Menschen aus Billiglohnländern aufnehmen?

vom 09.10.2015, 16:33 Uhr

Wie in einem anderen Thema geschrieben, gibt es viele Menschen, die für sehr wenig Geld im Ausland arbeiten gehen würden, nur damit wir hier günstig Sachen und Klamotten kaufen können.

Würdet ihr Menschen hier einwandern und arbeiten lassen, welche beispielsweise aus Bangladesh hierher gekommen sind, dort unter lebensbedrohlichen Bedingungen für 15 Cent die Stunde gearbeitet haben und von dort weggegangen sind um hier ein besseres Leben zu führen?

Anmerken möchte ich, dass es sich nicht um Menschen handelt, die vorm Krieg geflohen sind, ich meine Menschen, die "der Gesundheit zuliebe" und aus Verantwortungsbewusstsein für ihre Kinder dort weggegangen sind.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Mal eine ganz kleine Frage: Nehmen wir eine typische Näherin aus Bangladesch. Diese Frau schuftet seit ihrem 11. Lebensjahr in der Fabrik. Sie kann kaum Lesen oder Schreiben, sie kann keine Fremdsprache. Was soll diese Frau hier arbeiten? Wovon soll sie leben?

Sicherlich haben die Menschen bessere Lebensbedingungen verdient. Sie sind extrem fleißig und auch garantiert nicht dumm. Aber wie viel Zeit vergeht, bis ausreichend Kenntnisse da sind, dass hier ein vernünftiger Job in greifbare Nähe rückt? Zum Hungerlohn hier als Zimmermädchen arbeiten, das ist wohl keine große Verbesserung oder Perspektive.

Außerdem ändert sich damit nichts für die Menschen, die in beispielsweise Bangladesch bleiben. Ihre Arbeit wird nicht besser entlohnt. Die Rahmenbedingungen verändern sich kein Stück. Was sollte das also verbessern?

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Nun so wie es bei den jetzigen Flüchtlingen auch sein wird. :) Nur weil sie aus Bangladesh kommen, wird das Verfahren nicht anders sein. Welchen Bildungsstand oder Ausbildungsstand die jeweilige Person hat, kann man nicht generalisieren.

Es kann auch sein, dass schon eine Ausbildung oder Abschlüsse vorhanden sind, nicht alle Leute in dem Land sind unter oder Nichtqualifiziert, dass wäre zu einfach, wenn man das behaupten würde, ohne es belegen zu können. Da gehört es mehr dazu, als nur eine 5 Minuten Reportage zu dem Thema im TV zu ansehen oder sich an eine Stammtischdiskussion zu beteiligen.

Nun das sich dort dadurch nichts ändert, das die Person/en hier her kommen ist richtig, für die Personen an sich, die hier herkommen schon und darum geht es ja hier in dem Thread, das Andere ist wieder ein anderes Thema. :-)

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Die, die jetzt hier ankommen, dürfen bleiben, wenn ein Grund besteht, um Asyl zu gewähren. Die, die aus rein wirtschaftlichen Gründen kommen, müssen auch wieder gehen. Wo ist nun der Unterschied zur Näherin aus Bangladesch, die auch nicht kommen dürfte und wenn sie es täte, wieder gehen müsste?

Die Menschen, die hierbleiben dürfen, fliehen nicht vor schlechten Arbeitsbedingungen und schlechten Löhnen. Sie fliehen vor Krieg und Verfolgung. Das ist mehr als nur ein kleiner Unterschied, oder?

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Finde ich nicht, beide Gruppen sind gefährdet, das ist schon mal eine Gemeinsamkeit. Die Erfahrung der Näherinnen beispielsweise kann hier dazu beitragen um wieder Klamotten in Deutschland zu produzieren, nur unter besseren Bedingungen, eben damit man nicht mehr im Ausland produzieren muss.

Ob ich Als Auftraggeber nun die 8,50€ an das Werk überweise oder die 8,50€ der Näherin in der Stunde gebe ist fast egal. Fast, denn das Geld bekommt hier dann die Näherin zum Leben und nicht irgendein Werk, welches nur einen Bruchteil davon bekommt.

Ich meine, dass die Näherin nur einen Bruchteil davon bekommt. Das ist nämlich Realität. Ist bei Zeitarbeitsfirmen ähnlich, sie bekommen von Unternehmen mehr Geld, als was sie dem AN auszahlen.

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Wozu brauchen wir die Näherin aus Bangladesch, damit hier wieder Kleidung produziert werden kann? Sind die Massen an Näherinnen, die hier ihren Job verloren haben, zu dumm? Sollen diese Frauen arbeitslos bleiben?

Übrigens verdienen Näherinnen in Deutschland mehr als den Mindestlohn. Nach deiner Auffassung sollen also Arbeiterinnen aus Billiglohnländern hier für Lohndumping sorgen und die noch verbliebenen, einheimischen Näherinnen vom Markt verdrängen?

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Nein es gibt einfach zu Wenige. Da gab es mal eine TV Sendung wo eine Existenzgründerin eine Nähbude aufmachen wollte, man muss nicht denken, dass sie es einfach hatte, geeignete Bewerber zu finden. Nimm nicht alles auf die Goldwaage, ich hätte auch sagen können, dass sie statt 8,50€ halt 10,00€ verdienen, es ist nur eine Zahl, ein Beispiel, eine Anregung. :-)

» Nebula » Beiträge: 3041 » Talkpoints: 6,06 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



In kleinerem Maßstab gibt es das doch schon längst. Auch in der EU gibt es sehr arme Länder, zum Beispiel Bulgarien und Rumänien. Dort mag es zwar nicht ganz so extrem sein, aber es ist schlimm genug. Von dort kommen dann Arbeiter, die für einige Monate hier arbeiten und in der Zeit genug Geld verdienen, um sich und ihre Familie zu finanzieren. Und das gilt, obwohl sie in der Regel eher am unteren Lohnniveau in Deutschland angesiedelt sind.

Damit leisten wir ja schon einen Beitrag zur Unterstützung ärmerer Länder. Das kann natürlich nicht das Ungleichgewicht durch die systematische Ausbeutung armer Länder in Asien ausgleichen. Aber dagegen gibt es kein Erfolgsrezept. Die betroffenen Menschen können wir nicht nach Deutschland holen, weil das hunderte Millionen sind.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Dann darfst du aber nicht die vergessen, bei denen das nicht klappt. Wir haben 12.000 Bulgaren und Rumänen in der Stadt, die unter unmenschlichen Bedingungen hausen. Ohne Job, ohne Krankenversicherung gehen sie auf den Arbeiterstrich und prostituieren sich.

» cooper75 » Beiträge: 13381 » Talkpoints: 510,47 » Auszeichnung für 13000 Beiträge


Und offensichtlich scheinen sie trotzdem noch in Deutschland mehr Perspektive zu sehen als in ihren Heimatländern. Ich denke das ist schon bezeichnend für die Situation dort.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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