevor ich mit ihm zusammengekommen bin oder während die Beziehung lief.
Ich verliebe mich mittlerweile auch nicht schnell, sondern das dauert seine Zeit. Ich muss jemanden dann einfach entsprechend gut kennen und auch schon verschiedene Situationen mit ihr erlebt haben. Und das ist normalerweise erst nach einigen Wochen oder Monaten der Fall. Erst ist mir eine Person sympathisch und ich mag sie gerne, bis ich mich verknalle und schließlich irgendwann verliebe. Und das ist für mich dann die Basis für eine Beziehung.
So läuft es eben bei mir ab, wobei es interessant zu wissen ist, dass es eben auch anders geht. Ich denke, dass jeder Mensch da einfach unterschiedlich ist. Manche verlieben sich ja sehr schnell und sind manchmal sogar in mehrere Personen gleichzeitig verliebt, während es bei anderen sehr lange dauert und sie sich kaum oder eben gar nicht verlieben.
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